titelthema
            
            
              20
            
            
              wirtschaft + weiterbildung
            
            
              10_2014
            
            
              fähig sind. Sie fiebern ab einem bestimm-
            
            
              ten Zeitpunkt im Tunnelblickmodus nur
            
            
              noch ihrem Auftritt entgegen. Ähnlich ist
            
            
              der Effekt, wenn man einen Mitarbeiter
            
            
              oder Kollegen erst eine halbe Stunde vor
            
            
              einer Präsentation darauf aufmerksam
            
            
              macht, dass die Abfolge der Folien unlo-
            
            
              gisch ist. Die Kritik hilft in dieser Situa-
            
            
              tion nicht weiter, sondern führt höchstens
            
            
              dazu, dass der Präsentator sein Selbstver-
            
            
              trauen verliert und sich und seine Sache
            
            
              weit unter Wert verkauft. Kritik darf die
            
            
              mentale Stabilität eines Menschen vor
            
            
              einem Auftritt nicht gefährden. Sie darf
            
            
              nie in Form einer „Last-Minute-Verunsi-
            
            
              cherung“ daherkommen. Kritik, im fal-
            
            
              schen Moment geäußert, kann destruktiv
            
            
              wirken statt konstruktiv. Llambi: „Am
            
            
              Ende kommt es beim Kritisieren auf die
            
            
              Wirkung an. Kritik ist immer dann an-
            
            
              gebracht, wenn sie gefragt oder nötig ist
            
            
              und der Kritisierte ansprechbar ist.
            
            
              2 Kritik braucht einen
            
            
              passenden Rahmen.
            
            
              Fast immer ist klar: Kritik sollte unter
            
            
              vier Augen stattfinden. Niemand sollte
            
            
              öffentlich mit seinen Fehlern oder Unzu-
            
            
              länglichkeiten konfrontiert werden. Doch
            
            
              manchmal sei der Rahmen des Einzelge-
            
            
              sprächs nicht der wirkungsvollste Rah-
            
            
              men, gibt Llambi zu bedenken. Wenn
            
            
              zum Beispiel in einem Team die Gemein-
            
            
              schaftsleistung sinkt und damit auch
            
            
              die Teamprämie sich in Luft aufzulösen
            
            
              droht, dann macht es durchaus Sinn, dass
            
            
              der Teamleiter mit dem Minderleister vor
            
            
              dem ganzen Team spricht und Rechen-
            
            
              schaft fordert. Das Team muss sehen,
            
            
              dass der Leiter die betreffenden Bremser
            
            
              anspricht, sonst verfestigt sich der Ärger
            
            
              aller über den einen und die gesamte Mo-
            
            
              tivation rutscht in den Keller. Alle sollen
            
            
              mitbekommen, dass einer oder mehrere
            
            
              im Team vom Chef kritisiert wurden. Eine
            
            
              Teamsitzung kann allen Beteiligten ein
            
            
              Ventil bieten. „In der geschilderten Situa-
            
            
              tion ging es mehr als um die Gefühle des
            
            
              schwächelnden Mitarbeiters – es ging um
            
            
              die Arbeitsmoral im gesamten Team“, be-
            
            
              tont Llambi. Trotzdem sollte seiner Mei-
            
            
              nung nach der Kritik unter vier Augen
            
            
              (insbesondere bei fachlichen Fehlern)
            
            
              generell der Vorrang eingeräumt werden.
            
            
              Der richtige Rahmen sorgt für das richtige
            
            
              Maß und für das Gleichgewicht zwischen
            
            
              Sach- und Beziehungsebene.
            
            
              3 Auf transparente Kriterien
            
            
              Bezug nehmen.
            
            
              Tanzen ist ein Sport mit Regeln und mit
            
            
              klaren Kriterien, nach denen die Quali-
            
            
              tät beurteilt wird. Kein Tänzer kann er-
            
            
              warten, dass er für eine Freestyle-Einlage
            
            
              eine gute Wertung bekommt, wenn er
            
            
              einen klassischen Walzer zeigen soll.
            
