Seite 7 - CONTROLLER_Magazin_1995_01

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Controller magazin
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Fixkostenblock In handwerklicher und
Industrieller Fertigung
Handwerks b e t r i a b
Industr iabstr iab
Auslastung
Auslastung
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00.
der Anstieg des Proportionalkostenwinkels steiler
und die darüberliegende Regie-Infrastruktur (Struk–
tur-, Fixkosten) flaclier. In den modernen kapital–
intensiven Produktionsprozessen verläuft der
Proportionalkostenwinkel flacher; darüber ballt sich
ein viel größeres Organisationsbündel vorsorglicher
Dienste, der Strukturkostenblock (Fixkostenblock).
Weiter denkt Schmalenbach - mit Hinweis auf die
liberale Wirtschaftsordnung - an die schnelle
Reaktionsfähigkeit auf Änderungen, d. h. die Be–
einflußbarkeit oder die Veränderbarkeit der Kosten.
(Deyhle, "Grenzkosten und Fixkosten") Proportional
wird vom Praktiker in diesem Sinne oft für kurzfri–
stig beeinflußbar verwendet. Mit der Veränderbar–
keit werden aber die Kosten insgesamt angespro–
chen, also die Strukturkosten (fixen Kosten) und die
Produkt- oder Gestehungskosten (proportionalen
Kosten).
Wenn wir von Strukturkosten sprechen, meinen wir
in der Regel die "Kapazitätskosten' (Stillstands–
kosten, Bereitschaftskosten, beschäftigungsfixe
Kosten), die aus der Kapazität der Produktionsfakto–
ren entstehen, unabhängig davon, ob sie genutzt
wird oder nicht, da ihre potentielle Leistungsfähig–
keit durch den Zeitablauf verzehrt wird.
Auch die Strukturkosten (Fixkosten) atmen, sind
beeinflußbar, z. B. wenn man sich um neue Produk–
te, Kunden, neue Potentiale, neue Problemlösungen
"bemüht" (vgl. Deyhle). Es gibt die sogenannten
'Fixkosten" der Organisationsstruktur. Die Struktur–
kosten sind je nach Zeithorizont betrachtet: kurz-,
mittel- oder langfristig beeinflußbar. Dies bringt der
Praktiker etwa zum Ausdruck, wenn er sagt: "Lang–
fristig sind alle Kosten proportional". Er sagt propor–
tional und meint beeinflußbar.
Strukturkostenabbau ist Rückzug, Rückzug ist
begründet bei Produkten, Leistungen und/oder
Funktionen, die in der Phase der Alterung stehen,
die überholt werden durch Neues. Ist dies nicht der
Fall, dann ist die gewinnoptimale Lösung nicht
Strukturkostenabbau, sondem Umsatzaufbau. Die
Stmkturkosten (fixen) werden dadurch nicht absolut,
sondern relativ, je Stück, je DM-Umsatz abgebaut
(größenbedingte Kostendegression). Umsatzaufbau
führt früher oder später periodisch wieder zu einem
Ansteigen der Strukturkosten (Fix-/Gemeinkosten).
Im ersten Stadium steigt selbst bei kon–
stantem Input der Output zunächst
überproportional an. Es folgt der Über–
gang in eine proportionale Beziehung und
schließlich in eine Sättigungskurve
(Asymptote).
Nach Deyhle sind proportionale (vgl.
Grenzkosten) "jene Kosten, die das auf
dem Markt zu verkaufende Produkt zu
sich selber braucht, damit es physisch
existiert"" (Deyhle, "Controller Praxis").
Grenzkosten sind die Kosten im Sinne der
Produktionsfunktion, die anfallen, damit
das Produkt physisch zur Welt kommt,
damit das Produkt wiederkehrt, also
Gestehungskosten - im Gegensatz zu den
Stmkturkosten (Fixkosten). Diese Produkt–
kosten sind veränderbar, beeinflußbar, teilweise aber
eben gar nie veränderbar. Wir müssen uns auch
bewußt sein, daß die Produktkosten/Grenzkosten
die technische Stmktur des Produktes zum Aus–
dmck bringen. Aus welchem Material besteht es, wie
teuer ist das Material, durch welche Stellen im
Betrieb läuft es und wie lange, welche Kosten sind
um so größer, je länger eine Stelle in der Produktion
beansprucht wird?
Sollen die Produktkosten/Grenzkosten günstig
t>eeinflußt werden, z. B. weil der Markt mit dem
Verkaufspreis den geplanten Soll-Deckungsbeitrag
nicht hergibt oder weil Lohnerhöhungen aufgefan–
gen werden müssen, kann ein Wertanalyse-Pro–
gramm gute Dienste leisten: Konstmktionsverein-
fachung oder in der Klinischen Forschung einfachere
oder klarer abgegrenzte Prüfprotokolle, effizientere
Projektplanung und -steuemng, Produktions-
rationalisiemng, besser organisiertes Subcontrac-
ting und/oder günstigeren Einkauf von Zukaufs-
leistungen.
Ein weiteres Kosten-Kriterium ist deren Erfaßbar–
keit: Einzelkosten und Gemeinkosten. Dieses Ord–
nungskriterium stammt aus der betrieblichen
Kostenrechnung. ""Einzer"-kosten sind solche, die mit
Beleg individuell erfaßbar sind - relativ zum Pro–
dukt, zur Produktgmppe, Kostenstelle, Kosten-
stellengmppe.
Der Kostenwürfel von Deyhle verknüpft in anschau–
licher Weise die komplexen Perspektiven: (1) nach
Kostenstmktur (WAS?): Strukturkosten i. e. Sinne
(Fixkosten), Gestehungskosten/Produktkosten
(Grenzkosten) mit (2) der Beeinflußbarkeit: kurz-
und längerfristig sowie
(3)
mit der Erfaßbarkeit: als
Einzelkosten resp. Gemeinkosten (siehe Abb. nächste
Seite).
Diese kurzen theoretischen Hinweise sollen uns
daran erinnern, daß es in den Praktiker-Diskussio–
nen betreffend strategisches Strukturkosten-Manage–
ment meist um eher komplexe Kostenbetrachtun–
gen geht: die absolut fixen und relativ fixen Struktur–
kosten, Overhead- resp. Gemeinkosten sowie unter–
proportionale und proportionale Kosten - fast
immer geht es um eine Sowohl-Als-auch-Betrach-
tungsweise.