Controller magazin 1/97
              
            
            
              
                Daß der operative Jahresfinanzplan eingebaut ist in
              
            
            
              
                die Bilanz, erleichtert auch den Zutritt zur strategi–
              
            
            
              
                schen Finanzplanung. Angenommen, es ergäbe sich
              
            
            
              
                ein Unterdeckungsbetrag auf dem Konto Flüssige
              
            
            
              
                Mittel. Dann entsteht die Frage, ob die Kreditlinie
              
            
            
              
                weiterhin aufgestockt werden kann. Falls nicht, müß–
              
            
            
              
                ten die Gesellschafter überlegen, eine Kapitalerhö–
              
            
            
              
                hung vorzunehmen. Oder es stellt sich dann die
              
            
            
              
                finanzielle Verfassungsfrage der Untemehmung
              
            
            
              
                insgesamt.
              
            
            
              
                Die Zahlen, die in Form der Buchungssätze darge–
              
            
            
              
                stellt sind, sind schon gebündelt. Dennoch ist diese
              
            
            
              
                Art von „Kochen" der Zahlen noch nicht geeignet
              
            
            
              
                für's „Servieren". Das Servieren ist das Berichten.
              
            
            
              
                Zu dem Zweck zeigt Seite 49 ein Finanzberichts–
              
            
            
              
                blatt. Dort ist im oberen Teil links die Bewegungs–
              
            
            
              
                bilanz kompakt dargestellt. Im unteren Teil folgt eine
              
            
            
              
                Darstellung der Kapitalflußrechnung, wobei in die–
              
            
            
              
                ser Interpretation immer etwas mühsamer ist, mit
              
            
            
              
                den doppelten Vorzeichen umzugehen. Zum Beispiel
              
            
            
              
                muß es heißen „minus dazukommende Debitoren".
              
            
            
              
                Das Minus braucht Geld. Aktiva-Mehmng braucht
              
            
            
              
                Geld. Umgekehrt wäre es „plus abnehmende Bestän–
              
            
            
              
                de". Plus heißt bringt Geld. Der Bestandsabbau - im
              
            
            
              
                Hatten als Mittelherkunft gebucht - bringt Geld. Der
              
            
            
              
                mittlere Teil der Kapitalflußrechnung entspricht den
              
            
            
              
                „current" Operations.
              
            
            
              
                Deshalb ist auch cash flow II
              
            
            
              
                so bezeichnet. Dann gibt es ein Minus bei dazukom–
              
            
            
              
                menden Investitionen als Aktiva-Mehmng und des–
              
            
            
              
                gleichen ein Minus bei abnehmenden Schulden als
              
            
            
              
                eine Passiva-Mindemng. Die Bewegungsbilanz in
              
            
            
              
                der Kontoform zeigt (ohne Vorzeichen zu bemühen)
              
            
            
              
                dieses where does it go (Mittelverwendung) und
              
            
            
              
                where does it come from (Mittelherkunft). Man
              
            
            
              
                könnte auch Verbindungen herstellen zwischen links
              
            
            
              
                und rechts im Sinn von Plausibilitäten. Wieviel z. B.
              
            
            
              
                aus den Investitionen ist durch Abschreibungen oder
              
            
            
              
                aus dem cash flow finanziert. Ist Erhöhung von De–
              
            
            
              
                bitoren und Kreditoren ungefähr imGleichschritt als
              
            
            
              
                Ausdmck eines expandierenden Unternehmens.
              
            
            
              
                Im rechten Teil der Seite 49 sind Kennzahlen ver–
              
            
            
              
                merkt, die zu einer Art Standardausrüstung im Sinn
              
            
            
              
                der Finanzdiagnose gehören.
              
            
            
              
                Untemehmensplanung und Budget
              
            
            
              
                Planung ist mehr als das Budget. Mi t dem Wort
              
            
            
              
                „Budget" ist gemeint der rechnerische Kem der
              
            
            
              
                Untemehmensplanung - der eigentliche Fahrplan–
              
            
            
              
                bau nach Zeilen und Spalten mit Zahlen drin.
              
            
            
              
                Die Untemehmensplanung insgesamt enthält dar–
              
            
            
              
                über hinaus jenen Teil, den wir als die strategische
              
            
            
              
                Planung bezeichnen. Dort geht es um die quahtati-
              
            
            
              
                ven Aussagen der Fähigkeiten des Unternehmens
              
            
            
              
                (der Kemkompetenzen). Und es gehört dazu die
              
            
            
              
                Einschätzung vom Markt her - customer focus - ob
              
            
            
              
                diese Fähigkeiten auch von den Kunden her gefragt
              
            
            
              
                sind (zunehmend, gleichbleibend, abnehmend).
              
            
            
              
                Solches läßt sich, wie erläutert, im Portfolio veran–
              
            
            
              
                schaulichen. Dabei zeigt sich, daß in der strategi–
              
            
            
              
                schen Planung die Formuliemngsfähigkeit des Con–
              
            
            
              
                trollers gefragt ist. Während das Budget die rechneri–
              
            
            
              
                sche Logik enthält, die auch imComputer program–
              
            
            
              
                miert werden kann, geht es in der strategischen For–
              
            
            
              
                muliemng um die Sprachfähigkeit. Wie kann ich es
              
            
            
              
                erkennen, umwas es sich handelt, und dann richtig
              
            
            
              
                benennen. Sprachtechnisch ist es das Wortspiel von
              
            
            
              
                „das Richtige schreiben", gegenübergestellt dem „das
              
            
            
              
                richtige Schreiben". Dies ist ganz analog formuliert
              
            
            
              
                zu „die richhgen Dinge tun" und „die Dinge richtig
              
            
            
              
                tun". Im strategischen Teil das Richtige schreiben.
              
