Seite 23 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_05

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05_2014
wirtschaft + weiterbildung
23
teressierte ich mich sehr dafür, wie man
Schulungen so konzipiert, dass möglichst
viel hängen bleibt. Ich kümmere mich
unter anderem um den Unterricht für die
nebenberuflichen Studenten (Bachelor
of Engineering) der ZF an der Steinbeis-
Hochschule-Berlin. Und ich unterrichte
seit rund zehn Jahren an der Dualen
Hochschule Baden-Württemberg, Fried-
richshafen. Natürlich setze ich dabei auf
Gruppenarbeit. Der Gefahr, dass Einzelne
versuchen, sich im Schutz der Gruppe
auszuruhen, begegne ich dadurch, dass
bei mir jeder jederzeit aufgefordert wer-
den kann, eine kleine Präsentation zum
Stand der Diskussion zu halten.
Als „leitender Angestellter“ durchlaufen
Sie regelmäßig Führungskräftetrainings.
Wie haben Sie mit Ihrem didaktischen
Know-how die externen Trainer erlebt?
Schmollinger:
Bei den Führungstrainings,
die ich besuche, treffen sich Mitarbeiter
aus dem deutschen Stammhaus mit Kol-
legen aus den Auslandsniederlassungen.
Zu erleben, wie wir alle trotz kultureller
Unterschiede gemeinsam lernen, bringt
sehr interessante Einsichten. Die Trai-
nings sind sehr professionell konzipiert,
finden auf Englisch statt und werden von
Trainern unterschiedlichster Nationalität
durchgeführt. Das Einzige, was mich ge-
legentlich irritiert: Wenn die Trainer aus
den USA kommen, dann beschweren sich
die deutschen aber auch die chinesischen
Teilnehmer oft darüber, dass diese Trai-
ner zu oberflächlich sind. Sie stellen mit
übertriebener Begeisterung Führungs-
werkzeuge vor und wenn man nach den
psychologischen Hintergründen oder
nach Alternativen fragt, sind sie schnell
überfordert. Die US-Trainer scheinen zu
glauben, es reiche, wenn die Teilnehmer
mal die wichtigsten Managementschlag-
worte gehört haben.
Hans-Georg Härter war „nur“ Maschinen-
schlosser und Technischer Betriebswirt
und leitete trotzdem von 2007 bis 2012
erfolgreich als Vorstandsvorsitzender die
ZF Friedrichshafen AG. Ist es sinnvoll,
dass Sie ein akademisches Studium für
Ihren Aufstieg brauchten und was hat es
Ihnen persönlich gebracht?
Schmollinger:
Die Zeiten ändern sich und
in vielen Bereichen geht das, was früher
ging, heute nicht mehr. Für mich war es
sehr hilfreich, insbesondere den MBA
gemacht zu haben. In einer immer kom-
plexeren Welt kommt es darauf an, die
Zusammenhänge gut zu verstehen und in
einen bestens gefüllten Werkzeugkoffer
an Managementtools greifen zu können.
Was ich heute mache, könnte ich ohne
den MBA nicht so gut tun. Ich gehe unter
anderem viel strukturierter und zielorien-
tierter an meine Aufgaben heran.
Wie haben Sie dafür gesorgt, dass Ihr
Arbeitgeber und Ihre Familie Sie unter-
stützt haben?
Schmollinger:
Mein Arbeitgeber war
quasi der Auslöser. Sobald man den ta-
riflichen Angestelltenbereich verlassen
will, verlangt er, dass man einen aka-
demischen Grad hat. So sehr der Ar-
beitgeber jeder Form von Weiterbildung
ausdrücklich begrüßt, so wenig kann er
natürlich die Lerner im Berufsalltag im
Schongang arbeiten lassen. Ich habe mei-
nen Vorlieben folgend immer zwei Stun-
den am frühen Morgen gelernt und dann
ab 8.30 Uhr bis etwa 19.00 Uhr „normal“
gearbeitet. Der Abend war dann für die
Familie und den Sport reserviert. Meine
Familie ist mir sehr wichtig. Und ich bin
glücklich, dass sie mich unterstützt hat.
Zu dem gemeinsamen Weg, den wir ge-
funden haben, gehört auch, dass wir ge-
meinsame freie Zeit hatten und uns bei
meinen Studienerfolgen auch gemeinsam
belohnt haben. Aber grundsätzlich ist es
schon so, dass nebenberufliche Fernler-
ner auch eine gewisse Portion Egoismus
brauchen, um erfolgreich zu sein.
Interview: Martin Pichler
„In einer immer komplexeren Welt kommt es
darauf an, die Zusammenhänge gut zu verstehen
und in einen bestens gefüllten Werkzeugkoffer an
Managementtools greifen zu können.“