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magazin 4/2000
Zuo r dnung CM- Themen - Tab l eau
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PRAXISORIENTIERTE METHODEN
DER UNTERNEHMENS-
BEWERTUNG
von Dr. Bernhard Böhm, Karlsruhe
Dr. Bernhard Böhm ist für Planung und Con–
trolling bei der IWKA Pacunion GmbH verant–
wortlich. Diese Gesellschaft steuert als fi^anage-
ment-Holding die Aktivitäten der IWKA AG im
Untemehmenäxreich Verpackungstechnik.
1.UNTERNEHMENSBEWERTUNG -
BAUSTEIN EINER UMFASSENDEN
DUE DILIGENCE
Die Akquisi t ion von Unternehmen oder
Unternehmenstei len ist für expansive
Unternehmen unter Ums tänden eine
schnelle und rentable Alternative zum
langwierigen internen Ausbau der eige–
nen operat iven Geschäftstätigkeit. Der
Chance eines schnellen und lukrativen
Wachstums durch die Übernahme einer
im Markt etablierten und eingespielten
Organisation steht das Risiko eines Fehl–
kaufs mit negativen Auswi rkungen auf
die Ergebnis- und Finanzsituation sowie
die strategische Ausgangslage des Käu–
fers entgegen.
Zur Minimierung dieses Risikos wi rd des–
halb das Akquisitionsobjekt und seine
relevante Umwel t im i-linblick auf den
potentiellen Käufer in der Due Diligence,
der sorgfältigen Prüfung des Unterneh–
mens, analysiert. Grundlegende Arbeits–
felder sind hierbei
• Re c hnung s - u n d F i n a n z we s e n ,
Steuern,
• Strategische Ausr ichtung, insbeson–
dere im Hinbl ick auf Märkte und
Produkte,
• Prozessketten und Technologien,
• Forschung und Entwicklung,
• Vertrieb und Market ing,
• Einkauf und Produkt ion,
• Aufbau- und Ablauforganisat ion,
• Management und Personal,
•
Informat ionssysteme,
• Rechts- und Umwel tr isiken.
Gespräche mit dem Management und
Un t e rnehmensbes i ch t i gungen geben
darüber hinaus Auskunft über Unter–
n e hme n s k u l t u r
u n d
F üh r ung s –
phi losophie des Akquisitionsobjekts.
Das
Due Di l igence Team des Käufers
sollte
neben Fachkräften für die genannten
Arbeitsfelder auch Führungskräfte
mit
operat iver Branchenerfahrung aufwei –
sen. Wahlweise können dann noch exter–
ne Spezialisten wie Wirtschaftsprüfer,
Steuerberater oder [uristen hinzugezo–
gen werden. Dies geschieht insbesonde–
re im Hinbl i ck auf länderspez i f ische
Rechts- und Übernahmevorschr i ften.
Die Aufgabe der Due Diligence ist
aber
nicht nur, die Kaufentscheidung selbst,
sonde rn auch die Ent sche idung übe r
einen s innvol len u n d ökonomi sch ver –
t retbaren Preis abzus i chern .
Die Metho–
den der Unternehmensbewertung haben
in diesem Zusammenhang eine unter–
stützende Funktion. Diese besteht dar in,
den Prozess der Preisfindung über die
Quantifizierung entscheidungsrelevanter
Kriterien zu objektivieren, um nachvol l –
ziehbare und rechenbare Kriterien an die
Bewertung anlegen zu können.
Die
Kaufpreisfindung selbst stellt dann
das E r gebn i s eines Ve r hand l un g s –
prozesses zwischen Käufer und Verkäu–
fer
dar, der unter anderem von den Inter–
essen des Käufers, den Verkaufsmotiven
des Verkäufers sowie der Angebots- und
Nachfragesituation im Hinbl ick auf das
Akquisitionsobjekt und der Wettbewerbs–
position beider Transaktionspartner ab–
hängig ist.
2. QUANTITATIVE METHODEN DER
UNTERNEHMENSBEWERTUNG
Die Vielfalt der genannten Arbeitsfelder
mit ihren unterschiedl ich messbaren Di–
mensionen macht bereits deutl ich, dass
e ine gan z he i t l i c he Bewe r t ung des
Akquisitionsobjekts mit Hilfe einer einzi –
gen Kennzahl nicht mögl ich ist. Trotz–
dem dominieren in der Literatur und in
der Praxis drei Ansätze, die auf den Da–
ten des Finanz- und Rechnungswesens
aufsetzen.
> Substanzorientierte Methoden,
> Ertragsorientierte Methoden,
> Cash-Flow-orientierte Methoden.
Diese Methoden liefern grundsätz l ich
Orientierungswerte, die dann in der Pra–
xis durch spezifische Auf- und Abschläge
im Hinbl ick auf die weiteren Kriterien
Strategie, Organisat ion, Personal etc. er–
gänzt werden.
2.1 Substanzwert
Der Substanzwert ist gleich der Summe
sämtlicher Einzelwerte der Vermögens–
gegenstände abzügl ich der Verbindl ich–
keiten des zu bewertenden Unterneh–
mens. Die Bewertung der Vermögens–
gegen s t ände er fo l gt z u Wi ede r -
beschaffungs- bzw. zu Reproduktions–
werten. Der Unternehmenswert wi rd so–
mit in der Regel hauptsächl ich über die
im Anlagevermögen gebundenen zukünf–
tigen Zahlungsströme gemessen. Zusätz–
lich berücksicht igt wi rd der bisherige
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