            
            
              
                Die operative Maßnahmenliste enthält das richtige
              
            
            
              
                Schreiben - die Ausformung. Die Tat folgt dem Ge–
              
            
            
              
                danken wie der Karren dem Ochsen (chinesisches
              
            
            
              
                Sprichwort). Die Wie-führt-man-es-durch-Planung
              
            
            
              
                folgt dem Was will ich sein/was will ich werden-
              
            
            
              
                Gedanken. Auch die Maßnahmenliste enthält Texte -
              
            
            
              
                vor allem Tuwörter. Verbale Formuliemngen sind
              
            
            
              
                packender als substantivische. Also nicht schreiben z.
              
            
            
              
                B. als Maßnahme „Weiterbildung...", sondem man
              
            
            
              
                muß formulieren „Veranstalten einer Training–
              
            
            
              
                maßnahme...". Dieses Wort veranstalten kann man
              
            
            
              
                gar nicht schreiben, ohne in den Terminkalender zu
              
            
            
              
                schauen und entsprechende Commitments zu machen.
              
            
            
              
                Das Budget ist der zahlenmäßige Teil der Planung. Die
              
            
            
              
                lange Kette, die hier protokolliert ist, von Manage–
              
            
            
              
                ment-Erfolgsrechnung hin zur Planbilanz ist der „har–
              
            
            
              
                te Kem" des Planungsgebäudes. Dal)ei erfolgt in die–
              
            
            
              
                ser Budgetkette ein Umsteigen von der Logik der
              
            
            
              
                Management-Erfolgsrechnung, die sich grafisch in
              
            
            
              
                Form des Break-even-Bildes darstellen läßt, hinüber in
              
            
            
              
                die Logik der doppelten Buchhaltung. Das Symbolbild
              
            
            
              
                ist das T-Konlo. Darin werden die Vorgänge auf zwei–
              
            
            
              
                fache Weise definiert: Wohin fließt Geld und woher
              
            
            
              
                soll es kommen. Daß die Buchhaltung „sHmmen" muß
              
            
            
              
                in Soll und Haben, ist nicht ein Erfolgserlebnis des
              
            
            
              
                Buchhalters, sondem die zwingende Logik des Geld–
              
            
            
              
                beutels. Ist man nicht flüssig, wird man überflüssig.
              
            
            
              
                An dieser Stelle kommt die finanzielle Wahrheit -
              
            
            
              
                besteht das Untemehmen sein finanzielles Examen für
              
            
            
              
                das kommende Jahr und auch mittelfristig?
              
            
            
              
                Dabei sind in die finanziellen Aussagen auch eingebet–
              
            
            
              
                tet Stmkturen der „Richtigkeit" nach Gesetz und Sat–
              
            
            
              
                zung. Während die Management-Erfolgsrechnung
              
            
            
              
                eher pragmatisch gestaltet ist und dem Gmndsatz
              
            
            
              
                folgt, ob's auch „rüberkommt", ist die finanzielle Aus–
              
            
            
              
                sageform auch auf Richtigkeit zu prüfen imSinn von
              
            
            
              
                Gesetz und Satzung. Und dann fließt eben ein in die
              
            
            
              
                Planung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrech–
              
            
            
              
                nung das, was an Ausweispflichten zu erfüllen ist -
              
            
            
              
                samt der Tendenzen, die sich jetzt um die Jahrhundert–
              
            
            
              
                wende auf diesem Feld abzeichnen. Die Entwicklung
              
            
            
              
                der Intemational Accounting Standards ist geprägt
              
            
            
              
                von IJberlegungen zur Börsenzulassung von Aktien
              
            
            
              
                und denkt in Perspektiven der Shareholders/
              
            
            
              
                Stakeholders.
              
            
            
              
                Die finanziellen Kennzahlen sind in der folgenden
              
            
            
              
                Seite aus der Bilanz heraus zusammengestellt. Die
              
            
            
              
                Bewegungsbilanz einmal in Kontoform kompakt; zum
              
            
            
              
                andern als Kapitalflußrechnung, wobei letztere geeig–
              
            
            
              
                net ist für das eigentliche Finanzcontrolling im Sinn
              
            
            
              
                der Steuemng der Finanzen durch's Jahr hindurch im
              
            
            
              
                Spaltenbild von Budget, Ist und Finanzvorschau. Dann
              
            
            
              
                ist die Darstellung auf Seite 49 zugleich ein Berichts–
              
            
            
              
                bild, dessen Zeilen jeweils „aufgetankt" werden müs–
              
            
            
              
                sen durch die im Ist gebuchten Zahlen in den dazuge–
              
            
            
              
                hörigen Konten der Finanzbuchhaltung. Seite 50 zeigt
              
            
            
              
                die Kapitalflußrechnung nach lAS - etwas anders
              
            
            
              
                sortiert nach bmtto und netto als Seite 49.
              
            
            
              
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