Seite 48 - 1998-04

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Controller magazin 4/98
Eine Umweltbilanz für ein Krankenhaus
kann aber auch nach qualitativen Aspek–
ten aufgestellt werden. Auf der „Input-
Seite"
werden positive Umwelteinwirkun–
gen des Krankenhauses den negativen
Umwelteinwirkungen des Krankenhauses
auf der Outputseite gegenübergestellt
(siehe Abb. 4).
Der Sinn der Aufstellung einer Umweltbi–
lanz nach diesem Vorbild ist die Anre–
gung eines Denkprozesses im Kranken–
haus. Wünschenswert ist, daß möglichst
viele Krankenhausmitarbeiter bei der Er–
stellung der Umweltbilanz mitdiskutie–
ren und mitwirken. Das Nachdenken über
den eigentlichen „Unternehmenszweck"
des Krankenhauses und seiner Umwelt–
wirkung soll geweckt werden.
Öko-Kennzahlensystem
Kennzahlen sind Meßgrößen betrieb–
licher Tatbestände, die ein rasches Rea–
gieren auf sich verändernde Bedingun–
gen ermöglichen. Durch Zeitreihenana–
lyse sind sieMittel zur strategischen Aus–
richtung eines Unternehmens. Kennzah–
len können sowohl als Verhältniszahl (z.
B. Patientenbetten pro Pflegekraft) als
auch als absolute Zahl (z. B. Höhe der
Umweltschutzausgaben) auftreten. Von
einem Kennzahlensystem spricht man,
wenn die Einzelkennzahlen zu einem in–
tegrierten Informationssystem zusam–
mengeschlossen werden.
Mögliche Kennzahlen:
X
Beurteilungskennziffer für die Um–
weltverträglichkeit des Krankenhau–
ses anhand der Indizien Standort,
Baumaterialien, Bodenversiegelung
durch Gebäude, Parkplätze etc.
X
Kosten für Einmalartikel
X
Zeitreihenanalyse der Müllbelastung
insgesamt, speziell Sondermüll
X
Wasser- und Energieverbrauch pro
Patient/Mitarbeiter
X
Recyclingquote (Anteil des recycel-
ten Materials Pro [ahr / Gesamt–
materialverbrauch pro jähr)
X
Kompostierungsquote der Essens–
reste
X
Müllkennziffer je Mahlzei t (Ver–
packungsmüll in g / pro Mahlzeit)
X
Ausgaben für Umweltinformation der
Mitarbeiter und Patienten
Der Krankenhauscontroller als global
orientierter Umweltbeauftragter
Die Funktionen eines Umweltbeauftrag–
ten können wie folgt zusammengefaßt
werden:
X
Kontrollfunktion
X
Informationsfunktion
X
Initiativpflicht
X
Berichtspflicht
Diese decken sich mit den Controlling–
funktionen.
Auch der Krankenhauscontroller hat eine
Informationsversorgungsfunktion und
die Controllingfunktion Administration
von Planung und Kontrolle kann mit der
Kontrollfunktion des Umweltbeauftrag–
ten verglichen werden. Die Initiativpflicht
des Umweltbeauftragten ist mit der „un–
gefragten Beratung" durch den Kranken–
hauscontroller gleichzusetzen. Die Be–
richtspflicht des Umweltbeauftragten ist
durch das Controlling-Berichtswesen ab–
gedeckt.
Die Rolle des global orientierten Umwelt–
beauftragten ist in diesem Sinne als Er–
weiterung der Controllingfunktion zu se–
hen. Unter dem übergeordneten Ziel der
Umweltorientierung wandelt sich die
Rolle des Krankenhauscontrollers vom
ökonomischen Gewissen in ein Langzeit-
ökonomisches Gewissen, gleich ökologi–
sches Gewissen. Denn Ökologie ist Öko–
nomie auf lange Sicht!
Zuordnung CM-Themen-Tableau
22
24
A
S
Umweltbilanz eines Krankenhauses
positive Umwelteinwirkung
negative Umwelteinwirkung
Sicherung von Arbeitsplatzen
Patienten behandlung
Persönliche Atmosphäre
Anbietung auch alternativer
Heilmethoden
Bodenversiegelung
Ressourcenverbrauch
Sondermüll
Abb.
4:
Umweltbilanz eines Krankenhauses nach qualitativen Aspekten
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