Seite 54 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_04

Basic HTML-Version

messen und kongresse
54
wirtschaft + weiterbildung
03_2014
Veranstaltungstipp.
Dr. Christian Lüdke hält am 21. Mai
auf der Corporate Health Convention 2014 in Stuttgart
(Parallelveranstaltung zur „Personal Süd”) den Keynote-
Vortrag „Psycho-Infarkt: Besser vorbeugen bei Psy-
chostress im Beruf“.
Dr. Christian Lüdke ist Geschäftsführer von Terapon Con-
sulting. Er gilt als Experte für psychologische Akutinter-
vention, Trauma-Prävention und Gesundheitsmanagement.
Der 53-Jährige übernahm die psychologische Ausbildung
von Spezialeinheiten der Polizei in Nordrhein-Westfalen
und wirkte mit als Mitarbeiter am Lehrstuhl für Klinische
Psychologie und Psychotherapie der Universität zu Köln.
Corporate Health Convention 2014
Burn-out dagegen bezeichnet lediglich
einen Risikozustand, weder medizinisch
noch therapeutisch gibt es dazu ein
Krankheitsbild.
An der Burn-out-Diskussion stört mich
auch, dass gerade Medienberichte häufig
suggerieren, Burn-out bekommen Men-
schen, die viel arbeiten. Heute arbeiten
eigentlich alle sehr viel: Studien zeigen,
dass wir in der gleichen Zeit doppelt so
viel leisten wie vor zwanzig Jahren. Bei
Menschen mit der Diagnose Burn-out, die
bei mir in Behandlung waren, habe ich
festgestellt, dass es eher um etwas ande-
res geht: Ihnen ist die Leidenschaft verlo-
ren gegangen.
Gibt es Menschen mit einem erhöhten
Risiko für einen Psycho-Infarkt?
Lüdke:
Im Wesentlichen gibt es zwei Risi-
kofaktoren. Der erste bezieht sich auf die
private und berufliche Zufriedenheit. Ein
Mensch, der einen Partner hat, vielleicht
Kinder, Freunde, soziale Netzwerke,
Hobbys, also mit sich und seinem Leben
etwas anzufangen weiß, ist im Grunde
genommen sehr gut geschützt. Weit-
aus mehr gefährdet sind alleinstehende
Frauen oder Männer, ohne Freunde oder
Freizeitaktivitäten, unzufrieden mit sich
und ihrem Leben, auch in beruflicher
Hinsicht. Der erste Risikofaktor ist also
private und berufliche Unzufriedenheit.
Das zweite Risiko besteht in Vortrauma-
tisierungen. Etwa sieben Prozent aller
Menschen haben schon einmal etwas
sehr Belastendes erlebt, was ihre Wider-
standskraft schwächt. Sie haben zum Bei-
spiel geliebte Menschen verloren, durch
Tod oder durch Trennung. Sie haben
vielleicht schwere Erkrankungen über-
standen oder Unfälle überlebt. Bei einer
erneuten Belastung können solche Trau-
matisierungen wieder an die Oberfläche
gespült werden und das Risiko, in diesen
Psycho-Infarkt zu geraten, verstärken.
Macht womöglich auch die deutsche
Mentalität mit ihren sogenannten
Was verstehen Sie unter Psycho-Infarkt?
Dr. Christian Lüdke:
Unter Psycho-Infarkt
verstehe ich einen totalen körperlichen
und mentalen Energieverlust. Der Begriff
ist vom Herzinfarkt abgeleitet, der eine
Unterversorgung der Herzkranzgefäße
bewirkt. Bei einem Psycho-Infarkt kommt
es zum kompletten Einbruch der körper-
lichen und mentalen Leistungsfähigkeit.
„In schwierigen Lebens­si­tua­
tionen hilft Wert­schät­zung“
CORPORATE HEALTH CONVENTION.
Die Messe Corporate Health Convention findet am
Keynote-Rede halten und auf die Gefahren eines „Psycho-Infarkts“ hinweisen. Was die
Zuhörer erwartet, schildert er im Interview mit „wirtschaft + weiterbildung“.
Foto: Franz Pfluegl/Corp. Health Convention
Besucherandrang.
Die Corporate
Health Convention
2013 in Stuttgart.