Seite 60 - CONTROLLER_Magazin_1995_01

Basic HTML-Version

Controller magazin
1/95
Gesprächen' (zusammen mit Christoph Thomann)
hat er unbestritten die fundiertesten Veröffentlichun–
gen zum Thema vorgelegt.
Und, wie die Auflagenzahlen beeindmckend
demonstrieren, auch die erfolgreichsten. Und das in
einer sprachlichen Verständlichkeit, die ebenfalls
unter Veröffentlichungen dieses Tiefganges ihres–
gleichen sucht.
Der Kemgedanke, oder besser die Kernerkenntnis,
auf der sich Schulz von Thuns Kommunikations–
psychologie aufbaut, ist die Vielschichtigkeit des
sprachlichen Ausdmcks. Wenn jemand etwas von
sich gibt, so fand er heraus, dann enthält seine
Mitteilung vier psychisch, das heißt für die Bezie–
hung wichtige Seiten:
* Sachinhalt (oder: Worüber ich informiere) =
Zunächst enthält die Nachricht eine
Sachinformation. Immer wenn es 'um die Sache'
geht, steht diese Seite der Nachricht im Vordergmnd
- oder sollte es zumindest.
* Selbstoffenbamng (Oder: Was ich von mir selbst
kundgebe) = In jeder Nachricht stecken nicht nur
Informationen über die mitgeteilten Sachinhalte,
sondern auch Informationen über die Person des
Senders. Schulz von Thun: "Ich wähle den Begriff der
Selbstoffenbarung, um damit sowohl die gewollte
Selbstdarstellung als auch die unfreiwillige Selbsl-
enthüllung einzuschließen. Diese Seite der Nachricht
ist psychologisch hochbrisant."
* Beziehungshinweis (oder: Was ich von dir halte
und wie wir zueinander stehen) = Aus der Nachricht
geht ferner hervor, wie der Sender zum Empfänger
steht, was er von ihm hält. Oft zeigt sich dies in der
gewählten Formulierung, im Tonfall und anderen
nichtsprachlichen Begleitsignalen. Für diese Seite der
Nachricht hat der Empfänger ein besonders emp–
findliches Ohr; denn hier fühlt er sich als Person in
bestimmter Weise behandelt oder mißhandell.
* Appell (oder: Wozu ich dich veranlassen möchte)
= Kaum etwas wird nur so gesagt - fast alle Nach–
richten haben die Funktion, auf den Empfänger
Einfluß zu nehmen. Die Nachricht dient also (auch)
dazu, den Empfänger zu veranlassen, bestimmte
Dinge zu tun oder zu unterlassen, zu denken oder zu
fühlen. Dieser Versuch, Einfluß zu nehmen, kann
mehr oder minder offen oder versteckt sein - im
letzteren Falle sprechen wir von Manipulation.
"Für mich selbst", berichtet Schulz von Thun, "war es
eine faszinierende 'Entdeckung', die ich in ihrer
Tragweite erst nach und nach erkannt habe, daß ein
und dieselbe Nachricht stets vier Botschaften
gleichzeitig enthält. Dies ist eine Gmndtatsache des
Lebens, um die wir als Sender und Empfänger nicht
hemmkommen. Daß jede Nachricht ein ganzes Paket
mit vielen Botschaften ist, macht den Vorgang der
zwischenmenschlichen Kommunikation so kompli–
ziert und störanfällig, aber auch so aufregend und
spannend!"
Auf die etwas provozierende Frage, ob denn nicht
trotz allem in letzter Konsequenz die vielzitierte
58
persönlictier (berufliches Vorankommen) und
sachlicher (berufliche Aufgabenstellung) Hinsicht
einzunehmen und glaubhaft sein zu können. In sich
abgerundete Handlungskom
]3etenz
verlangt mithin
eine ausgesprochene Beziehungs- und Umgangs–
oder, wie es mit dem modernen Fachbegriff heißt,
Sozialkompetenz.
Nun verbirgt sich hinter dem Begriff 'Sozial–
kompetenz' bei genauerem Hinschauen ein ausge–
sprochen breitgefächertes Eigenschafts- und
Fähigkeitsspektrum. Werner G. Faix und Angelika
Laier können für sich in Anspruch nehmen, in ihrem
Buch 'Sozialkompetenz - der Schlüssel zum unter–
nehmerischen und persönlichen Erfolg' (Gabler
Verlag, Wiesbaden) diese Vielfalt alltagsnützlich
dargestellt zu haben.
Doch trotz dieses breiten Eigenschafts- und Fähig–
keitsspektrums, das unter dem Begriff 'Sozialkomp>e-
tenz' zusammengefaßt ist, gibt es so etwas wie einen
Schlüsselbaustein sozialkompetenten Verhaltens.
Und das ist die Kommunikationsfähigkeit. Grund–
lage von Berufserfolgen ist stets mit das Wort. Und
nur wer sich der Wirkung des Wortes bewußt ist und
entsprechend mit dem Wort umzugehen vermag,
kann in Konkurrenz zu anderen aus der Masse
herausragend mit anderen beziehungsprägend,
beziehungsstabilisierend und beziehungsnutzend
umgehen. Nur wer die Fallstricke der Kommunikati–
on kennt und die Gesetze der Kommunikation
beherrscht, ist in der Lage, das Geschehen zu
beherrschen, das heißt, dessen Eigendynamik zu
steuem, ihm die erwünschte Richtung zu geben und
das in Aussicht genommene Ziel zu erreichen.
Denn, so der Hamburger Psychologieprofessor und
herausragende Kommunikationsexperte Friedemann
Schulz von Thun, "Manches kann schiefgehen, wenn
wir miteinander reden. Geglückte Kommunikation
hängt nicht nur vom 'guten Willen' ab, sondern auch
von der Fähigkeit zu durchschauen, welche seeli–
schen Vorgänge und zwischenmenschliche Verwick–
lungen ins Spiel kommen, wenn Ich und Du aneinan-
dergeraten. Die Psychologie der zwischenmenschli–
chen Kommunikation hat etwas anzubieten, wenn
wir persönlich und sachlich besser miteinander
klarkommen wollen."
"Kommunikationspsychologische Erkenntnisse
dienen zwar Therapeuten als Instrumente", erklärt
Schulz von Thun. "Was aber absolut nicht heißt, daß
sie deshalb ausschließlich in die Geheimfächer der
Psychologie gehören. Ganz im Gegenteil. Als immer
wesentlicher werdende Alltagshilfe gehören sie
unbedingt in die Hand von jedermann!"
Und Schulz von Thun hat sein Wissen in die Hände
von jedermann gegeben. Mit seinen im Rowohlt
Verlag in der rororo-Sachbuchreihe erscheinenden
Taschenbüchern 'Miteinander reden 1 - Stömngen
und Klämngen - Allgemeine Psychologie der
Kommunikation'. 'Miteinander reden 2 - Stile, Werte
und Persönlichkeitsentwicklung - Differentielle
Psychologie der Kommunikation' sowie dem Band
'Klämngshilfen - Handbuch für Therapeuten,
Gesprächshelfer und Moderatoren in schwierigen