C o n t r o l l e r
magazin 4/2000 - Gerhard Römer
trol lern gleich gut gehen kann, so sollte
es doch allen gleich besser als zuvor ge–
hen. Auch wenn es nicht allen absolut
oder wenigstens prozentual besser ge–
hen kann, so sol lte es doch keinem
schlechter als zuvor gehen. Der Kern die–
ser Denkweise enthält die Forderung nach
einer absoluten Gerechtigkeit, die in den
Führungsgremien und in ihren Entschei-
dungsprozessen herrschen sollte. Daher
sollte sich auch die unternehmerische
Wertschöpfung oder die Einkommens–
vertei lung für alle Beteiligten gleich aus–
wi rken.
Exkurs II: Zukünftige Folgerungen für
die Controller-Arbeit
Für die unmi ttelbare Zukunft lassen sich
auf Grund der obigen Bemerkungen und
der Merkmalsausprägungen einer welt–
wei ten Gegenwar t des Control ler Ser–
vices eine Reihe von Schlussfolgerungen
ziehen:
(1) leder untemehmenspol i t ischen Alli–
anz muss ein Dialog der beteiligten Unter–
nehmenskul turen vorausgehen.
(2) Dazu ist es erforderlich, die Verhält–
nisse zwi schen diesen Unternehmens–
kulturen neu zu best immen, insbesonde–
re hinsichtl ich der Ausr ichtung auf die
Globalisierung.
(3) Dies setzt die Gleichberechtigung der
beteiligten Unternehmenskul turen vor–
aus; die westl iche Untemehmenskul tur
kann und darf nicht der einzige Maßstab
innerhalb der Globalisierung sein und
bleiben.
(4) Erst eine intensive Kommunikation
auf al len unternehmer i schen Ebenen
schafft die Voraussetzung für eine ge–
meinsame vortei lhafte Kooperation.
(5) Aber eine gleichberechtigte und kom–
munikat iv gepflegte Vereinheitl ichung
bedeutet keineswegs eine nivellierende
Vereinigung al lerUnternehmenskulturen
oder gar die Dominanz einer einzigen.
(6) Erst der offene Austausch kennzeich–
net die zukünf t i ge Form der Unter –
nehmenskul tur in der Global isierung.
(7) Ein hohes Maß an Anpassungsfähig–
keit ist gefordert , wenn der Vereini –
gungsprozess im globalen Umfang in
Gang kommen und wachsen soll.
(8) Ein derzeit erkennbarer Endzustand
der Globalisierung zeichnet sich durch
hohe qual itative Anforderungen aus, in
der alle anderen Qual itätsmerkmale „auf–
gehoben" (im Sinne von Hegel : beschützt
und bewahrt) sind.
(9) In letzter Konsequenz stellt sich auch
l ang f r i s t i g die Frage nach dem
Gleichgewichtspfad zwischen Einheit und
V i e l fa l t
au f
dem
Weg
des
Globalisierungsprozesses: dabei zeichnet
sich ein geschlossenes, geordnetes Gan–
zes aus verschiedenen Teilen ab.
5. Conclusio
Wie bei jedem Konjunkturverlauf bedeu–
tet eine Ver langsamung schon Rück–
schritt. Aber wenn die Globalisierung wie
ein fortlaufender Film betrachtet wi rd,
kann sie als eine Marschkolonne angese–
hen werden, die sich weit auseinander–
zieht:
-
we r mit erhöhtem Tempo nach v om
marschiert, lässt die Schwachen hin–
ter sich und verursacht dami t eine
ausgesprochene Ungleichheit. Mehr
noch: auch jede Beschleunigung er–
zeugt diese Ungleichhei t , wei l die
Mobi len die Chancen schneller nut–
zen. Die Durchschni tts-Geschwindig–
keit der gesamten Marschkolonne
steigt, wenn die Schnellen so dürfen,
wie sie möchten und können.
-
w e r h i ngegen in e ine Ma r s c h –
stockung gerät, kommt mit allen üb–
rigen gleich schnell oder gleich lang–
sam voran. In einer solchen Situation
gibt es keinen Anlass, von einer Un–
g l e i chhe i t ode r ga r v o n e i ne r
Gerechtigkeitslücke zu sprechen.
Die Vorstellung, dass jede intellektuelle
Control ler-Arbeit über einen Kamm ge–
schert werden könnte, muss mit dem
Aufkommen der Globalisierung ad acta
gelegt werden. Wegen der fortschreiten–
den Arbeits- und Wissenstei lung können
immer mehr Manager und Controller in
die Lage versetzt werden, ihre Talente
und Fähi gkei ten in der Güter - und
Wi ssensprodukt ion zu entfal ten. Das
Wissen, das sich immer schneller aus–
breitet und immer mehr Anwender fin–
det, scheint per se neutral zu sein - be–
zügl ich seines Einsatzes als Human- oder
Finanzkapital .
Die Global isierung ist kein Schicksals–
schlag. Was sie fordert, ist eine neue Be–
weglichkeit im Denken: eine vorwegge–
nommene Anpassung an die Verhältnis–
se von morgen. Wesentlich dabei ist, dass
alle Entscheidungsträger verstehen, was
durch und mit der Global isierung ge–
s ch i eh t : es w i r d nu r jenes ve r –
a n t wo r t u n g s b ewu s s t e
Ve r ha l t en
honoriert, das ein rationales und schöp–
ferisches Gestalten in einem Fühmngs-
gremium als selbstverständl iche Voraus–
setzung betrachtet.
Literatur
Spiritus rector ist für mich mit mehreren
Aufsätzen, aber insbesondere:
Herbert Giersch, Immer schneller, gefähr–
licher, ungleicher Das Wirtschafts
Wa c h s t um
in Zeiten der Globalisie–
rung, in: Frankhirter Al lgemeine Zei–
tung, N r 12,15.1.2000
Constantin von Barloewen, Kultur muss
Faktor der Realpolitik werden. Wider
die Tyrannei des Marktes und der
Kommun i kat i on , i n : FAZ, N r 17,
21.1.2000
Sir Ralf Dahrendorf, An der Schwelle zum
autoritären lahrtausend. Die Globali–
sierung und ihre sozialen Folgen wer–
den zur nächsten Herausforderung
einer Politik der Freiheit, in: Die Zeit,
Nr. 47,14. 11. 1997
E lma r Ma y e r , I deen z u He r aus f o r –
derungen fürdeutscheUnternehmen
im 21. lahrhunder t , in: Control ler
Magazin, Nr 2/1998,5.138-40.
•
Zuo r dnung CM- Themen - Tab l eau
05
06
21
G
E
V
300