C o n t r o l l e r
magazin 3/99
Ata
W E S E N T L I C H E U N T E R S C H I E D E
B E I D E R B I L A N Z I E R U N G U N D
B E W E R T U N G N A C H D E U T S C H E M
H A N D E L S R E C H T U N D D E N
U S - G A A P IM E I N Z E L A B S C H L U S S
von Dipl.-Kfm. (Univ.) Volker
Reil,
Hamburg und
Dipl.-Kfm. (Univ.) Dr. rer. pol. Uwe
U.
Seidel,
Müncfien
Dipl-Kfm. (Univ.) Voll(er Reil
ist Mitart>eiter im Rechnungs–
wesen/Beteiligungen derRaab
Karelier Tankstellentechnik
GmbH, Hamburg.
Dipl.-Kfm. (Univ.) Dr rer pol.
Uwe M. Seidel ist Senior
Consultant
der
KPMG
Consulting GmbH. München
undAutor zahlreicher Beiträge
zum
Datenschutz-,
Telekommunikations- undHan-
delsrecht
1 ZIELSETZUNG UND ADRESSATEN–
KREIS DES JAHRESABSCHLUSSES
NACH HGB BZW. NACH US-GAAP
Ve r e i n f a c hend l assen s i ch zwe i
„Bi lanz ierungswel ten" abgrenzen, die
sich hinsichtl ich ihrer Rechtstraditionen
sowie soz ioökonomi schen Rahmenbe–
dingungen unterscheiden. Zum einen die
• kont i nenta l europä i sche Bi lanz ie–
rungswel t mit Deutschland als be–
deutenden Vertreter sowie
• die ang l oamer i kan i sche Bi lanzie–
r ung swe l t , in der die Genera l l y
Accepted Account ing Principles der
USA (US-GAAP) eine herausragende
Rolle spielen.
1.1 Deutsche Rechnungslegung nach
dem HGB
In Deutschland ist die externe Rechnungs–
legung weitgehend gesetzlich geregelt.
Das Handelsgesetzbuch (HGB) enthält
u. a. Vorschriften zur Buchführung sowie
zum lahresabschluß und Lagebericht. Zur
Buchführung und zur Aufstellung eines
Jahresabschlusses sind hiernach Kaufleu–
te, Personengesellschaften (z. B. OHG, KG)
sowie Kapitalgesellschaften (z. B. GmbH,
AG) verpflichtet.
Die Zielsetzung des handelsrechtlichen
lahresabschlusses im Rahmen des be–
triebl ichen Rechnungswesens besteht
vorwiegend in der Einkommensbemes-
sungs- und Informationsaufgabe. Auf–
grund gesetzlicher Vorschriften soll der
lahresabschluß einer Kapitalgesellschaft
unter Beachtung der Grundsätze ord–
nungsmäßiger Buchführung (GoB) ein den
tatsächlichen Verhältnissen entsprechen–
des Bild der Vermögens-, Finanz- und Er–
tragslage des Unternehmens vermitteln.
Die Zielgruppe des handelsrechtl ichen
lahresabschlusses bi lden die Gläubiger,
Antei lseigner bzw. Gesellschafter, Ge–
schäftsführung, Arbei tnehmer sowie die
interessierte Öffentlichkeit (z. B. potenti –
elle Gläubiger und Gesellschafter).
Die
vom Gesetzgeber dem lahresabschluß
zugewiesene Aufgabe dient dem gleich–
berechtigten Schutz der Interessen der
jeweiligen Personengruppen.
1. 2 US-amerikanische Rechnungs–
legung nach US-GAAP
Demgegenüber gibt die amerikanische
Rechtstradition des Common Law ledig–
lich einen Rahmen vor, innerhalb dessen
sich Einzelfallrecht (Case Law) entwickeln
kann. Die amerikanischen Bilanzierungs–
vorschriften sind nur in geringem Maße
gesetzlich kodifiziert. Der weitaus größere
Teil wurde im Wechselspiel zwischen dem;
• F inanc ial Ac c oun t i ng St anda r ds
Board (FASE) ,
bestehend aus Vertre–
tern wi rtschaftsprüfender Berufsver–
b ä n d e
u n d
p r i v a t e n
Fach –
organisat ionen,
• der
S e c u r i t i e s a n d E x c h a n g e
Commi ss i on (SEC)
als der Börsen–
aufsicht,
• den Wirtschaftsprüfenden Berufsver–
b ä n d e n
u n d
p r i v a t e n
Fach
O r g an i s a t i o n e n
selbst
sowie
• den Bilanzerstellern
entwickelt. Das FASB hat bislang
wei t
über 100 „Statements
of Financial Ac–
count i ng Standards (SFAS) erlassen, die
um „ Interpretat ions" und „Technical
Bulletins" ergänzt wurden . Nach derzeit
herrschender Meinung werden die Ver–
lautbarungen der SEC zur Rechnungsle–
gung nicht zu den US GAAP gezählt. Zur
Aufstellung eines lahresabschlusses nach
US-GAAP und den Vorschriften der SEC
sind insbesondere börsennotierte Unter–
nehmen verpflichtet. Aber auch für nicht
börsennotierte Unternehmen, die freiwil–
lig oder aufgrund sonstiger Anforderun–
gen einen von Wirtschaftsprüfern geprüf–
ten und testierten lahresabschluß auf–
stellen, ist die Einhaltung der GAAP ver–
pfl ichtend.
Die Zielsetzung der US-amerikanischen
Rechnungslegung wurde im Conceptual
Framework des FASB formell niederge–
legt, das sich aus insgesamt sechs auf–
einander aufbauenden
Statements of
Financial Account i ng Concepts (SFAC)
zusammensetzt und u. a. als Deduktions–
basis für zukünftige Verlautbarungen des
FASB dienen soll. Im SFACWo. /(Objectives
of F inanc ial Repor t ing by Bus iness
Enterprises) wi rd die Zielsetzung der Rech-
nungs legung erwerbswi r tschaf t l i cher
Unternehmen festgelegt. Dabei umfaßt
das Financial Reporting nicht nur den
lahresabschluß, sondern alle Formen der
I nformat i onsvermi t t l ung für ex terne
Unternehmensinteressenten, die direkt
oder indirekt mit dem Rechnungslegungs–
system verbunden
sind.
Das gesamte
Financial Reporting und somit auch der
lahresabschluß soll die für wirtschaftl i –
che
Entscheidungen aller Unternehmens–
interessenten relevanten Informationen
liefern. Diese Aufgabe wi rd als
„Decision
Usefulness" bezeichnet.
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