Controller magazin 4/98
ÖKOLOGISCHES CONTROLLING
IM KRANKENHAUS
von Monika Haunerdinger, München
Monika Haunerdinger,
Dipl. Betriebswirtin (FH). Nach einigen
Jahren Erfahrung als Krankenhaus-
Controllerin seit 1996 Beraterin bei
der Untemehmensberatung CSC
Ploenzke AG, München
Entstehungsgeschichte des öko–
logischen Controlling
In der klassischen Betriebswirtschafts–
lehre ist der Betrieb alleiniger Erkenntnis–
gegenstand aller Untersuchungen. Auf–
grund der aktuellen Diskussion über eine
ganzheitliche Herangehensweise an ge–
samtgesellschaftliche Fragestellungen (u.
a. Vester „Neuland des Denkens") beginnt
eine interdisziplinäre Öffnung dieser klas–
sischen Herangehensweise.
Der verhaltensorientierte Ansatz in der
Betriebswirtschaftslehre war hierbei ein
Vorläufer für die ökologische Öffnung des
Faches. Der verhaltensorientierte Ansatz
bedeutet die Übernahme von Erkennt–
nissen aus der Soziologie, deren Erkennt–
nisgegenstand der Mensch und sein Ver–
halten ist, in die Betriebswirtschaftsleh–
re. Fortan spielte der Mensch, ob Mana–
ger oder Mitarbeiter, mit seinen Bedürf–
nissen, Motivationsgründen und Verhal–
tensweisen, z. B. Führungsstil, eine we–
sentliche Rolle in der Betriebswirtschafts–
lehre.
Neueste Strömungen, zu denen auch das
ökologischeControlling gehört, versuchen
nach der soziologischen Öffnung der Be–
triebswirtschaftslehre auch eine ökologi–
sche Öffnung dieses Faches zu forcieren.
Der verhaltensorientierte Ansatz wird
auch als „Öffnung nach innen" und die
Einbeziehung ökologischer Aspekte als
„Öffnung nach außen" bezeichnet.
Bereits im Laufe der siebziger lahre kam
es zu einer ersten Annäherung der Be–
triebswirtschaftslehre an die gesamte
Umweltproblematik. Es handelte sich
aber mehr um das Bemühen um die Er–
haltung und Ausweitung von Schlupf–
löchern im Paragraphendschungel der
Umweltgesetzgebung. Umweltschutz
wurde als reiner Kostenfaktor eingestuft,
der die Markt- und vor allem die Ertrags–
ziele der Unternehmung störte. Die Sicht–
weise, daß man durch Umweltschutz und
ökologische Innovationen neue Markt–
segmente erschließen und positive Er–
tragsziele erreichen kann, setzte sich nur
langsam durch. Heute hingegen bemü–
hen sich Unternehmen verstärkt um ein
umweltbewußtes Image.
Ökologisches Controlling, kurz Öko-Con–
trolling oder auch Umwelt-Controlling ge–
nannt, will eine „Rechenbarmachung" der
Umweltwirkung von Unternehmenstätig–
keit erreichen. Hilfsmittel sind hierbei die
ökologische Buchhaltung, die Umwelt-Bi–
lanz undÖko-Kennzahlensysteme. Ansatz–
punkte für ein ökologisch-orientiertes Con–
trolling finden sich außerbetrieblich wie
innerbetrieblich. Außerbetrieblich trägt
Öko-Controlling zur Beeinflussung der Öf–
fentlichkeit und der Nachfrage bei, z. B.
mit einer Umwelt-Bilanz, innerbetrieblich
berät es das Management hinsichtlich des
Einkaufs umweltverträglicher Produkte
oder Müllvermeidungskonzepte.
Öko-Controlling im Krankenhaus -
Warum?
Zur Zeit beschäftigt sich das Manage–
ment eines Krankenhauses vordringlich
mit Überiebensstrategien im Reformge–
setzgebungsdschungel. Wo hat da noch
verstärktes Engagement für die Umwelt
Platz?
In den letzten [ahren ist die gesellschaft–
liche Sensibilität für Umweltfragen ange–
sichts immer weiter fortschreitender
Umweltzerstörung (u. a. sog. Treibhaus–
effekt) stark gestiegen. Dieser Strömung
kann sich auch ein Krankenhaus nicht
entziehen. Da kann es schon vorkom–
men, daß ein Patient fragt, wieso beim
Krankenhausfrühstück denn alles in klei–
nen Portionspackungen (Butter, Marme–
lade, Honig, loghurt, Saft etc.) serviert
werden muß. Oder ein Krankenhausmit–
arbeiter ärgert sich darüber, daß er/sie
zwar zu Hause jedes Papierstückchen für
den Altpapiercontainer sammelt, das
Krankenhaus, in dem er/sie arbeitet, aber
keine Mülltrennung betreibt. Die Motiva–
tion für umweltverträgliches Handeln ist
groß und sollte vom Krankenhaus ge–
nutzt werden. In vielen Krankenhäusern
gibt es schon einen Umweltbeauftrag–
ten, der sich nicht nur mit dem Abfallge–
setz beschäftigt.
Neben dem befriedigten ökologischen
Gewissen kann umweltbewußtes Han–
deln auch zu Kosteneinsparungen füh–
ren. Ein großes Einsparungspotential stel–
len z. B. die Energiekosten eines Kranken–
hauses dar Aufgabe des ökologischen
Controlling ist es, diese Kosteneinspa–
rungspotentiale rechenbar zu machen.
Ökologisches Controlling vergleicht z. B.
die Umwelteinwirkung von OP-Einmal-
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