Seite 14 - 2002-06

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Controller magazin 6/02 - Christian Schneider
Zuordnung CM-Themen-Tableau
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F
V
CONTROLLING VON
WORKING CAPITAL BEI
LOGISTIKDIENSTLEISTERN
von Christian
Schneider,
Essen
Dr. Chr ist ian Schneider, Control ler im Head
Of f i ce , Sc h e n k e r AG , A l f r ed s t r aße 8 1 ,
D-45130 Essen
Mai l :
Vorbemerkungen
Knappheitserscheinungen sowie die in
marktwi r tschaf t l ich organisierten Syste–
men zentrale Bedeutung des Erfolgszieles
zwi ngen das Managemen t zu einer
rentabi l i tätsorient ierten St euerung al–
ler Aktivitäten.
Das Rentabilitätsstreben
wi rd deshalb üblicherweise als vorrangi–
ges betriebswirtschaftl iches Ziel ange–
sehen.
Die Aufrechterhal tung der Li–
quidität,
also die Eigenschaft von Wirt–
schaftssubjekten, ihren
Zahlungsver–
pf l ichtungen jederzeit nachzukommen ,
ist hingegen strikte Nebenbedingung des
Rentabilitätsstrebens, deren Nichterfül–
lung zum sofortigen Ausscheiden des
Unternehmens aus dem Wi rtschaf ts–
prozess führ t . Das Cont rol l ing bzw.
Management von
Working Capital bie–
tet e i nen Hebe l zur Bee inf lus sung so–
woh l von Rentabilität als auch von Li–
quidität.
Entsprechend eignet es sich in
besonderem Maße als Controlling- und
Steuerungsinstrument.
Das
Working Capital, Net Working Capi–
tal oder Ne t touml aufvermögen oder
Betr i ebsvermögen,
wie es auch bezeich–
net wi rd, ist
als Uml aufvermögen ab–
zügl i ch aller ni cht verz ins l i chen Ver–
bindl i chke i ten definiert.
Es lässt sich
dadurch ermi t teln, dass man Vorräte,
Forderungen aus Lieferungen und Lei–
stungen sowie sonstige Forderungen und
Vermögensgegenstände des Umlaufver–
mögens addiert und davon Verbindlich–
keiten aus Lieferungen und Leistungen,
kurzfristige Rückstellungen und sonsti–
ge unverzinsliche Verbindlichkeiten sub–
trahiert. Das
(Net) Working Capital wird
dami t als der Teil d e s Umlaufvermö–
g e n s definiert, der durch verz ins l i ches
Kapital finanziert we rden mu s s .
In Ab
hängigkeit von der Dauer der Kapitalbin–
dung lässt sich permanentes und f luktu–
ierendes Working Capital unterscheiden.
Letzteres ist Folge von Umsatzspitzen.
+ Vorräte
+ Forderungen aus Lieferungen und
Leistungen
-I- sonstige Forderungen / unverzins–
liche Vermögensgegenstände / ak–
tive Rechnungsabgrenzungsposten
- kurzfristige Rückstellungen
- Verbindl ichkei ten aus Lieferungen
und Leistungen
- sonstige unverzinsliche Verbindl ich–
ke i ten / passive Rechnungsab–
grenzungsposten
= Working Capital
Abb. 1: Definition Working Capital
Steuerungsrelevanz des Working
Capital
Working-Capital-Management kann den
Cash Flow eines Unternehmens erhöhen,
und zwar durch Freisetzung von Kapital,
das im Umlaufvermögen gebunden ist.
So wi rkt eine Verringerung der Forderun–
gen aus Lieferungen und Leistungen
du r ch Ve r kü r zung der Forderungs–
laufzeiten unmi t telbar Cash Flow- und
l iquidi tätserhöhend. Da es aus ökonomi–
scher Sicht unsinnig ist, die aus der schnel–
leren Forderungsl iquidation generierten
Mi t tel als Kasse zu hal ten, können ent–
weder verzinsliche Verbindlichkeiten ab–
gebaut oder diese Mi t tel zinsbringend
angelegt werden. Zwangsläufig ergibt sich
dami t eine Verbesserung von Finanz–
ergebnis, Betriebsergebnis und Jahres–
überschuss. Working-Capital-Manage–
ment opt imiert somi t nicht nur die Liqui–
di tät , sondern verbessert auch die Renta–
bi l i tät. Der gleiche Effekt t r i t t im Übrigen
bei einer Verringerung der Vorratshal–
tung bzw. einer Erhöhung des Vorrats–
umschlages ein.
Eine Erhöhung des Bestandes an Ver–
bindl ichkei ten aus Lieferungen und Lei–
s t ungen du r ch Pr o l onga t i on der
Zahlungsdauer verr inger t das Netto–
uml au f vermögen dadurch, dass ein
größerer Teil des Umlaufvermögens zins–
frei finanziert werden kann. Auch dies
hat positiven Einfluss auf Rentabilität
und Liquidi tät. Letztendlich erhöht ak–
tives Working-Capital-Management die
finanzielle Unabhängigkeit einer Unter–
nehmung und dami t die Kreditfähigkeit
und reduziert den Kapitalbedarf. Dies
kann auch dazu beitragen, dass zusätz–
l iche Invest i t ionen real isiert werden
können, die andernfal ls unterbl ieben
wären.
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