            
              Tanzwertungen erfolgen aufgrund ge-
            
            
              nauer, beobachtbarer Kriterien. Es geht
            
            
              um Körperspannung, um Beinarbeit, um
            
            
              Ausdruck und bei Männern geht es auch
            
            
              darum, ob sie ihre Führungsrolle ausfül-
            
            
              len. Die Punkte, die ein Tänzer bekommt,
            
            
              stehen in direkter Relation zu seiner ge-
            
            
              zeigten Leistung. Llambi: „Kritik kommt
            
            
              ohne Kriterien nicht aus. Sie bilden die
            
            
              fachliche Grundlage jeder Bewertung.
            
            
              Ohne Kriterien ist Kritik nichts anderes
            
            
              als eine subjektive Meinungsäußerung.
            
            
              Für den Kritisierten ist diese ohne jeden
            
            
              Wert, weil sie nicht die Realität abbil-
            
            
              det.“ Der Gesamteindruck eines Tänzers
            
            
              kann von Wertungsrichtern durchaus
            
            
              unterschiedlich beurteilt werden. Es gibt
            
            
              subjektive Aspekte. Trotzdem liegen bei
            
            
              04.
            
            
              Kritiklosigkeit führt zum
            
            
              Stillstand.
            
            
              Wer Entwicklung will,
            
            
              braucht ehrliche Kritik.
            
            
              05.
            
            
              Kritik hat als Führungs-
            
            
              instrument vielerorts leider
            
            
              ausgedient.
            
            
              06.
            
            
              Leistungsverweigerer
            
            
              brauchen
            
            
              eine andere Ansprache als
            
            
              selbstreflektierte Mitarbeiter.
            
            
              R
            
            
              tik hätte die Sendung wohl schnell das
            
            
              Leistungsziel aus den Augen verloren und
            
            
              wäre im Klamauk versandet. „Ich will
            
            
              Dinge nach vorn bringen und das gelingt
            
            
              einem nur mit Kritik. Ohne Kritik gibt es
            
            
              Stillstand“, so Llambi, der im Hauptberuf
            
            
              als selbstständiger Börsenhändler arbei-
            
            
              tet. Der Econ-Verlag beschloss, die Kritik-
            
            
              kompetenz des TV-Jurors in ein Buch zu
            
            
              gießen. Es trägt den Titel „Das wollte ich
            
            
              Ihnen schon immer mal sagen: Mut zur
            
            
              ehrlichen Kritik“ und erschien im Früh-
            
            
              jahr 2014.
            
            
              Seit Sommer dieses Jahres ist Llambi mit
            
            
              dem Thema „Gekonnt Kritisieren“ auch
            
            
              als Keynote-Speaker auf Businesskon-
            
            
              gressen unterwegs. Die Botschaft: Faire
            
            
              Kritik ist ein Geschenk und hilft bei der
            
            
              persönlichen Entwicklung. Anhand sei-
            
            
              ner Erfahrungen als Tanzsportler, Bör-
            
            
              senprofi, Ehemann, Familienvater, Kunde
            
            
              und natürlich als TV-Promi zeigt er in
            
            
              freier Rede seinem Business-Publikum,
            
            
              wie Kritik gelingen kann. Dazu hat er
            
            
              seine Erfahrungen in folgende acht Re-
            
            
              geln verpackt:
            
            
              1 Kritik nur zum richtigen
            
            
              Zeitpunkt anbringen.
            
            
              Auch professionelle Kritik kann wir-
            
            
              kungslos verpuffen. Laut Llambi ist näm-
            
            
              lich eine gelungene Kritik in erster Linie
            
            
              eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Ein
            
            
              Beispiel: Die Show „Lets‘s Dance“ wird
            
            
              freitags um 20.15 Uhr live ausgestrahlt.
            
            
              Llambi kommt nachmittags, um die Ge-
            
            
              neralprobe zu sehen. Anschließend hätte
            
            
              er noch Zeit, den Tänzern zu sagen, was
            
            
              sie in der Show noch besser machen
            
            
              könnten. Er lässt es aber bleiben, weil
            
            
              er die Erfahrung gemacht hat, dass die
            
            
              Akteure überhaupt nicht mehr aufnahme-