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fachliteratur
62
wirtschaft + weiterbildung
09_2014
„Es reicht nicht, keinen Gedanken zu haben. Man
muss auch unfähig sein, ihn auszudrücken“, wird
der Satiriker Karl Kraus im Gespräch zwischen dem
Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen und dem
Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz
von Thun zitiert. Doch es geht den beiden darin um
das genaue Gegenteil des Zitierten – und viel mehr.
Die Ergebnisse eines einjährigen Dialogs der beiden
Professoren liegen nun in Buchform vor. Unter dem
Titel „Kommunikation als Lebenskunst“ bei Carl
Auer erschienen ist das ein Glücksfall. Glück haben
zum einen all jene, die beruflich in die Beschäftigung
mit Schulz von Thuns Kommunikationstheorie und
-praxis einsteigen wollen. Zum anderen können die
bereits Eingestiegenen sich glücklich schätzen. Denn
wer immer schon wissen wollte, welche intellektu-
ellen Schlüsselerlebnisse den von vielen als Kommu-
nikationsguru verehrten Schulz von Thun zu seinen
Bewusstsein erweiternden Erkenntnissen brachten,
wird hier fündig. Tiefschürfend und hochunter-
haltsam erfährt der Leser als Antwort auf Pörksens
zumeist pointiert gestellte Fragen von denjenigen
Themen, die der bereits emeritierte Schulz von Thun
in seiner Karriere ausgearbeitet hat. Er erfährt etwa
von den vier Schnäbeln, mit denen laut dem Psy-
chologen jede Äußerung getätigt wird und den vier
Ohren, mit denen jeder sie wahrnimmt. Er begegnet
sehr anschaulich dem inneren Team, das diese Äuße-
rung in jedem Menschen werden lässt. Das äußerst
hilfreiche Konzept der Stimmigkeit wird augen- und
hirngerecht sowohl in seinem individuellen wie auch
systemischen Aspekt gut nachvollziehbar aufbe-
reitet. Und – das darf bei dieser Betrachtung einer
Lebensleistung nicht fehlen – es geht auch um die
letzten Dinge, um Haltung zu und Umgang mit dem
Tod. Warum scheint er mal als ein ewiges Damokles-
schwert und mal als eher machtloser Geselle über
unser Leben? Endet mit ihm die Kommunikation?
Laut Vorwort hatte Pörksen die Idee zu diesen gut
systematisierten, lehrreichen und höchst lebendigen
217 Seiten. Schulz von Thun stimmte zu. Fazit? In
des Lesers vier Ohren klingt es. Ihm reicht es, wenn
einer eine Idee hat und zwei diese fähig umsetzen.
Zwei schnäbeln an den
Erkenntnissen
Kommunikation
Beide Autoren sind Kommunikationsprofis: Pörksen ist
Professor für Medienwissenschaft an der Universität
Tübingen. Eine seiner Spezialitäten ist es, die Insze-
nierungsstile in Politik und Medien zu analysieren.
Schulz von Thun, inzwischen emeritiert, war von 1975
bis 2009 Professor für Psychologie an der Universität
Hamburg mit den Schwerpunktthemen „Kommunika-
tion“, „Beratung“ und „Training“. Seit 2007 leitet er
das Schulz von Thun Institut für Kommunikation, das
Weiterbildungen und Coaching anbietet.
Bernhard
Pörksen und
Friedemann
Schulz von Thun
AUTOREN
Bernhard Pörksen, Friedemann Schulz von Thun
Kommunikation als Lebenskunst, Carl Auer,
Heidelberg 2014, 217 Seiten, 24,95 Euro