Seite 13 - 2002-06

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Controller magazin 6/02
Im heu t e no t wend i gen Ausmaß
be l as tungs - und dami t l e i s tungs fähig
sind für Wetzig-Würth mi t Blick auf die
deut l ich zunehmenden psychischen Er–
krankungen
nur no c h Men s chen , di e
s i ch in d e n Grundzügen ihrer se lbs t
s icher s ind, di e Vertrauen zu s ich u n d
ihren Fähigkei ten haben .
„Erst wenn
ich weiß, wer ich bin, was ich wi l l und
was ich kann, höre ich auf, lediglich zu
reagieren und fange an zu agieren, mein
Leben selbst ganz bewusst zu steuern",
gibt sie zu bedenken.
Erst dann näml ich, sagt sie, könne sich
auch das gerade für die geistig-seelische
Verfassung so wicht ige Gefühl, die Dinge
im persönlichen Bereichwenigstens noch
einigermaßen unter Kontrolle zu haben,
einstel len. Das Gefühl des Kont rol l –
verlustes, das belege die Stressforschung
nur zu deut l ich, destabilisiere und lahme
einen Menschen mehr als alles andere.
„Wer heutzutage Erfolg haben und trotz–
dem gesund bleiben wi l l , braucht Zugang
zu seinem Innenleben", lässt auch v
Wahlert keinen Zweifel an der unbedingt
gebotenen Sorge um die
e i g e n e
Persönl ichkei tsentwicklung.
„Er muss
Konflikte erkennen, die entstehen, wenn
Strukturen unüberschaubar und Verän–
derungen unkalkulierbar werden. Und er
muss für sich die Konflikte lösen können.
Er muss wissen, wie Bindung funktioniert,
wie Trauerarbeit zu leisten ist, wie Hoff–
nung, Mot ivat ion, Begeisterung und En–
gagement entstehen kann. Ohne Zugang
zu den seelischen Ressourcen bleiben
Zufriedenheit und Erfolg auf der Strecke."
Doch wie muss man sich die dazu not–
wendige mentale Fitness vorstellen? Als
einen kognitiv-emotionalen Zustand, den
der renommierte amerikanische Sport–
psychologe Dr lames E. Loehr als „eine
wohlausgewogene Mischung aus emo–
tionaler Flexibilität, emot ionalem Enga–
gement, emotionaler Stärke und emotio–
naler Spannkraft bezeichnet. Dabei ver–
steht Loehr
emo t i ona l e Flexibilität
als Fähigkeit,
sich auf Belastungen und Verände–
rungen einstellen und in angespann–
ten Situationen unverkrampf t und
ausgegl ichen bleiben zu können;
nicht aufzubrausen und im Bezug
auf die anstehenden Aufgaben und
Herausforderungen eine positive Ein–
stel lung zu entwickeln und durchzu–
hal ten.
emot i ona l es Engagement
als Fähig–
keit, sich unter Druck und Unsicher–
heit eine geschmeidige, konzentrier–
te, langfristige Aspekte stets mitein–
beziehende zielbezogene Handlungs–
fähigkeit zu bewahren und nicht in
Schein- oder kurzfristig Erfolge ver–
sprechende Aktivitäten auszuweichen
oder sogar gänzlich zu blockieren.
emot i ona l e Stärke
als Fähigkeit, im
Kontakt mi t anderen unter arbeits–
mäßiger, zeitlicher oder sonstiger si–
tuativer Belastung den Eindruck einer
gewissen inneren Ruhe und Ausgegli–
chenheit zu vermi tteln, anstatt eine
Atmosphäre von Hektik, Frustration
oder gar Resignation zu verbreiten.
emot ional e Spannkraft
als Fähigkeit,
v e r g ebene Chancen, Ent täuschun–
gen , Fehl schläge und Mlßerfolgs-
er l ebni s se als Lerns i tuat ionen
zu
begreifen und zu verarbeiten, defini–
t ive Fehler als solche zu erkennen, zu
ihnen zu stehen und sie beherzt zu
korrigieren und sich so unbefangen
anstehenden Aufgaben, im Wege
stehenden Problemen und/oder ins
Auge gefassten Zielen zu widmen.
