Seite 28 - wirtschaft_und_weiterbildung_2015_02

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personal- und organisationsentwicklung
28
wirtschaft + weiterbildung
02_2015
sehr geschätzt, aber dass Maßnahmen
systematisch ergriffen werden, um La-
chen im Arbeitsleben zu fördern, ist eher
die Ausnahme.
Humor klingt nicht seriös
Ihre Argumente haben Sie für Ihren Vor-
gesetzten parat: Der Einsatz von Humor
aktiviert die Teilnehmer und steigert
darüber hinaus den Lernerfolg. Die Teil-
nehmer sind besser bei der Sache und
behalten mehr vom Gesagten. Doch die
Reaktion eines Vorgesetzten fällt oft ähn-
lich aus: „Wirklich ein netter Gedanke –
aber aus meiner Sicht einfach eine neue
Akquise-Masche Ihres neuen Trainers.
Der Trainermarkt ist eben hart umkämpft.
Außerdem wollen Seminarleiter immer
gute Feedbacks erzielen, damit sie weiter-
empfohlen und wieder gebucht werden.
Das klappt bei gut bespaßten Teilnehmer-
gruppen sicherlich besser. Nehmen Sie es
mir nicht übel, aber die Personalentwick-
lung steht schon genug unter Legitima-
tionsdruck. Wenn wir jetzt mit Lachver-
anstaltungen ankommen, nimmt uns hier
niemand mehr ernst.“
Kennen Sie das: Als Personalentwickler
präsentieren Sie Ihrem Vorgesetzten eine
Idee, wie Sie den Lernerfolg in Ihren Se-
minaren und damit die Bildungscontrol-
ling-Statistik verbessern wollen. Sie feilen
am didaktischen Design und wollen die
Weiterbildung in Ihrem Unternehmen
auf ein neues, nachhaltiges Level heben.
Doch es ist nicht leicht, gerade einen
zahlengetriebenen Manager von solchen
Konzepten zu überzeugen – erst recht
nicht, wenn Sie künftig Ihre Seminare
mit Humor bereichern. Zwar wird Humor
als Charaktereigenschaft eines Menschen
Humorvoll rangehen
WEITERBILDUNG.
Kleine Witze unter Kollegen sorgen für eine gute Stimmung im Team.
Doch Humor kann mehr: Er kann Lernen erleichtern und den Lernerfolg nachhaltig
beeinflussen. Das lässt sich nicht nur im Joballtag leicht nachvollziehen, sondern ist
auch wissenschaftlich belegt. Personalentwickler können sich das zunutze machen.
Foto: ScandinavianStock /Shutterstock.com
… alles, was komisch und lustig ist. Zwischen Humor und
Lachen steht ein emotionaler Prozess der Erheiterung, der
an Situationen gekoppelt ist, die als komisch oder witzig
empfunden werden, so der Humorforscher Willibald Ruch.
Humor entwickelt sich dabei durch das Rezipieren von
inkongruenten Informationen – zum Beispiel Widersprüche,
Übertreibungen oder Doppeldeutigkeiten. Gelingt es, diese
Inkongruenzen aufzulösen, zeigt sich die physiologische
Verhaltensreaktion, das Lachen. Seit wenigen Jahrzehnten
hat Humor auch in der Wissenschaft einen festen Platz.
Die Gelotologie ist die Wissenschaft vom Lachen. Ihren
Ursprung hat die Lach- oder Humorforschung in der Thera-
pie. Bereits Sigmund Freud hat postuliert, dass Witze einer
geschickten Abfuhr aggressiver und libidinöser Energie die-
nen und somit Verdrängungsaufwand bei Therapeut und
Patient reduzieren. Auch in der Medizin hat man positive
Effekte entdeckt: Lachen reduziert Stresshormone, stärkt
das Immunsystem, verbessert die Durchblutung und beugt
dadurch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Inzwischen ist
die empirische Pädagogik aufmerksam geworden und hat
Studien zum Einsatz von Humor in Lernkontexten erstellt.
Humor ist …