Seite 62 - wirtschaft_und_weiterbildung_2014_02

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fachliteratur
62
wirtschaft + weiterbildung
02_2014
„Manager sind im juristischen Sinn natürliche Per-
sonen, die zumindest eine andere natürliche Person
mit ihren Entscheidungen oder deren Verzögerungen
schikanieren können.“ Soweit, so böse. Doch es
geht weiter: „Um im operativen Geschäft kein Un-
heil anzurichten, werden sie als schwererziehbare
Manager auf die Führungsetage des Unternehmens
verbannt und so zum Topmanager befördert.“ Sol-
che bitterbösen Definitionen und Kommentare zie-
hen sich durch Sebastian Hakelmachers Buch „Top-
manager sind einsame Spitze: Höhenflüge in dün-
ner Luft“, das jetzt in der vierten Auflage vorliegt.
Doch nicht nur (Top-)Manager bekommen darin
ihr Fett weg: Der Autor, der sich hinter dem Pseu-
donym „Hakelmacher“ versteckt, lästert auch über
Holding, Aufsichtsrat, Wirtschaftsprüfer, Berater,
Anglizismen, Modewörter aus Betriebswirtschaft
und Unternehmen – also eigentlich alles, was zum
Wirtschaftsleben dazugehört. In vier Kapiteln philo-
sophiert Hakelmacher über das Managerdasein an
sich, Unternehmensstrukturen und die Evolution
sowie Meisterstücke der Wirtschaftsprüfung. Warum
er dabei kein gutes Haar an der Wirtschaft und den
Vertretern ihrer Zünfte lässt, erfährt der Leser in der
kryptischen Kurzvita, die sich am Ende des Buchs
findet: Nach Sturzgeburt, Tätigkeit als Steuerberater
und Wirtschaftsprüfer arbeitete er bereits in jungen
Jahren im Topmanagement internationaler Großkon-
zerne. Dann ergraute er – so heißt es zumindest im
Buch. Hakelmacher schreibt klug, bissig, irrwitzig.
Ein Beispiel seines absurden Humors ist die Passage,
in der er die Etymologie des Wortes „Holding“ er-
klärt: Das Wort leite sich vom Adjektiv „hold“ wie
in „Frau Holle“ ab, in freier Übersetzung hieße das
Wort eigentlich „Kopf(kissen)schüttelnde jenseitige
Führung, die sich gern aus dem Fenster lehnt“.
Fazit: Eine lohnenswerte Lektüre, die unterhält, er-
schreckt, zum Lachen bringt – und durch Hakelma-
chers fundiertes Wissen tiefe, wenn auch überspitzte
Einblicke in die Psychologie der oberen Führungs­
ebene sowie die Ticks und Tricks von Beratern und
Wirtschaftsprüfern gibt. Nicht ganz so brilliant wie
der Rest des Buchs sind einige der Wortwitze wie
etwa „Teen-Ager“ – „Man-Ager“ – „Vers-Ager“ oder
die Übersetzung des Begriffs „Wirtschaftsprüfer“ als
„Tavern Tester“. Dennoch ist Hakelmachers Buch
eine kluge und kultige Satire auf das deutsche Wirt-
schafts- und Führungssystem. Es dürfte sich jedoch
nur mäßig als Geschenk für Führungskräfte, Berater
und Wirtschaftsprüfer eignen, als das es im Klappen-
text angepriesen wird. Genauso wenig empfiehlt es
sich Lesern, die es lieber nicht allzu absurd mögen.
Von Man-Agern, Vers-Agern
und Tavern Testern
Topmanager-Satire
Sebastian Hakelmacher
Der Autor mit dem Pseudonym „Sebastian Hakelma-
cher“ arbeitete als Steuerberater und Wirtschaftsprü-
fer, bevor er ins Topmanagement internationaler Kon-
zerne wechselte. In Wirtschaftskreisen ist er eigenen
Angaben zufolge ein „wohlbekannter Unbekannter“.
AUTOR
Sebastian Hakelmacher:
Topmanager sind einsame Spitze: Höhenflüge in
dünner Luft, Springer Gabler, Wiesbaden
4., durchges. Aufl. 2013, 227 Seiten, 14,99 Euro