wirtschaft und weiterbildung 06/2015 - page 8

aktuell
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wirtschaft + weiterbildung
06_2015
Joachim Sauer hat den Bundesverband der
Personalmanager (BPM) aufgebaut und
war sechs Jahre Präsident des Verbands.
Im Interview zieht er Bilanz.
Im Juni kandidieren Sie nicht mehr für das
Amt des Präsidenten des BPM, weil Sie Vor-
standsvorsitzender des Deutschen Instituts
für Normung werden. Was sehen Sie als
größten Erfolg in Ihrer Amtszeit?
Joachim Sauer:
Wir haben gegen viel
Widerstand und Skepsis einen Verband
aufgebaut, der sich als gewichtige Stimme
für das Personalmanagement etabliert hat.
Wir haben Personaler aus unterschied-
lichsten Bereichen organisiert und dazu
beigetragen, dass das Selbstbewusstsein
der Berufsgruppe verbessert wurde. Das ist
der wesentliche und größte Erfolg meiner
Amtszeit.
Es gibt derzeit Stimmen, die den Niedergang
der HR-Funktion beklagen. Konnte der BPM
nicht zu ihrer Stärkung beitragen?
BPM-PRÄSIDENT ZIEHT BILANZ
Joachim Sauer:
„Die Gesamtverantwortung
hat mich immer gereizt“
Sauer:
Ich habe Schwierigkeiten mit sol-
chen pauschalen Urteilen, die meist nur
auf persönlichen Erfahrungen und Gefüh-
len beruhen. Im internationalen Vergleich
ist die HR-Funktion auf Geschäftsleitungs-
ebenen in Deutschland vergleichsweise
schwach verankert. Das stimmt. Doch die
entscheidende Frage lautet doch: Kann HR
realistischerweise jemals eine Bedeutung
im Unternehmen erlangen, wie das gerne
einige sehen würden? Und da habe ich
große Skepsis. Ich bin der Meinung, HR ist
zuallererst ein Dienstleister. Wir sind dafür
da, eine exzellente administrative Leistung
abzugeben. Wir sind diejenigen, die sich
bei den Mitarbeitern unheimlich gut aus-
kennen, sowohl beim Rekrutieren wie auch
Weiterentwickeln. Und dann sind wir auch
noch strategischer Partner, doch darüber
wird viel zu stark gesprochen. Diese Dis-
kussion ist aber zu stark ideologisiert, sie
hat manchmal etwas Religiöses.
VERBÄNDE
Neue Geschäftsführung der Selbst-GmbH
Die Personalentwicklerin
Christiane Tantau ist neue
Geschäftsführerin der Initiative
„Wege zur Selbst-GmbH“. Sie
folgt auf Regina Fuhrmann, die
zehn Jahre lang für das Netz-
werk tätig war und es nach
Sie selbst wechseln jetzt von einer HR- in
eine CEO-Funktion als Vorstandsvorsitzen-
der beim Deutschen Institut für Normung
(Din). Ist das eine Flucht aus dem Perso-
nalwesen, weil Sie dort nicht ausreichend
gestalten konnten?
Sauer:
Ich habe in meinem Berufsleben
schon mehrfach eine Gesamtverantwortung
wahrgenommen, als ich nach der Wieder-
vereinigung in Leipzig aus einer Produkti-
onshalle einen Gewerbehof gemacht habe
– den es immer noch gibt. Eine Gesamtver-
antwortung hatte ich beispielsweise auch,
als wir den BPM aufgebaut haben. Das war
für mich eine große Bereicherung zu über-
legen, wie man ein Netzwerk aufbaut und
Leute für eine Idee begeistert. Ich habe das
komplett ehrenamtlich gemacht, am Abend
und am Wochenende. Diese Gesamtverant-
wortung hat mich immer gereizt, in der HR-
Funktion hat mir die gefehlt.
Das Interview führte Reiner Straub
Joachim Sauer.
Der
scheidende BPM-Präsident wird
zum 1. Juli 2015 Vorstands-
mitglied im Deutschen Institut für
Normung e. V. (Din).
Christiane Tantau
folgt auf
Regina Fuhrmann.
Informationen der Selbst-GmbH
noch zwei Jahre administrativ
und projektbezogen in Teilzeit
unterstützen wird. Tantau ist
seit 2007 Mitglied des Netz-
werks. Mit dem Positionswech-
sel ist auch die Verlegung der
Geschäftsstelle von Dassen-
dorf nach Hamburg verbunden.
Die Initiative „Wege zur Selbst-
GmbH“ e. V. hat aktuell rund
500 Mitglieder. Das Personaler-
Netzwerk wurde im Jahr 1999
gegründet.
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