mba kompendium
        
        
          2016/17
        
        
          53
        
        
          Mit 479 Studiengängen wird der überwiegende Teil
        
        
          der weiterbildenden Master an Hochschulen ohne
        
        
          Promotionsrecht angeboten.
        
        
          „Viele Hochschulen hängen noch immer an der
        
        
          Idee fest, dass der Master die Fortsetzung des Ba-
        
        
          chelor-Studiums ist und tun sich daher schwer da-
        
        
          mit, unabhängige – also fachlich nicht-konsekutive
        
        
          – Master zu entwickeln“, erklärt Christian Tauch,
        
        
          Leiter des Bereichs Bildung bei der Hochschulrek-
        
        
          torenkonferenz (HRK). Ein Problem sei dabei die
        
        
          Bedarfsfeststellung. Da müsse man erst einmal
        
        
          „Marktforschung“ betreiben, ob es auch genug In-
        
        
          teressenten gibt, die bereit sind, für das Studium
        
        
          zu bezahlen und ob die Nachfrage einigermaßen
        
        
          dauerhaft sein wird. „Hierfür ist in vielen Fällen ein
        
        
          dauerhaftes – auch finanzielles – Engagement von
        
        
          Unternehmen unerlässlich“, so Tauch.
        
        
          Vorreiter dabei waren die Wirtschaftsprüfer, die ge-
        
        
          meinsam mit verschiedenen Hochschulen bereits
        
        
          2010 den Master-Studiengang „Audit Xcellence“
        
        
          entwickelt haben, der sich an Bachelor-Absolven-
        
        
          ten mit erster Berufserfahrung richtet. Dabei koope-
        
        
          rieren die „Big 4“ (Deloitte, Ernst & Young, KPMG
        
        
          und PwC) mit vier Hochschulen, die entsprechen-
        
        
          de Studiengänge anbieten. Die Wirtschaftsprüfer
        
        
          zahlen nicht nur Studiengebühren und stellen ihre
        
        
          Mitarbeiter für das Studium frei, die Absolventen
        
        
          bekommen auch die Hälfte des Wirtschaftsprüfer-
        
        
          examens erlassen.
        
        
          Auch der Executive Master of Insurance an der
        
        
          Ludwig-Maximilians Universität (LMU) in Mün-
        
        
          chen ist auf Wunsch von Unternehmen aus der
        
        
          Versicherungswirtschaft entstanden, die darin eine
        
        
          Möglichkeit sehen, ihre Mitarbeiter akademisch
        
        
          fundiert weiterzubilden. Und auch der HR-Master
        
        
          (ebenfalls an der LMU) wurde auf Initiative der Un-
        
        
          ternehmen und HR-Verbände entwickelt. Während
        
        
          sich Teilnehmer dieser Studiengänge also weitge-
        
        
          hend sicher sein können, dass die Studieninhalte
        
        
          den Bedürfnissen der Unternehmen entsprechen,
        
        
          ist das bei anderen Programmen nicht immer der
        
        
          Fall. Dabei sollte man vor allem darauf achten, dass
        
        
          das Fachgebiet nicht zu eng ist. Denn je spezifischer
        
        
          ein Studiengang desto begrenzter sind in der Regel
        
        
          auch die Einsatzmöglichkeiten der Absolventen. Im
        
        
          Personalbereich ist die Angebotspalette inzwischen
        
        
          breit und reicht vom „Master in Business Coaching
        
        
          und Change Management“ über den „Master in
        
        
          Leadership and Organisational Development“ bis
        
        
          zum „Master in Wertschöpfungsmanagement“.
        
        
          Abgrenzung zum spezialisierten MBA?
        
        
          Nicht immer eindeutig ist die Abgrenzung zum
        
        
          spezialisierten MBA-Studium. Per Definition gilt ein
        
        
          MBA als eine Weiterbildung in General Manage-
        
        
          ment, bei der alle Kernfächer von Accounting, Fi-
        
        
          nance, Operations, Strategie und HR-Management
        
        
          unterrichtet werden. Manche MBA-Studiengän-
        
        
          ge ermöglichen dabei auch – meist im zweiten
        
        
          Studienabschnitt – eine Spezialisierung auf einen
        
        
          Bereich wie etwa Strategie oder HR. Doch es gibt
        
        
          auch Studiengänge, die zwar als MBA bezeichnet
        
        
          werden, inhaltlich aber fast ausschließlich auf ei-
        
        
          nen Fachbereich wie etwa Logistik fokussiert sind.
        
        
          Hier gilt es daher stets genau hinzuschauen und
        
        
          für sich selbst abzuklären, wo die Prioritäten liegen.
        
        
          Inwieweit unterstützen Arbeitgeber ihre Mitarbei-
        
        
          ter beim Master-Studium? Aufschluss darüber gibt
        
        
          eine 2015 veröffentlichte Studie des Instituts der
        
        
          deutschen Wirtschaft Köln, bei der 1.497 Unterneh-
        
        
          men befragt wurden. Danach bieten 47,9 Prozent
        
        
          ihren Mitarbeitern die Möglichkeit eines berufsbe-
        
        
          gleitenden Master-Studiums. 10,5 Prozent planen,
        
        
          dies künftig zu tun. Gut jedes dritte Unternehmen
        
        
          (34,3 Prozent) war dabei sogar bereit, die gesam-
        
        
          ten während des Studiums anfallenden Gebühren
        
        
          zu übernehmen. 87,3 Prozent gaben an, zumindest
        
        
          einen Teil der Kosten zu übernehmen. Bei 61,9 Pro-
        
        
          zent gab es eine zumindest teilweise Freistellung
        
        
          bei Fortzahlung der Bezüge.
        
        
          Bärbel Schwertfeger