Seite 12 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_12

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in Deutschland altersgerecht. Aber nicht nur die
bauliche Ausstattung der Wohnungen ist für das
Wohnen im Alter wichtig. Spezielle Dienstleis-
tungsangebote, zugeschnitten auf die Bedürfnisse
älterer Mieter, erweisen sich als ebenso dringlich.
Folgerichtig entwickelte das Kompetenzcenter ein
Konzept für das Wohnen imAlter. Unter demMotto
„Sie bleiben, wir helfen“ beinhaltete es in einem
ersten Schritt spezifische Beratungsleistungen
für Hilfsmittel und bauliche Maßnahmen. Heute
ist die Seniorenberatung auf eine weitaus breite
Basis gestellt: Informationen und Hilfestellungen
zu den ThemenWohnungsumbau, Notruf und Pfle-
ge können die Mieter bei Kooperationspartnern
vor Ort kostenlos und unverbindlich einholen. Da-
neben initiiert das Kompetenzcenter zahlreiche
Projekte, die sich speziell an ältere Mieter richten
– unter anderem: Bingo-Nachmittage, Jubiläen
für langjährige Mieterschaften und regelmäßige
Seniorennachmittage und -ausflüge.
Ein herausragendes Beispiel ist das Projekt „Wohn-
Service-Team – Ihre Helfer im Alltag” (WST), das
2007 ins Leben gerufenwurde und nicht nur älte-
ren Menschen half, sondern auch zur Wiederein-
gliederung von Langzeitarbeitslosen beitrug. Für
rund 3.000Wohnungen in Offenbach startete die
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt mit zwei Part-
nern diese Kooperation, die insbesondere älteren
und alleinstehenden Mietern den Alltag erleich-
tert. Zumkostenlosen Service gehören Leistungen
wie Glühbirnen wechseln, Wasserkästen herauf-
tragen oder Gardinen aufhängen. Für Einkaufen
oder die Begleitung bei Arztbesuchen sowie für
Putzen, Bügeln und Waschen werden 4,50 € die
halbe Stunde berechnet.
Trotz hoher Nachfrage musste die Trägergesell-
schaft im Dezember 2013 Insolvenz anmelden.
Dem Wohn-Service-Team drohte das Aus. Ent-
schlossen wurde eine neue Gesellschaft gegrün-
det: die „Dienste im Quartier GmbH“ (DiQ). Mit
einem langfristigen Vertrag und einem Zuschuss
der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt in Höhe
von 150.000 € startete die DiQ in eine gesicherte
Zukunft. Ende 2014 soll das Angebot flächende-
ckend für 20.000Wohnungen in Frankfurt und der
Rhein-Main-Region verfügbar sein.
Kooperieren bedeutet: Gemeinsam stark sein
Die Nassauische Heimstätte/Wohnstadt arbeitet
in ihremKompetenzcenter bewusst mit einer klei-
nen, schlanken Abteilung. Für die operative Um-
setzung werden externe Kräfte eingestellt – auch
in Teilzeit. Ferner sind Kooperationenmit anderen
Wohnungsgesellschaften, sozialen Organisationen
und kommunalen Trägern vor Ort sinnvoll und ha-
ben sich über Jahre bewährt. Das empfiehlt sich
schon deshalb, so die Erfahrungen des Kompe-
tenzcenters, weil es kein Generalkonzept von der
Stange gibt. Was die angestrebten Ziele angeht,
bestehen allerdings oftmals gleiche Interessen.
Es gilt daher, alle Bausteine stets der jeweiligen
Situation im Quartier anzupassen.
Professionelles Sozialmanagement hilft nicht nur
den Mietern, sondern auch demWohnungsunter-
nehmen. Es senkt die Fluktuation, verringert den
oft beklagten Leerstand, verbessert den sozialen
Frieden, stärkt den verantwortungsvollen Umgang
der Bewohner mit deren Wohnumfeld, verringert
Mietrückstände, verbessert die Mieterstruktur,
stärkt den Zusammenhalt von Nachbarschaften,
vermindert Beschwerden, entlastet Mitarbeiter,
steigert die Attraktivität des Quartiers undwertet
das gesamte Stadtteil- und Unternehmensimage
auf. Damit stellt es auch einen nicht ganz uner-
heblichen wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteil
für das Unternehmen dar und schafft auf ganzer
Linie eine Win-win-Situation.
Gelungenes Sozialmanagement steht für eine
durchweg positive Bilanz für alle Beteiligten: für
Mieter, Wohnungsunternehmen und die gesamte
Gesellschaft. Es ist eine übergreifende Aufgabe,
der sich heute keinWohnungsunternehmen – egal
welcher Größe – mehr entziehen kann.
Die Unternehmensgruppe mit Sitz in Frankfurt am Main und Kassel bietet seit über 90 Jahren
umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäf-
tigt rund 670 Mitarbeiter. Mit rund 60.000 Mietwohnungen in 140 Städten und Gemeinden
gehört sie zu den führenden deutschen Wohnungsunternehmen. Der Wohnungsbestand wird
aktuell von rund 260 Mitarbeitern in vier Regionalcentern, untergliedert in 13 Servicecentern,
betreut. Unter der Marke „NH ProjektStadt“ werden die Kompetenzfelder zur Durchführung
nachhaltiger Stadt- und Projektentwicklungsaufgaben gebündelt.
UNTERNEHMENSGRUPPE NASSAUISCHE HEIMSTÄTTE/WOHNSTADT
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt und Management
Stadtbau und Stadtentwicklung
Initiatoren und Künstler aus Frankfurt-Sindlingen
(v.l.): Sandra Gesper, Leiterin des NH-Servicecenters,
Lokee, Tobi, Caritas-Quartiersmanagerin Maria Glage,
Artmos4-Projektleiter Il-Jin Choi, Plata und Pucki
Mit ungewöhnlichen Projekten fördert die NH Kreativität bei Kindern und Jugendlichen - u. a. mit
Graffiti-Workshops: Quartiersbetreuer Winny Mylius (l.), NH-Sozialmanager Sascha Langknecht und Künstler
Helge Steinmann (r.) mit Kindern aus der Offenbacher Hans-Böckler-Siedlung vor ihrem Werk
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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