Seite 24 - 2002-06

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Co n t r o l l e r
magazin 6/02 - Dietram Schneider / Volker Seitz / Karl Dellner / Robert Schatz
schon in einer leichten Rezession, bei der
Produktivitätsverluste befürchtet werden
müssen. Mi t einem Wachstumsaus-
schöpfungsgrad von über 100 Prozent
können die kleinsten Wachstumsraten
besonders in Stagnationszeiten noch für
Produktivitätseffekte genutzt werden. Die
hohe Ausschöpfungsquote kann zu Kos–
teneinsparungen führen und im drohen–
den Preiskampf als Trumpfkarte ausge–
spielt werden. Mi t nur durchschni tt i ich
knapp 4 Prozent Umsatzwachstum p. a.
ist Ford ein Wachstumsschwächl ing.
Empfehlenswert sind deshalb Program–
me auf der Seite des Wachstums, um die
Konjunkturreagibi l i tät zu nutzen und die
ger i nge En t f e r nung zur k r i t i schen
Wachstumsschwelle (4,3 Prozentpunkte)
zu hal ten bzw. auszubauen.
V o l k s w a g e n :
Bei Volkswagen ergibt sich eine negative
Basisprodukt ivi tät von - 0 , 9 Prozent. Sta–
gniert die Autokonjunktur, muss Volks–
wagen f o l g l i ch mi t Pr oduk t i v i t ä t s –
e i nbußen r echnen . Die „ k r i t i s che
Wachstumsschwel le" liegt bei -i- 2 Pro–
zent , die Vo l kswagen mi ndes t ens
braucht, um Produktivitätsfortschritte zu
erzielen. Da die Wolfsburger mi t jährl ich
etwa 9 Prozent im Durchschnitt gewach–
sen sind, liegen sie noch über ihrer kriti–
schen Schwelle. Das Polster von ca. 7
Prozentpunkten kann aber in einer star–
ken Rezession schnell aufgebraucht sein.
Durch die konjunkturresistente Perfor–
mance (vgl. die geringe Steigung der
Produktivitätskurve) wi rd jedoch diesem
Trend entgegengesteuert. Dennoch soll–
te der Konzern auf Wachstum setzen, um
bei verschlechterter Konjunktur die kriti–
sche Wachstumsschwel le weiter auf Di–
stanz zu hal ten. Ein in stagnierenden
Phasen stabiles Verhalten blockiert je–
doch auch Chancen auf größere
Pr oduk t i v i t ä t s f o r t sch r i t t e in Boom–
phasen. In den vergangenen 10 [ahren
gewann der Volkswagen Konzern aus
seinem Wachstum lediglich etwas über 3
Prozent an Produkt ivi tät. Das entspricht
einer Ausschöpfungsquote von nur
knapp 40 Prozent. Volkswagen reiht sich
dami t nur im Mi ttel feld der Automobi l –
hersteller ein. Demnach ergeben sich
hohe Rat ional isierungspotenziale, die
von Volkswagen systematisch genutzt
werden sol lten. Das heißt, dass Volkswa–
gen sowohl auf der Wachstums- als auch
auf der Produktivitätsseite Handlungs–
bedarf verspürt.
Audi:
Die Ingolstädter brauchen das größte
Wachs t um, um For tschr i t te auf der
Produktivitätsseite zu erreichen. Diese
ergeben sich erst bei einem Wachstum
von über
+ 7
Prozent. Unterhalb dieser
Schwelle werden sich Produkt ivi täts–
verluste einstellen; bei Nul lwachstum
muss das Audi-Management mi t einem
Produkt ivi tätsrückgang von etwa - 4
Prozent rechnen, wenn nicht eine
funda–
mentale
Produktivitätsoffensive einge–
leitet wi rd. Das bisherige Wachstum -
mi t jährl ich über 12 Prozent das im Ver–
gleich höchste - und die Preisstrategie
im Premiumfeld haben offenbar vorhan–
dene Pr oduk t i v i t ä t sp r ob l eme über–
tüncht . Darüber, ob und gegebenenfalls
inwiewei t dies eine Ursache für die Ablö–
sung des bisher igen Audi -Vorstands
Paefgen durch den Nachfolger Winter–
korn war, lässt sich an dieser Stelle nur
spekulieren. Fest steht allerdings, dass
die Produkt ivi tätsbi lanz im Volkswagen–
konzern vor allem deshalb negativ aus–
fällt, wei l sie von der Tochter Audi nach
unten gezogen wi rd. Besonders bekamen
Kunden des Pr emi umanb i e t e r s die
schlechte Produkt ivi tätssi tuat ion zu spü–
ren. Diese mussten wegen der enormen
Preissteigerungen immer tiefer in die Ta–
sche greifen und zahlten somi t die Zeche
für den Ingolstädter Autobauer.
4.
Weitere Folgerungen für Audi aus
dem Projekt „Pro-Bench-Reg"
Besonders prekär kann die Situation für
Audi werden, wenn man die eigenen Ab–
satz- und Umsatzplanungen des Unter–
nehmens bis in das )ahr 2006 verfolgt
(vgl. Tabelle 2). Danach soll der Gesamtab–
satz bis zum lahre 2006 lediglich um ins–
gesamt etwa 5 Prozent steigen, was einer
jähriichen Steigerung von lediglich knapp
einem Prozentpunkt entspricht. Ähnl ich
verhalten ist die Umsatzplanung; kumu–
liert bis 2006 ist lediglich eine Steigerung
von 14 Prozent geplant, was zu einer jähr–
lichen Steigerung von nur etwa 2,5 Pro–
zent führt. Trotzdem soll das Ergebnis vor
Steuern etwa konstant bleiben.
Sowohl auf der Basis des Gesamtumsat–
zes als auch auf der Grundlage des men–
genmäßigen Absatzes bleibt Audi dami t
weit unterhalb der kritischen Wachstums–
schwelle von -+ 7 Prozent.
Angesichts der bisherigen Produktivitäts–
entwicklung bei Audi scheint daher die
geplante Ergebniskonstanz ohne die Ver–
folgung eines durchschlagenden Kurses,
der die Produktivitätssteigerung in den
M i t t e l p u n k t
der
Managemen t –
anstrengungen rückt, wenig realisrisch.
Zwar könnten Preissteigerungen dazu
bei t ragen, die negat iven Folgen des
Produktivitätseffekes für den Gewinn zu
kompensieren; allerdings ist aufgrund der
bevorstehenden Konjunkturf laute in der
Automobi l industr ie und des sich (u. a.
dadur ch)
ve r schä r f enden
Preis–
wettbewerbs kaum mi t größeren Preis–
steigerungen zu rechnen.
1
Audi Konzern
| 2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
1
1
Ist
Plan
1
Umsatz (in Mio. Euro)
19.952
22.032
22.050
23.040
24.470
25.890
25.440
Mitarbeiter
49.396
51.141
50.000
50.000
51.000
51.000
50.500
Absätze
653.700 726.431 727.000 727.000 754.000 802.000 770.000
Ergebnis vor Steuern
986
1.322
1325
1110
1170
1360
1330
Umsatzrendite (v. St.)
4,9
6,0
6,0
4,8
4,8
5,3
5,2
Tabelle 2: Planzahlen für Audi (Quelle: Hillebrand 2002)
550