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PERSONALRISIKEN
personalmagazin 05 / 12
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Gegenlenken mit System
ÜBERSICHT. Mit Hilfe eines Risikozyklus können Personaler Schwachstellen
frühzeitig erkennen, Gefahren einschätzen und bei Bedarf wirksam vorbeugen.
Vorausschauend steuern: Das ist Pflicht für Personaler, um größere Gefahren zu umschiffen.
Basel II und III die Auseinandersetzung
mit den Personalrisiken und machen sie
zur aufsichtsrelevanten Risikokategorie.
Wichtiger ist allerdings, dass sich die
Verantwortlichen damit beschäftigen,
weil sie von deren Bedeutung überzeugt
sind und nicht, weil der Gesetzgeber
es verlangt. Es geht darum, die Risiken
sichtbar und damit voraussehbar zu ma-
chen, damit sie begrenzt oder vermie-
den werden können. Wenn es gelingt, die
Personalrisiken effizient zu steuern, ste-
cken darin große Chancen. Dafür bedarf
es eines systematischen Ansatzes.
Sich mit Personalrisiken zu beschäf-
tigen, heißt, sich fragen, welche Leute
man in Zukunft braucht (Engpassrisiko),
wie man sie gewinnt und im Unterneh-
men hält (Austrittsrisiko), qualifiziert
(Anpassungsrisiko) und motiviert (Mo-
tivationsrisiko). Mit den vier Risiko-
feldern des Grundmodells werden die
wichtigsten Personalrisiken erfasst.
Unternehmensbezogen kann es sinnvoll
sein, das Grundmodell in Einzelaspekten
anzupassen. So haben beispielsweise
einzelne Unternehmen das Integritäts-
risiko, auch Loyalitätsrisiko genannt,
sowie – seltener – Führungsrisiken und
HRM-Risiken hinzugefügt.
Den Risikozyklus befolgen
Um das Personalrisikomanagement sys-
tematisch anzugehen, sollten Unterneh-
men das Modell des Risikozyklus heran-
ziehen, das aus Identifikation, Messung,
SteuerungundÜberwachung der Risiken
besteht (siehe beispielhafte Abbildung
auf Seite 21). Bei der Risikoidentifikati-
on gilt es zunächst, die Personalrisiken,
die im Unternehmen bestehen, auszu-
machen und zu systematisieren. Unter-
nehmen, die ihre Risikoschwerpunkte
kennen, können ihre Maßnahmen auf
die Bereiche mit den größten Risiken
fokussieren. Deshalb ist eine fundierte
Analyse des Ist-Zustands unerlässlich.
Ausgangspunkt sind Fragen zu jeder
Risikodimension, die als Grundlage für
eine Beurteilung durch ein Risikoteam
dienen können.
Bei der Risikomessung geht es um die
Suche nachMessverfahrenund dieQuan-
tifizierung der Risiken. Untersuchungen
belegen eine klare Verbesserung, sobald
das Risiko quantifiziert wird.
In der Risikosteuerung werden auf der
Basis der festgestellten Risikoschwer-
Von
Jean-Marcel Kobi
D
ie Bedeutung des Humankapi-
tals als unbestrittenwertvollste
und sensibelste Ressource legt
es nahe, die Personalrisiken
ebenso fundiert anzugehen, wie dies
für andere Risiken schon lange üblich
ist. Trotzdem gibt es kaum einen Unter-
nehmensbereich, im dem mit weniger
Systematik und Professionalität hö-
here Risiken eingegangen werden. Hier
herrscht noch einiger Handlungsbedarf,
nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass
neuerdings auch regulatorische Anfor-
derungen zu erfüllen sind. So erfordern
das Gesetz zur Kontrolle und Transpa-
renz imUnternehmensbereich oder auch
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