Seite 60 - wirtschaft_und_weiterbildung_2014_09

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messen und kongresse
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wirtschaft + weiterbildung
09_2014
rutierung oder Führung, doch das Leit-
thema prägte die Vorträge in den großen
Sälen.
Eine praktische Anleitung für den Um-
gang mit der Macht lieferte Walter Kohl
am zweiten Kongresstag. Der als „Sohn
vom Kohl“ Anmoderierte gab aber kei-
nen Einblick in die Machtsphären des
Altkanzlers, was mancher erwartet hatte,
sondern präsentierte sich als Unterneh-
mer, der seit kurzer Zeit ein „Zentrum
für eigene Lebensgestaltung“ betreibt.
Er machte den HR-Managern Mut zur
Ausübung von Macht. Macht verderbe
nicht den Charakter, wie es so oft heiße.
Macht an sich sei harmlos, es komme auf
die Dosis an. Für viele Mächtige – und
da kam er dann doch auf die Politik zu
sprechen – sei das Problem, dass sie auf
die Macht fixiert seien und Angst hät-
ten, Macht zu verlieren. „Wer dosiert mit
Macht umgehen kann, ist stark“, rief Kohl
den Teilnehmern zu und bekam dafür
großen Applaus.
Mit dem Kongressverlauf war Joachim
Sauer, Präsident des BPM, sehr zufrie-
den. Das Kongressmotto sei bei vielen
Personalern gut angekommen. „Den
HR-Managern wird nicht nur zu wenig
Macht gegeben, sie nehmen sich auch
zu wenig“, sagte er und glaubt, dass die
Diskussionen den Teilnehmern geholfen
haben, selbstbewusster mit dem Thema
umzugehen.
BPM auf Wachstumskurs
Besonders erfreut war Sauer darüber,
dass die Mitgliederzahl des BPM weiter
wächst und am Ende des Kongresses bei
4.050 angekommen war. Der BPM errei-
che zunehmend auch die DAX-Unterneh-
men, die Personalvorstände von SAP und
Thyssen-Krupp waren unter den Teilneh-
mern.
„Wir bekommen richtig Fahrt“, meinte
Sauer, der den BPM weiter verändern
will. Dafür müsse der BPM seine finan-
zielle Basis stärken. Die Mitgliederzahlen
sollten weiter wachsen, der Mitgliedsbei-
trag würde um zehn Euro erhöht und För-
dermitglieder sollten gewonnen werden.
„Wenn wir von einem Bundesministe-
rium um eine Stellungnahme zur Frau-
enquote gebeten werden, müssen wir das
leisten können. Allein über das Ehrenamt
ist das nicht möglich.“
Reiner Straub
Der Begriff „Macht“ ist in vielen Unter-
nehmen ein Tabu. „Wir reden von Ein-
fluss“, bekannte etwa Stephan Leithner,
Personalvorstand der Deutschen Bank,
zur Eröffnung des Kongresses. Im Laufe
seiner Keynote gebrauchte er dann aber
doch immer selbstverständlicher den Be-
griff „Macht“, wenn er die Gestaltungs-
möglichkeiten seiner Personalabteilung
beschrieb. Er nannte drei Felder, bei
denen er gegenwärtig die Federführung
hat: beim Kulturwandel, beim Umbau der
Organisation und bei der Sicherstellung
eines gesetzeskonformen Verhaltens der
Mitarbeiter. Die Personalabteilung habe
heute eine mächtigere Rolle für die Bank
als in der Vergangenheit, so Leithner.
Nerv der Personalszene
Die über 1.500 Teilnehmer, die sich in
Berlin zum größten Branchenevent der
Personaler versammelt hatten, setzten
sich intensiv und immer selbstbewusster
mit dem Kongressmotto auseinander. Die
100 Vorträge, die in bis zu 15 parallelen
Veranstaltungen liefen (was eine Über-
sicht schwer machte), drehten sich zwar
vielfach um operative Themen wie Rek-
Personaler reden lieber von
„Einfluss“ statt von „Macht“
RÜCKBLICK.
Beim diesjährigen „Personalmanagementkongress“ des Bundesverbands
der Personalmanager (BPM), Berlin, diskutierten 1.500 Teilnehmer über das Leitthema
„Macht“. Der BPM, dem es gelang, viele attraktive Redner auf die Bühne zu holen,
präsentierte sich dabei selbstbewusst.
Fotos:
Laurin Schmid
BPM-Kongress.
Stephan
Leithner (links), Personal-
vorstand der Deutschen
Bank, und BPM-Präsident
Joachim Sauer während
ihrer Keynotes.