Controller
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DARSTELLUNG UND
BEURTEILUNG VON ANREIZ–
SYSTEMEN ZWEIER INTER–
NATIONAL TÄTIGER DEUTSCHER
GROSSUNTERNEHMEN
von Dipl.-Kffr. Dr. Silke
Griemert,
Bad Soden a. Ts.
Dr. Silke Griemen arbeitet als
Lehrbeauftragte an den Fach–
hochschulen Aschaffenburg,
Frankfurt und Koblenz
I. EINLEITUNG
Die Bedeutung von Anreizsystemen als
Controllinginstrument w^ird in der aktuel
len betriebswirtschaftlichen Literatur her–
vorgehoben. Auch in den Unternehmen
wi rd diesem Thema immer größere Be–
achtung geschenkt. In dem vorl iegenden
Artikel sollen unterschiedliche Konzeptio–
nen zweier international tätiger deutscher
Großunternehmen vorgestellt und einer
kritischen Analyse unterzogen werden.
II. Begriffliche Grundlagen
Ein Anre i zsys tem dient dazu, erwünsch–
te Verhaltensweisen (durch Anreize/Be–
lohnungen) zu verstärken, unerwünsch–
te dagegen zu vermindern (vgl. Becker,
1990). Es soll also die Mitarbeiter direkt
oder indirekt dazu motivieren, auf die
Erreichung übergeordneter Unterneh–
mensziele hinzuarbeiten. Dabei ist es als
Bestandteil des Personalführungssystems
eingebunden in das Führungssystem des
Unternehmens (vgl. Küpper, 1997).
Ein Unternehmen wi rd dann als interna–
tional bezeichnet, wenn seine Akt ivi tä–
ten im Ausland wesentl ich zur Erreichung
und Sicherstellung seiner Ziele beitragen
(vgl . Perlitz, 1997, Dülfer, 1991).
III. ANFORDERUNGEN AN EIN
ANREIZSYSTEM
Internat ional agierende Unternehmen
setzen Anreizsysteme aus mehreren Grün–
den als Control l inginstrument ein. Zu–
nächst erfordert die IVermung v o n
Ei –
gentum u n d Füh r ung
in den überwie–
gend als „managerkontrol l iert" einzustu–
fenden globalen Unternehmen ein for–
malisiertes System der Verhaltenssteue–
rung. „Managerkontrol l iert" bedeutet ,
daß der Aktienbesitz einzelner Kapital-
eignerunter20 % liegt (vgl. Gerum, 1987).
Dies ist in der Regel gekoppelt mit einer
hierarchischen Gl iederung,
die ebenfalls
den Einsatz von Anreizsystemen erfor–
derl ich macht. Weiterhin stellt die Ar–
beitstei lung zwi schen den
Zent ralab–
te i l ungen
und den
aus länd i schen Toch–
tergesel lschaften
ein besonderes Pro
blem da r
Um die übergeordneten Unternehmens–
ziele wie beispielsweise Unternehmens–
wachstum durch Internationalisierung zu
erreichen, sollte das Anreizsystem fol–
genden Anforderungen genügen (vgl .
Ar be i t sk r e i s „ F i nan z i e r ung " , 1994,
V Manstein, 1991):
• Die individuel len Zielsetzungen der
Mitarbeiter müssen auf die überge–
ordneten Unternehmensziele abge–
stimmt werden (Kongruenzprinzip) .
• Die Mitarbeiter müssen die ihrer Be–
l o h n u n g
z u g r u n d e l i e g e n d e n
Bemes sungsg r ößen bee i nf l ussen
können.
• Die Vorgaben müssen auf die indivi –
duelle Situation jedes Mitarbeiters
abgestimmt sein, z. B. auf länder–
spezifische Besonderheiten bzw. die
verfolgte Strategie.
• Das Anreizsystem muß die Genauig–
keit der Informat ionsübermi t t lung
belohnen.
• Es soll zu überdurchschni t t l i chen
Leistungen mot ivieren.
Das Anreizsystem soll transparent
sein und als gerecht empfunden wer–
den.
IV. KOMPONENTEN EINES ANREIZ–
SYSTEMS
A. Wahl der Bemessungsgrundlage
Bei erfolgsabhängigen Anreizen stellt der
Unternehmenserfolg die Bemessungs–
grundlage dar Dieser kann jedoch sehr
unterschiedl ich gemessen werden (vgl.
Becker, 1990). Finanzielle, operative Er–
folgsfaktoren werden von der Finanzwirt–
schaft oder dem Rechnungswesen
be–
reitgestellt. Sie fördern ein an kurzfristi–
gen Erfolgen orientiertes Mi tarbei ter –
v e r h a l t e n .
Eine
V i e l z ah l
v o n
Manipulat ionsmögl ichkei ten erschwert
die Objektivierbarkeit. Darüber hinaus
stehen internationale Unternehmen vor
dem Problem, daß die Abschlüsse
von
Tochtergesellschaften in verschiedenen
Ländern aufgrund der unterschiedl ichen
nationalen Vorschriften nicht vergleich–
bar sind (vgl. Perlitz, 1991). Aus strategi–
schen Über legungen heraus, z. B. bei der
„Emtestrategie", haben operative Fakto–
ren dennoch eine Berecht i gung als
Beteiligungsbasen in Anreizsystemen des
internationalen Managements.
Markt –
indi zes
spiegeln die Erwartungen vieler
Aktionäre wider, das Management solle
ihr in
Akt ien verkörpertes Eigentümer–
vermögen steigern. Als Maß dient der
Börsenkurs. Deshalb beinhal ten viele
p r ak t i z i e r t e An r e i z s y s t eme Ak t i en -
(optionen) als variables Entgelt. Markt –
indizes sind als
Beteiligungsbasen
jedoch
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