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KOMMUNIKATION -
DIE KUNST, SICH AUSZUDRÜCKEN,
VERSTANDEN ZU WERDEN UND ZU
ÜBERZEUGEN
von Dipl.-Betriebswirt Hartmut
Volk,
Wirtschaftspublizist, Bad Harzburg
Die An- und Herausforderungen in der Arbeitswelt
steigen. Die wesentlichen Gründe dafür sind schnell
zusammengetragen:
W:
Mit der zunehmenden Globalisierung des
Wettbewerbs explodiert die Wetttsewerbsintensität
auch lokal förmlich. Erschwerend kommt hinzu, daß
die eingesetzten Methoden und Mittel nicht unbe–
dingt feiner werden.
* Das rasante Innovationsgeschehen reduziert die
Lebens-, zumindest aber die verkaufsstarke Aktuali–
tätsspanne von Dienstleistungen und Produkten
gleich welcher Art kontinuierlich. Zum Wettbe–
werbsdruck kommt mithin der Erneuerungsdruck.
* Die Kostenentwicklung macht das Spiel mit der
Preisgestaltung zu einer immer bedenklicheren
markterschließenden und -erhaltenden Maßnahme.
* Der landläufige Umgang nicht weniger Medien
mit Daten, Fakten und Zusammenhängen geschieht
zunehmend auflagen- und effektorientiert. Mit Haib–
und Teilwahrheiten werden gesamte Märkte
mitunter über Nacht destabilisierl.
* Die Ideologie- und Interessenpolitik in unheili–
ger Allianz mit einer ausufernd-lähmenden Bürokra–
tie liegt wie ein Spinnennetz über dem Wirtschafts–
geschehen. Veröffentlichungen wie t)eispielsweise
die von Hans Herbert v. Arnim 'Staat ohne Diener -
Was schert die Politiker das Wohl des Volkes?'
(Kindler Verlag, München); Rudolf Wassermann 'Im
Wind der Veränderung - Politische Essays zur Lage
der vereinten Nation' (Mut Verlag, Asendorf);
Günther Müller 'Faß ohne Boden - Die Eurokratie
von Brüssel und unser Geld' (Verlag Langen Müller/
Herbig, München); Irenaus Eibl-Eit)esfeld 'Wider die
Mißtrauensgesellschaft - Streitschrift für eine
t)essere Zukunft' (Piper Verlag, München) und auch
Jürgen Roth und Marc Frey 'Die Verbrecherholding
- Das vereinte Europa im Griff der Mafia' (Piper
Verlag, München) verdeutlichen das aus unter–
schiedlichen Perspektiven.
Diese Rahmenbedingungen zwingen nicht allein den
Untemehmen einen so noch nie dagewesenen Kampf
ums Uberleben auf. Auch der einzelne Arbeitnehmer
täte gut daran, die Zeichen der Zeit illusionslos und
unsentimental zur Kenntnis zu nehmen. Morgen
mögen durchaus wieder konjunkturell bessere
Zeiten kommen. Aber ausschließlich für den, der
bereits heute begriffen hat, daß das nur für diejeni–
gen zutreffen wird, die sich aus eigener Initiative
heraus ein fortlaufendes Selbstverbessemngs-
programm verordnet haben. Es gibt keine andere
Maßnahme außer dieser, mit der auszuschließen
wäre, eher früher denn später bemflich in die
Bredouille zu geraten.
Denn: Zu dem wirtschaftlich-geschäftlichen gesellt
sich ein zunehmend härter und rücksichtslos
geführter zwischenmenschlicher Verdrängungs–
wettbewerb. Wenn, wie es nur noch mit einer Vogel-
Strauß-Politik zu überstehen ist, für immer mehr
Menschen immer weniger Arbeitsplätze zur Verfü–
gung stehen (werden), kann es im klassischen
Darwinschen
Sinne nur ein 'survival of the fittest'
geben; t)ehält auf die Dauer nur derjenige einen
Arbeitsplatz, jann sich nur derjenige Karriere–
hoffnungen machen, dem es aus eigenem Antrieb
heraus immer wieder gelingt, sich nicht nur den
ständig wachsenden, sondern viel mehr noch sich
den ständig verändernden Anfordemngen der
Arbeitswelt anzupassen.
Eine Konsequenz dieser Entwicklung ist es, daß
Wissen und Können im Sinne von fachlicher und
methodischer Kompetenz keine ausschließliche
Gmndlage mehr für eine üt)erzeugende Handlungs-
komjjetenz sind. Je härter der zwischenmenschliche
Verdrängungswettbewerb wird, desto wichtiger
wird nicht allein die mentale und körperliche Fit–
ness, sondem auch die Kunst, sich auszudrücken,
verstanden zuwerden und zu überzeugen. Das
heißt, Menschen auf sich aufmerksam zu machen,
für sich zu gewinnen, für das eigene Anliegen in
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