Tagen 10/2016 - page 3

Kurz nach Redaktionsschluss dieses Hefts
erschien in der „Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung“ vom 28. August ein
Artikel, auf den ich unbedingt noch
hinweisen will, weil er das „Next Big
Thing“ der deutschen Eventszene
ankündigt. Es handelt sich um das
500-jährige Reformationsjubiläum, das
im nächsten Jahr begangen wird und das
laut einiger Kirchenmänner, mit denen die
„Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ gesprochen hat, im Volk
ähnliche „Gefühle wie beim Sommermärchen“ auslösen soll.
Rund 50 Millionen Euro beträgt allein der Etat, den das
Organisationsbüro in Wittenberg für seine Aktivitäten einsetzen
kann. Das Land Sachsen-Anhalt lässt sich das Spektakel ungefähr
100 Millionen Euro kosten. Die Stadt Berlin wird rund 40 Millionen
Euro für diverse Lutherprojekte ausgeben. Private Investitionen
hinzugerechnet sollen eine halbe Milliarde Euro ins Jubeljahr
fließen.
Vielleicht macht es ja Sinn, wenn die Veranstalter von Tagungen
und Events sich an den „Megatrend Reformation“ anhängen und ihr
Rahmenprogramm mit Luther anreichern. Das muss nicht so religiös
werden, wie es sich zunächst anhört, denn Luther steht auch für
einen kulturellen Umbruch und Kultur hat noch keinem Rahmen­
programm geschadet.
Außerdem verdanken wir Luther, dass die Menschen anfingen, sich
als Individuum zu verstehen. Das wäre doch ein lohnendes Thema
für einen Keynote Speaker, der sich von den üblichen Motivations-
Clowns abheben will.
Von Martin Luther stammt übrigens der Spruch: „Ein heiterer Wirt
ist das beste Gericht“. Ein Hinweis darauf, dass auch unsere Branche
vom großen Theologen und Reformator noch etwas lernen kann:
Eine freundliche und vielleicht sogar fröhliche Hotelmannschaft
macht eine Tagung erst perfekt.
Viel Erfolg beim Tagen und viel Spaß beim Lesen
wünscht
Martin Pichler
Chefredakteur „wirtschaft + weiterbildung“
Vom „Megatrend Luther“ zum
„Megatrend Kultur“
editorial
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