Seite 35 - 2000-04

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C o n t r o l l e r
magazin 4/2000
INFORIVIATIONSBASIERTES
WISSENS- UND
QUALIFIZIERUNGS–
MANAGEMENT
von Dipl.-Kfm. Jörg Becker, Friedrichsdorf
Dipl.-Kfm. Jörg Becker, Merowinger Weg 2.
61381 Friedricfisdorf,
Beratungs-
und
Wissenscfiafts-Joumalist; zuvor
be/
Untemeh-
mensberatungen Artfiur Andersen, Cooper's &
Lybrand, KPtAG u. a. als Senior Manager tätig.
Die Entwicklung hin zur Informationsge–
sellschaft sorgt nicht nur für partielle
Veränderungen, sondern kündigt bereits
die künftige Gesellschaft an.
Bei immer
kür ze r en I nnovat i onszyk l en w i r d die
Qual i tät der Mi tarbei ter z um strategi –
schen Erfolgsfaktor.
Die Wettbewerbs–
fähigkeit eines Unternehmens hängt
nicht zuletzt von der Fähigkeit der Mitar–
beiter ab, wie schnell diese auf neue Ent–
wicklungen zu reagieren in der Lage sind.
Die Ha l bwer t ze i t des Wi ssens s inkt
dramat i sch ab:
beispielsweise beträgt
die Halbwertzei t des Informatikwissens
nur noch ein bis zwei jähre, d. h.
ohne
regelmäßiges Aktual i s ieren u n d Auf–
f r i schen könn t e wer tvol les K n owh ow
in kürzester Zei t nu r no c h die Häl fte
wer t sein.
Wenn sich das Wissen der Menschhei t
alle fünf lahre verdoppel t , ist es für
die
heutige „Lerngesellschaft"
unzei tgemäß,
Bi ldung i n erster Linie als
Kostenbela–
stung u n d ni cht als Invest i t ionschance
zu begreifen. Leistungsfähige Unterneh–
men zeichnen sich dadurch aus, dass sie
schnell lernen können: jeder einzelne für
sich wie auch im Team. Das bedeutet
auch, dass es idealerweise eine Verknüp–
fung geben muss
zw i s chen dem i nd i v i –
duel len Lernen des e i nze l nen Mi tar –
bei ters u n d dem Lernen des Un t emeh –
mens.
Als besonders wicht ige Qualifika–
tionen sind das „Denken in Zusammen–
hängen" (91,9 %) und die „Gruppen–
orientierung/Teamfähigkeit (76,5 %) an–
zusehen.
Neue informationsbasierte Berufs–
bilder
In der informationsbasierten Arbeitswelt
finden gewal t ige Umst ruktur ierungen
statt. Da ist der
Computer -An imateur ,
der Bilder für Film, Fernsehen, Video und
CDs kreiert. Der
Mu l t imed i a -Pro j ekt –
manager
plant und überwacht Projekt–
abläufe, kalkuliert und kontrolliert
die
Kosten. Der
Screen-Designer
gestaltet
die Bi ldschirmoberflächen für CDs, Inter–
net
-Seiten und Online-Dienste. Aufgabe
des
Mul t imedia-Autors
ist es, Produk
t ionsabläufezu beschreiben, Drehbücher
für CD-ROMs und interaktive Program–
me zu entwickeln. Der
Mul t imedia-Pro–
grammierer
wandel t die von Autoren
und Screen-Designern entwickelten In–
halte in Programme um,
Informat ions-
Broker
recherchieren in den wel twei ten
Onl ine-Datenbanken. Der
Web -Mas ter
konzipiert und pflegt jene Informations–
angebote, mit denen sich Unternehmen
und Organisationen im Internet darstel–
len. Für solche neuen Berufsbilder reicht
technische Versiertheit alleine nicht mehr
aus. Derartige Spezialisten sind über eine
standardisierte Ausbi ldung kaum noch
heranzuziehen.
Moderne Lernkonzepte haben
mit her–
kömml i cher Wi ssensvermi t t l ung nur
noch wen i g zu t un . So werden das
künden - u n d projektor ient ier te Lernen
sowi e das Coaching zu den wi cht ig–
sten Qual i f i z ierungsformen
der Zukunft
gehören. Im Vordergrund stehen Fragen
nach der Qual ifizierung für die Informa–
tionsgesellschaft, der didaktischen Ge–
staltung der lernenden Organisation, der
Entwicklung multimedialer Netzwerke
und Qual itätsstandards sowie nach ei–
ner effizienteren Umsetzung vorhande–
ner Qualifikationen in Wettbewerbsvor –
teile. D. h. der Weiterzubi ldende muss
sich einen zunehmenden Teil seines
Wissens selber aneignen und muss Stra–
tegien im Team entwickeln.
Länderübergreifende Öffnung des
nationalen Bildungsraumes
Aufgrund der steigenden Mobi l ität auch
über Ländergrenzen hinweg werden so–
woh l jugendl iche als auch erwachsene
Erwerbstätige zukünft ig die Europäische
Union stärker als Bi ldungsraum nutzen.
D. h. die nationalen Ausbi ldungssysteme
werden einer stärkeren internationalen
Öffnung durch Einbeziehung beruflicher
Au s t a u s c h p h a s e n in ande r en EU -
Mitgl iedstaaten Rechnung tragen müs–
sen. Die neuen EU-Bi ldungsprogramme
LEONARD da VINCI II und SOKRATES II
legen ab dem jähr 2000 besonderes Ge–
wicht auf die
Mobi l i tätsförderung.
Zur
Be s che i n i gung
v o n
Au s l and s –
qualifikationen in der beruflichen Ausbi l –
dung w i r d ab dem j ähr 2000 der
EUROPASS Anwe n d u n g f i nden . Der
Europass gilt für alle Formen der Berufs–
ausbi ldung, die einen betriebl ichen Aus–
bi ldungstei l enthalten.
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