Controller magazin
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„TARGET REENGINEERING
IM BANKBEREICH"
von Peter
Bohnenkamp,
München
Dr. rer. pol. Peter Bohnenkamp, Business Unit Manager Banken,
Plaut • International Management Consulting, Max-von-Eyth-Str 3,
85737 Ismaning
1.
Target Management - Das strate–
gische Rahmenkonzept
me
alle
Branchen sehen
sich
auch die
Banken heute einem Hyperwet tbewerb'
ausgesetzt. Strategien jenseits des Fair
play, sofortiges Kopieren von Innovatio–
nen, Wettbewerber aus anderen Sekto–
ren mit gänzl ich anderen Zugangs- , Ko–
stenstrukturen und Denkweisen sowie
hohe Preissensibilität der Kunden sind
nur einige Beispiele für die veränderten
Bedingungen am Markt .
Erstklassige
Qual i tät , gute Produkte u n d f inanziel le
Stärke s i nd selbstverständl i ch u n d un –
zu r e i chend zu r Di f ferenz ierung
in ei–
nem solchen Wettbewerbsumfeld gilt,
daß die Erfolgspotentiale von Heute im
Morgen nurmehr schwer zu überwinden–
de Hindernisse darstellen. Hier ist Unter–
nehmens-Intelligenz als Kompetenz zwei –
ter Ordnung notwendig. Die Bank muß
die Fähigkeit entwickeln, neue Wettbe–
werbs- und Marktstrategien rascher und
schneller als die Konkurrenz zu konzipie–
ren und in gelebte Unternehmensreal ität
umzusetzen. Ein mögliches Hilfsmittel
auf diesem Weg stellt das Model l des
„Target Managements" dar Im
Mittel –
punkt steht die
permanente Übe r p r ü –
fung u n d Konkret i s ierung der Ziele des
Un t e r nehmens übe r strategische Leit–
sätze, ein kor respond i erendes Kenn–
zahlensystem im Sinne des Konzeptes
der „Ba l anced Scorecards"^
und ihre
konsequente Umsetzung in der opera–
tiven Steuerung mittels „Target-Reengi-
neering", d. h. der zielorientierten Umge–
staltung der Prozesse der Bank.
Das in Abbi ldung 1 visualisierte Grund–
model l bietet dabei einen sinnvol len Aus–
gangspunkt für den Bankbereich.
Die „Unternehmens-Wertsteigerung"
bil–
det in diesem Model l die Spitze der For–
mul ierung des Targef-Rahmens. In der
Praxis bietet sich hier eine Formul ierung
in risikoadjustierten (Eigenkapital-)Ren-
diten oder pragmatischen Cost-Income-
Ratios an. Diese wiederum finden ihre
dimensionale Konkretisierung im Leitsät–
zen und Zielgrößen für Ertragssteigerung,
Kostensenkung und Produktivitätsstei –
gerung, sowie Investitions- und Risiko–
optimierung. Die Erfüllung der Zielwerte
setzt „Gewinn mit den Kunden", d. h. die
Steigerung des Deckungsbeitrages aus
den Beziehungen, Marktantei lswachs–
tum in Zielsegmenten, Neukundenakqui -
si t ions-und Kundenbindungserfolge vor–
aus. Doch Erfolg mit den Kunden läßt
sich nur dann erzielen, wenn auch
die
Bank
„Nu t z en für die Kunden " (d. h.
„value for money " )
bieten kann. Daher
muß ein ausgewogenes Zielsystem auch
sicherstellen, daß die Kunden tatsächlich
mit der Bank zufrieden sind (z. B. über
Messungen/Vorgaben zum Kundenzu-
friedenheits-lndex u. ä.). Was st immen
soll, gilt es herauszuf inden und zu gün–
stigen Kosten opt imal durchzuführen.
Hier bewegt man sich im Bereich des
Reengineerings der relevanten Prozesse
sowie des Auf- und/oder Ausbaues ent–
sprechender Potentiale bei den Mitarbei –
tern und im Bereich der DV-Systeme, die
im Bankwesen einen herausragenden
Stellenwert einnehmen.
Ausgangspunkt muß auch hier das Den–
ken in den Kategorien des Kunden sein.
Abbi ldung 2 verdeutl icht die Prozeßkate-
gor ien, die sich durch das Aufgreifen der
Erlebniswelten des Bankkunden bi lden
lassen.
An der Schaffung solcher „Erlebnisse" für
den Kunden, die gleichzeitig konstrukt iv
zur Gesamtunternehmens-Wertsteige-
rung beitragen, setzt ein Target-Reengi-
neering-Projekt an.
2. Effektivitätssteigerung jenseits
klassischer Prozeßoptimierungs-
projekte
Bl ickpunkt eines Target-Reengineering-
Projektes ist - entsprechend der strategi–
schen Grundausr ichtung -
die Effekt ivi –
tät.
Bisher dominierten im Bankensektor
Prozeßuntersuchungen, bei denen die
Effizienz, d. h. das „doing things right" im
Vordergrund stand.
Hier l iegen heute
bei v i e l en Inst i tuten umfassende Pro-
zeßbeschr e i bungen mi t Zei ten, Men –
gen u n d Kos t enbewe r tungen vor.
Die
entsprechenden Abwicklungsprozesse
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