Mentale Fi tness
ist für Loehr dami t der
Ausdruck des Vermögens eines Menschen
* sich nicht impulsiv vom Moment mi t
seinen noch unverarbei teten Ein–
drücken durch ein ständiges Wechsel–
bad der Gefühle ziehen, verunsichern
und zu unausgereiften Äußerungen,
Entscheidungen und Handlungen
verieiten zu lassen;
* sich sowohl von f ixierten persön–
l ichen als auch in seiner Umgebungs–
kul tur verankerten oder zeitgeistig
verfestigten Denk- und Verhaltens–
mustern befreien und von bewähr–
ten Erfolgspfaden lösen zu können
und sich aufgrund dessen auf neue
Gegebenheiten unvoreingenommen
einstellen und an deren Bewäl t igung
arbeiten zu können;
* in der Lage zu sein, sich unter verän–
derten Umständen (s)einem Ziel auf
ungewohnten beziehungsweise einer
Kombinat ion von sich ergänzenden
alten und neuen Wegen nähern zu
können;
* in der Situation über der Situation zu
stehen und sich so ungeachtet der
Rahmenbed i ngungen tendenz iel l
inneri ich frei, (welt-)offen und kon–
zentriert an seiner oberen Leistungs–
grenze bewegen zu können.
Wie erwi rbt man dieses Vermögen?
Dr. Hans Eberspächer, Psychologie–
professor an der Universität Heidelberg
und anerkannter Fachmann für Fragen
der Bewußtseinssteuerung und Stress–
bewäl t igung und der Beratung und men–
talen Betreuung von Hochleistungssport–
lern und Leistungsträgern, nennt als
w e s e n t l i c h e Schr i t t e z um Au f bau
mental er Kompetenz:
Se lbs tgesprächsregulat ion:
Selbst
gespräche und Handeln sind nicht
voneinander zu trennen. Die Intensi–
tät von Selbstgesprächen n immt mi t
der eriebten Beanspruchung zu. Die–
se Erkenntnis ist wi ch t i g für das
Selbstmanagement. Weniger Erfolg–
reiche thematisieren dabei überwie–
gend Selbstzweifel. Die Erfolgreichen
bauen sich mi t zuversichtl ichen Ge–
danken auf. Erfolgreiche fokussieren
sich in ihren Selbstgesprächen auf
ihre Aufgabe.
• Vorstel lungsregulat ion:
Die Vorstel–
lung beeinflusst das, was
wir
nach–
folgend erieben und erfahren. Sie
wi rkt sich auf unser Handeln, Kön–
nen, Auftreten aus. Und dami t auch
auf das Handeln der Menschen, mi t
denen wi r in der Situation zu tun
haben. Vorstel lungen verstanden als
vorweggenommene interne Reprä–
sentat ionen von Wi rkl ichkei t sind
somi t wicht ige Prüf- und Führungs–
größen für unser Handeln.
Au fme rks amke i t s r egu l a t i on :
Wi r
leben jetzt, müssen aber stets an
morgen denken. Heute noch stärker
als früher. Weniger das, was jetzt im
Moment zu bewäl t igen ist, sondern
das, was kommen könnte, n immt
unsere Aufmerksamkei t gefangen.
Regenerat ion:
Wie Menschen heute
unter Anspannung, Druck und Ver–
unsicherung leiden, ist bekannt. Die
Lösung liegt aber sicher nicht in der
berühmten goldenen Mi t te, die viel
von der Spannung wegnehmen und
bei der Entspanntheit ein bißchen
d r au f sa t t e l n wü r d e , bis be i de
Spannungsl inien sich in der Mi t te
treffen. Es entstünde vielleicht eine
gerade Linie. Lebensvorgänge be–
schre i ben
We l l enbewegungen
zw i schen Spannung und Ent–
spannung.
Zuordnung CM-Themen-Tableau
11
G
539