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Controller magazin 1/97
2 . Quartal 2000
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Controller Kraus (CK) richtet ein im
Controller-Team 4 Themenbaustellen
zu besser
Controlling
-geeigneter i
Gestaltung des Rechnungswesens der
Maschinensparte
a) Leistungs- und Kostenstelle
der
Fertigung
Das neue Listenbild als Rahmen für die Kosten-
budgetierung zeigt Seite 22. Als Leistungsart/
Bezugsgröße sind Vorgabestunden eingesetzt - also
nicht mehr Geldeinheiten Fertigungslohn als „Zuba"
wie auf Seite 16. Organisiert man die Montagen nach
Produktelinien prozeßorientiert mit Customer Focus,
so könnten auch Stückzahlen die Leistungsart dar–
stellen, was größere Marktorientiertheit fördert.
Ent-deckt sind innerhalb der gesamten Kosten, die
bisher im BAB Seite 16 drinstanden,
die
Produkt–
kosten neben
den
Strukturkosten.
Gemeint ist eine jeweils andere Tätigkeitenart.
Produktkosten erzeugen/produzieren/bringen her–
vor (producere lat.)
die
physische Existenz eines
extem zu verkaufenden Produkts - hier Schweiß–
maschine. Daraus folgt auch, daß solche Kosten zu–
sätzlich nötig sind, wenn zusätzlich Stückzahlen
hergestellt werden. Ohne die arbeitsfolgenden Posi–
tionen des Montierens steht keine fertig zusammen–
gebaute Maschine da. Daneben stehen Tätigkeiten
wie aufräumen, etwas organisieren, logistische Um–
triebe bewältigen. Da entsteht kein zu verkaufendes
Produkt physisch. Es geht mehr um Regiedienste,
um Ordnung machende Tätigkeiten. Deshalb
Stmkturkosten. Die sind in der Periode erbracht.
Period cost - und sind oft auch Folge von Schlampe–
rei. Das hat aber mit dem Produkt selber nichts zu
tun und dessen technischer Stmktur, sondern dies ist
die Fühmngsfähigkeit des Management und das
Engagement der beteiligten Mitarbeiter.
Controller Kraus geht durch den Betrieb und be–
obachtet
die
Tätigkeiten "zero based". Der Monteur,
der mit Werkzeug ein Teil anschraubt an der zu
verkaufenden Maschine, ist mit der Tätigkeitenfolge
Produktkosten. Der Gabelstaplerfahrer, der ein Bau–
teil verbringt von Stelle zu Stelle, verändert dieses
Bauteil selber nicht. Er sorgt für Verfügbarkeit -
gehört in die Stmkturkosten.
Jedesmal spielt
bei
diesem Activity Based Cost das
Beobachten die zentrale Rolle. Die Frage, welche
Kündigungsfristen gelten und was man macht bei
schwankender Auslastung mit der Zahl der Mitar–
beiter, ist dabei nicht relevant. Dieser Sachverhalt
betrifft die Beeinflußbarkeit. Nicht immer kann man
so schnell reagieren kurzfristig, wie es die geplante
Verbrauchsfunktion der Proko-Verläufe (ex propor–
tionale Kosten) vorgibt. Also entstehen Remanenzen
vor allem im Rückwärtsgang. Die führen zu Abwei–
chungen. Praktisch machen die Mitarbeiter zusätz–
liche Hilfstätigkeiten, die vorher nicht geplant ge-
*• für Entscheidungen (sachorientiert) und für Ziele
(personenbezogen)
wesen sind. Oder sie stehen eben da, machen einen
guten Eindruck und warten auf Aufträge. Entsteht
größere Auslastung, dann ist klar, daß ohne die
Handgriff-Folge des Art>eitens von Mitarbeitern plus
Equipment die Maschinen nicht physisch zusam–
mengebaut sind anhand des Beispiels der Montage.
Eine Äußemng wie z. B. „so variabel sind die varia–
blen Kosten nicht" ist nach dem Kostenorientiemngs-
bild des Kostenwürfels auf Seite 21 zwei-achsig. Das
erste „variabel" betrifft die Beeinflußbarkeit und ist
waagrecht. Das zweite betrifft die Stmktur der Kosten
- die Art der Tätigkeit - und ist senkrecht. Oder die
Bemerkung „so fix sind doch die Fixkosten nicht..." ist
auch zu beurteilen aus Würfelsicht: Das erste „fix"
meint beeinflußbar; das zweite die Art des Kosten-
gefüges in der Infrastmktur gemäß activity based cost.
Unser „Mundwerk" kann nicht drei Dinge simultan
sagen. Da kommen wir ins Stottern. Wir müssen es
hintereinander ausdmcken und ausdrücken. Deshalb
simultan ins Bild setzen und das rechte Gehim akti–
vieren, das vernetzt und gesamthaft zu sehen ver–
mag, ist der Sinn des Kostenwürfels als Kommuni–
kations-Bühnenbild.
Im Formular-Ansatz der Seite 22 könnte man nach
den sonstigen Betriebsgemeinkosten und den Ener–
giekosten als Zwischenziele einfügen direkt disku-
tierbare/beeinflußbare Kostenarten. Die kalkulatori–
schen Kostenarten wären nämlich für den Stellen–
verantwortlichen nachrichtlich mitgeteilt, damit man
auch über diese Sachverhalte im Bild ist und darüber
sprechen kann. Die Energiekosten sind allerdings
nur dann im Bereich direkt diskutierbarer Kosten, als
sie auch einzeln direkt für die Stelle erfaßt werden
können. Dann müßte es für die Montagestelle einen
eigenen Stromzähler geben. Andernfalls wären es
kalkulatorische Energiekosten.
In manchen Fällen ist es auch denkbar, daß das
Fertigungsmaterial über die Kostenstelle als Kosten–
art „geht". Eindeutig dann, wenn zum Beispiel im
Fall einer Prozeßfertigung (z. B.
bei
der Herstellung
von Kartoffelklößen) Tonnen- oder Kilogramm-
Chargen die Bezugsgröße darstellen. Dann ist ja eine
Kostenkausalität auch zwischen Fertigungsmaterial-
Einsatz und Leistungsart-Ausstoß hergestellt. Auch
bei Produktleistungszentren, in denen Bereichs–
produkte die Bezugsgröße/Leishingsart darstellen,
wäre denkbar, das „Einzelmaterial" innerhalb der
Fertigungs-kostenstelle zu führen und nicht außer–
halb von den Aufträgen her zu steuern.
Beispiele für Produktkosten ausmachende Tätig–
keiten in Dienstleistungsuntemehmen:
Ein Friseur erzeugt durch eine Folge von Arbeits–
schritten, die man bei Dienstleistungsanwendungen
oft auch als Kunde beobachten kann, die physische
Existenz geschnittener Haare. Ist der Haarschnitt
„trocken", so gibt es keine Rezeptur von förderlichen
Stoffen, sondern nur den Arbeitsplan. Produktkosten
= Arbeitskosten.
Ein Arzt erzeugt in 20 Minuten die physische Exi–
stenz herausgenommener Mandeln (Tonsillektomie).
Ein Rechtsanwalt erzeugt / bringt hervor in 2 Tage–
werken ein Gutachten zur Lösung eines Mandanten–
problems.
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