Seite 24 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2015_01

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NEUBAU UND SANIERUNG
Kriminalitätsprävention: Kampagne „Riegel vor!“ in NRW
Enger Schulterschluss mit Sicherheitsbehörden
Nanu, entwickelten Ralf Jäger und Alexander Rychter da plötzlich kriminelle Energie? Der NRW-
Innenminister und der Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen wurden im Oktober dabei
fotografiert, wie sie gut gelaunt ein Fenster aufhebelten. Die verdächtige Aktion war jedoch
vollkommen legal: Jäger und Rychter läuteten gemeinsam die Aktionswoche „Riegel vor!“ ein.
Gemeinsamwollen Wohnungsunternehmen und
Polizei den Verbrechern die „Arbeit“ erschweren:
In Nordrhein-Westfalen üben sie den Schulter-
schluss und rufen im Rahmen der Kampagne
„Riegel vor! Sicher ist sicherer“ zu mehr
Sicherheitsbewusstsein auf. Die Kampagne
ist auf eine Initiative des NRW-Innenmi-
nisteriums hin entstanden und soll dazu
beitragen, den Anstieg der Einbruchszah-
len, aber auch etwa Vandalismus in den
Wohnquartieren aufzuhalten. Durch mehr
Aufklärung, höhere Sicherheitsstandards
und eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit
wollen das Landeskriminalamt Nordrhein-
Westfalen und die Wohnungswirtschaft das
erreichen.
Nun wird die Wohnungswirtschaft imWesten die
Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden
weiter intensivieren: VdW-Verbandsdirektor
Alexander Rychter und Uwe Jacob, Direktor
des LKA Nordrhein-Westfalen, unterzeichneten
am 20. Oktober 2014 im Beisein von NRW-In-
nenminister Ralf Jäger eine entsprechende Ko-
operationsvereinbarung. Innenminister Jäger
erklärte: „Zusammenarbeit zahlt sich gerade
im Kampf gegen Wohnungseinbrüche aus. Ge-
meinsame Strategien helfen Eigentum zu schüt-
zen. Mehr Vorsorge und mehr Einbruchsschutz
bedeutet auch: Weniger Menschen werden zu
Einbruchsopfern. Deshalb ist der Verband der
Wohnungswirtschaft für die Polizei auch ein
wichtiger Partner.“
Lokale Partnerschaften und
kleinteilige Maßnahmen
Beispiele, wie Partnerschaften vor Ort funktio-
nieren können, gibt es bereits einige: Die Woh-
nungsgenossenschaft Herne-Süd eG (WHS) hat
z. B. ein Budget in Höhe von 20.000 € bereitge-
stellt, mit dem sie nun Mieter unterstützt, die
ihre Wohnung gegen Einbruch-Diebstahl sichern
wollen. „Und wenn das nicht reicht, werden wir
das Budget aufstocken“, sagte Klaus Karger, WHS-
Vorstandsvorsitzender. Das Polizeipräsidium Bo-
chum sorgt dabei dafür, dass in jedem Einzelfall
eine ausreichende Beratung stattfindet und dass
die Arbeiten ausschließlich von zertifizierten
Betrieben durchgeführt werden. Diese Form der
Zusammenarbeit besiegeltenWHS und Polizei mit
einem Kooperationsvertrag.
Mit mehr als 16.000Wohnungen ist die Dortmun-
der Gesellschaft für Wohnen mbH (DOGEWO21)
das größte in Dortmund ansässige Wohnungsun-
ternehmen. ZumBestand gehören auch die „klas-
sischen“ Großsiedlungen der 1960er und 1970er
Jahre. Hier und in den Hochhäusern nimmt wie
überall in der Gesellschaft die Anonymität zu.
Dies kann bei einem Teil der Mieterschaft – ins-
besondere bei älteren Menschen – ein Gefühl der
Unsicherheit und des Bedrohtseins auslösen, dem
DOGEWO21 mit einem Bündel von Maßnahmen
begegnet: Um Anonymität abzubauen und die
Nachbarschaften zu stärken, berücksichtigt
sie insbesondere bei Modernisierungen ganzer
Quartiere bauliche wie auch nichtbauliche Maß-
nahmen zur Steigerung des Sicherheitsgefühls
schon in der Planung. Die Mieter werden zudem
in begleitenden Workshops einbezogen. Zu den
Standards bei Modernisierungsmaßnahmen ge-
hören auch kleine Details wie ein zweiter Tür-
spion, der Rollstuhlfahrern, aber auch Kindern
den Blick in den Hausflur ermöglicht. Mit
den Beratungsstellen der Polizei und ins-
besondere mit den Bürgernahen Beamten
bzw. Bezirkspolizisten vor Ort pflegt das
Unternehmen engen Kontakt und bietet
Vorträge und Beratungstermine an.
Beratung und Information
Auf Beratung setzt auch etwa die Woh-
nungsverein Herne eG: Die Genossenschaft
macht es den Banden, die ihre Leute mit
dem Enkeltrick oder einer seiner Varian-
ten auf die Jagd schicken, nun schwer und steuert
mit Aufklärungsarbeit gegen: Reinhard Dembowy,
ehemaliger Herner und Bochumer Polizist, geht
auf Bitten der Genossenschaft auf Tour. Sonja
Ogaza vom Wohnungsverein erläutert: „Es gibt
verschiedene Versionen des Enkeltricks. Darüber
klären wir auf, und wir warnen auch vor der sog.
Stadtwerkemethode. Zudem hat Herr Dembowy
die verschiedenen Varianten des Handtaschen-
diebstahls mit den Senioren behandelt.“ Als
Grundbedürfnis hat man bei der GAG Köln die Si-
cherheit der eigenen vier Wände längst erkannt:
In ihren Neubauten bietet die GAG einen erhöh-
ten Standard beimEinbruchschutz und informiert
Mieter zudem laufend über Möglichkeiten der
Vorbeugung.
Andreas Winkler
Pressesprecher
VdW Rheinland-Westfalen
Düsseldorf
THEMA DES MONATS
Logo der Kampagne „Riegel vor! Sicher ist sicherer“, die Einbruchs-
zahlen und Vandalismus in den Wohnquartieren eindämmen soll