Seite 42 - wirtschaft_und_weiterbildung_2014_09

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training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
09_2014
gesagt: geringschätzen) sie die Bedeu­
tung der Konzeption für eine erfolgrei­
che Maßnahme fundamental. Die Fol­
gen sind offensichtlich. Die Konzeption
findet quasi nebenbei statt – ohne solide
Zielgruppenkenntnisse, Einblicke in die
Unternehmenskultur und in weitere Rah­
menbedingungen. Dabei ist die Konzep­
tion das Herzstück einer erfolgreichen
Weiterbildung. Sie ist fast wichtiger als
die Durchführung! Ein Profi nimmt sie
daher sehr ernst. Er beherzigt, dass sich
ein gutes Seminar aus den drei Elementen
„Education“, „Training“ und „Entertain­
ment“ zusammensetzt:
1 Education
Es geht darum, die richtigen Inhalte in
der richtigen Dosis zur rechten Zeit mit
den richtigen Methoden an die richtigen
Teilnehmer zu vermitteln. In einem ers­
Es ist 22.30 Uhr. Der Kommunikations­
trainer Lutz Freiberg lässt sich auf sein
Hotelbett fallen. Seit ein paar Minuten
ist er vom Abendessen mit den Semi­
narteilnehmern zurück. Feierabend hat er
aber noch nicht. Ein wichtiger Kunde will
ein Seminarkonzept. In drei Tagen ist Ab­
gabe. Morgen Abend wird er nicht dazu
kommen, denn da fährt er nach dem Trai­
ning zu einer anderen Veranstaltung. Erst
um Mitternacht wird er im Hotel sein.
Also muss er heute ran. Aber irgendwie
flutscht es nicht.
Seine Designaufgabe: Ein mehrstufiges
Programm für Fachkräfte, Laufzeit zwölf
Monate, mit drei Präsenzbausteinen.
Sein Auftraggeber formulierte es am Tele­
fon recht salopp: „Bitte auch was für die
Transfersicherung zwischen den Baustei­
nen und gerne auch was Digitales.“ Ziel­
gruppe sind Mitarbeiter, die sein Kunde
unbedingt halten will. Aber irgendwie
scheinen sie bislang durch das Raster der
Personalentwicklung gerutscht zu sein.
Das Erstangebot, wie es so schön heißt,
soll Lutz natürlich kostenlos machen.
Jetzt greift er erst einmal zum Hörer und
wählt die Nummer vom Roomservice.
Bordeaux? Rioja? Oder doch lieber ein
doppelter Espresso?
Das Dilemma des Kollegen Freiberg ist
kein Einzelfall – und damit ist nicht die
Frage nach Rotwein oder Espresso ge­
meint. Sein Beispiel macht anschaulich,
was bei vielen Seminaren und Trainings
falsch läuft: Der Konzeptionsaufwand
wird nicht gut bezahlt, oft sogar gar
nicht. Auftraggeber erwarten, dass die
Konzeption im Tagessatz enthalten ist.
Basta. Damit unterschätzen (oder böse
„Gute Trainingskonzepte eben-
so wichtig wie gute Trainer“
DIDAKTIK.
Unternehmen sollten mehr Hirnschmalz, Geld und Leidenschaft in
die Konzeption von Trainings investieren. Das fordert Albrecht Kresse, Chef
der „Edutrainment Company“, Berlin, in diesem Fachartikel. Denn eine gute
Konzeptionsarbeit lege die Grundlage für den späteren Trainingserfolg. Auch die
Weiterbildungsbranche sollte umdenken.
Foto: Ojo Images / Martin Barraud