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wirtschaft + weiterbildung
01_2014
Sprachen und Kurzformate vorn
VHS-Trends
Das Deutsche Institut für Erwachsenenbil-
dung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges
Lernen e.V. (DIE) hat bereits zum 51. Mal
die Struktur- und Leistungszahlen der deut-
schen Volkshochschulen (VHS) vorgelegt.
Dafür wurden 911 VHS mit 15 Millionen
Unterrichtsstunden untersucht. Der Bereich
„Sprachen“ war laut Analyse des DIE im
VHS-Programm der beliebteste: Annä-
hernd 42 Prozent der Unterrichtsstunden
entfielen darauf. Ein weiterer Spitzenrei-
ter ist demnach das Thema „Gesundheit“:
Mit fast drei Millionen Unterrichtsstunden
Goldman Sachs hat die Fünf-
Tage-Woche eingeführt. Im
Investmentbanking sind aber
72-Stunden-Schichten keine
Seltenheit. Welche Auswir-
kungen Stress auf Körper und
Psyche hat und was man dage-
gen tun kann, erklärt Arbeits-
psychologin Kerstin Reviol.
Folgen von Stress
belegt der Bereich Platz zwei im Angebot
der VHS. Auch beim Programmbereich
„Grundbildung Schulabschlüsse“ gab es
einen Zuwachs.
Während die Forscher des DIE bei allen
anderen Veranstaltungen leichte Rück-
gänge beobachteten, stiegen die Zahlen bei
den sogenannten „Einzelveranstaltungen“.
Darunter fallen alle Veranstaltungen, die
weniger als drei Unterrichtsstunden umfas-
sen. Auch bei den Kursen konnte das DIE
einen generellen Trend zu kürzeren For-
maten feststellen.
Welche Auswirkungen hat aku-
ter Stress?
Kerstin Reviol:
Bei punktu-
ellem Stress steigen Blutdruck,
Puls und Muskelspannung.
Rückenprobleme gehen etwa
zu 80 Prozent auf Muskelver-
spannungen zurück. Dann
beschleunigen die Reflexe, der
Verdauung pausiert, logisches Denken setzt aus
Foto: Tüv Süd
Stressberatung.
Kerstin
Reviol ist fachliche Lei-
terin Arbeits- und Organi-
sationspsychologie bei
der Tüv Süd Life Service
GmbH.
sogenannte Tunnelblick ent-
steht, die Verdauung pausiert,
das logische Denken setzt aus
und die Unfallwahrscheinlich-
keit steigt. Der Mensch kann
solche Belastungen, die über
seine eigentlichen Grenzen
hinausgehen, phasenweise aus-
halten, aber nicht langfristig.
Deshalb sollten Unternehmen
mit der Zehn-Stunden-Regel
auf der sicheren Seite bleiben.
Sind zehn Stunden Arbeit auf
Dauer für den Körper gesund?
Reviol:
Zehn Stunden Arbeit
kann ein Mensch über einen
längeren Zeitraum hinweg gut
verkraften. Kurzpausen müssen
dabei aber sein – und Stress-
puffer, wie zum Beispiel Sport.
Wichtig ist, bei akutem Stress
das Adrenalin im Körper wenn
möglich am gleichen Tag noch
abzubauen. Unser Problem ist
jedoch der Dauerstress: Wenn
die Koalitionsverhandlungen
sich beispielsweise wochen-
lang hinziehen und die Politi-
ker immer bis tief in die Nacht
arbeiten, wirkt sich der Stress
Laut einer Studie des Perso-
nalberaters Rochus Mummert
nutzt nicht einmal jeder zweite
Chef das Jahresende dazu, sei-
nen Mitarbeitern Feedback zu
geben. Immerhin: Die Mehrheit
der Unternehmen, die solche
Gespräche etabliert haben, füh-
ren diese professionell durch,
so die Studie, für die 1.000
Arbeitnehmer und rund 50 HR-
Manager befragt wurden.
Führung
Wenig Jahresend-
Feedback
irgendwann auf das Immun-
system aus. Dann können
Langzeitschäden entstehen,
die nicht kompensierbar sind,
wie zum Beispiel Bluthoch-
druck, Schlafstörungen und
psychosomatische Störungen
wie Hörsturz oder Tinnitus.
Als goldene Regel würde ich
empfehlen: Zehn Stunden
Arbeit sind das Maximum, das
Wochenende sollte frei und der
Umgang mit Blackberry und
Co. klar geregelt sein.
Viele Unternehmen optimieren
bereits die Work-Life-Balance
ihrer Mitarbeiter. Warum?
Reviol:
Vorwiegend aus
wirtschaftlichen Gründen:
Fachkräfte werden rar, wir
entwickeln uns von einem
Arbeitgebermarkt zu einem
Arbeitnehmermarkt. Junge
Arbeitnehmer, die sich den
Arbeitgeber aussuchen können,
etwa im Ingenieurbereich, fra-
gen heute nicht mehr nach dem
Dienstwagen, sondern danach,
ob es im Unternehmen ein Sab-
batical gibt.