Seite 50 - wirtschaft_und_weiterbildung_2014_02

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training und coaching
50
wirtschaft + weiterbildung
02_2014
ups. Die Kultur ist individuell und Ränge
sind wenig ausdifferenziert, denn alle
sind relativ gleichwertig. Das Unterneh-
men ist ideengetrieben: Jede Idee zählt,
jederzeit und zwar unabhängig vom Sta-
tus des Ideengebers. Die Prozesse und
Aufgaben sind noch wenig definiert. Der
Output besteht aus kreativen, neuen Er-
gebnissen. Das Risiko bei dieser Kultur:
Es fehlt an Produktivität. Das Unterneh-
men gilt als „genial und arm“.
2. Quadrant:
Projektkultur.
„Ergebnisse zählen“, lautet hier das
Motto. Es gibt viele Experten, die ohne
inhaltliche Direktive erfolgreich koope-
rieren müssen und es gibt klar definierte
Prozesse und variable Rollen. Führen
heißt viel moderieren und koordinieren.
Der Output besteht aus einer umgesetz-
ten Lösung. Das Risiko: Es entsteht ein
Aktionismus, der Betroffene übergeht.
3. Quadrant:
Familykultur.
„Gemeinsam stark“, ist hier das Motto.
Beziehungen sind wichtig, Zugehörigkeit
ist Kernelement. Es gibt kaum Formalisie-
rungen der Arbeit. Die Mitarbeiter haben
eine hohe Sozialkompetenz. Die Hierar-
chie zählt: Seniorität, Tradition, Kontinu-
ität. Der Output besteht aus integrierten
Lösungen nach Maß. Risiko: Die Arbeit
erfolgt zu aufwendig, zu teuer, zu lang-
sam.
4. Quadrant:
Strukturkultur.
„Alles im Griff“, ist das Motto. Taylor
und Ford sind heimliche Vorbilder: Die
Automatisierung der Arbeitsprozesse ist
sehr wichtig. Es gibt überall eine Struktur.
Sie ist stabil, detailliert, fehlerfrei. Alles
funktioniert geregelt, routiniert, sicher,
zuverlässig, denn es gibt genaue Aufga-
benbeschreibungen und Rollendefinitio-
nen („Dienstgrade“). Der Output besteht
in der kostengünstigen Produktion großer
Mengen. Das Risiko: Das Unternehmen
wird technokratisch und bürokratisch.
Der „Kulturprofil-Indikator“ ist ein Werk-
zeug, zu dem ein Analysebrett und ein
Set von 96 Karten gehören. Um den Kul-
turstil ihres Unternehmens oder auch nur
ihrer Abteilung herauszuarbeiten, sollten
sich mehrere Teams von vier bis sechs
Personen zusammensetzen und anhand
der Spielkarten diskutieren, welche von
jeweils vier vorgegebenen Antworten auf
eine bestimmte Frage am besten zur ei-
Die Unternehmenskultur ist das Immun-
system einer Organisation. Sinnvolle,
lebensnotwendige Veränderungen kön-
nen abgestoßen werden, weil sie nicht
mit den impliziten Regeln der Organi-
sation kompatibel sind. Führungskräfte
haben jedoch die Möglichkeit auf dieses
Immunsystem gezielt Einfluss zu neh-
men. Nicht indem sie es ausschalten,
sondern bewusst so weiterentwickeln,
dass Neues wachsen kann. Kultur ist in
gelerntem Verhalten erkennbar, das auf
Glaubenssätzen und Überzeugungen
basiert, die allgemein als „richtig“ oder
„normal“ erachtet werden. Sie ist immer
die Geschichte erfolgreicher Anpassungs-
prozesse. Nichts wird Kulturbestandteil,
wenn es nicht einen Nutzen für die Or-
ganisation hat. Doch was früher nützlich
war, kann heute hinderlich sein.
Bei Unternehmenskulturen kann man un-
terscheiden, wie sie 1. mit Aufgaben um-
gehen: Die Erfüllung der Aufgaben kann
entweder standardisiert sein oder jedem
Individuum selbst überlassen bleiben.
Und man kann unterscheiden, wie sie
2. mit Menschen umgehen. Dabei spielt
dann eine wichtige Rolle, wie relevant die
Rangunterschiede unter den Mitarbeitern
sind. Die Bedeutung des Rangs eines Mit-
arbeiters kann entweder hoch oder nied-
rig sein. Aus der Kombination der Achsen
„Aufgaben“ und „Menschen“ ergeben
sich vier Kulturstile, die zusammen ein
Profil bilden, das die Kultur eines Unter-
nehmens beschreibt. Die vier Stile (Qua-
dranten) des Kulturprofil-Indikators sind:
1. Quadrant:
Ideenkultur.
„Innovation ist alles“, lautet das Motto
dieses Kulturstils. Er ist typisch für Start-
Unternehmenskultur
diagnostizieren
CHANGEMANAGEMENT.
Die Berater der ComTeam AG, Gmund am Tegernsee, haben
einen „Kulturprofil-Indikator“ entwickelt, der dabei helfen soll, die Unternehmenskultur
einer Organisation zu benennen und dadurch Veränderungen erst zu ermöglichen. In
Kleingruppenarbeiten wird aufgedeckt, welche impliziten Regeln das Verhalten steuern.
Visualisierung.
Der
Kulturprofil-Indi-
kator ordnet Aus-
sagen zur Unter-
nehmenskultur
übersichtlich in ein
Vier-Quadranten-
Schema ein.
Foto: Riefler