Seite 10 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2015_01

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STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
Sympathieträgerinnen
Preis Soziale Stadt 2014
Vom Rattenhaus zum Vorzeigeprojekt
Die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft hat in Berlin-Neukölln eine von Roma
bewohnte Schrottimmobilie instand gesetzt – unter Beteiligung der Bewohner und ohne sie
zu vertreiben. Das Projekt Arnold-Fortuin-Haus wurde im Sommer 2014 mit dem
Preis Soziale Stadt 2014 als vorbildlich ausgezeichnet.
Der Innenhof der Häuser in der Harzer Straße 64
bis 67 wirkt wie eine Oase im Berliner Stadtteil
Neukölln. Die Hauswände sind strahlend weiß,
einige Fensterrahmen leuchten blau, gelb oder
rot. Zwischen Wacholdersträuchern blühen Blu-
men, daneben laden bunt melierte Sessel und ein
Tisch zum Verweilen ein – sie sind aus recycelten
Plastiktüten und Kunststoffabfällen hergestellt.
Auf der 2.500 m
2
großen Brandmauer haben sie-
ben Künstler die Bergpredigt auf ihre Weise in-
terpretiert und auch die anderen Wände sind in
Bodennähe mit Tieren und Bäumen, mit Schiffen
und Menschen bemalt.
Ehemals ein Beispiel skrupelloser
Ausbeutung …
Was heute einladend aussieht, war 2011 noch
eine schäbige Unterkunft, die bundesweit für
Schlagzeilen sorgte und in der Nachbarschaft nur
„Das Rattenhaus“ hieß. In heruntergekommenen
Häusern aus der Gründerzeit und aus den 1950er-
Jahren lebten auf 7.500 m
2
Wohnfläche in 137
Wohnungen bis zu 1.200 Menschen, die meisten
von ihnen Roma aus dem rumänischen Dorf Fântâ-
nale. Manche schliefen auf Matratzenlagern im
Keller oder im Speicher, im Hof gab es Probleme
mit Müll und Ratten.
Ein Makler bot die Immobilie Benjamin Marx an,
der für die katholische Aachener Siedlungs- und
Wohnungsgesellschaft mbHmit Sitz in Köln (SWG)
seit 2006 neue Objekte findet, kauft und entwi-
ckelt. Der Voreigentümer konnte dieWasserrech-
Eva Dorothée Schmid
freie Journalistin
Hamburg
Quelle: SWG, Foto: Lucian Spatariu