Seite 64 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_02

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grundls grundgesetz
64
wirtschaft + weiterbildung
02_2013
Wochenende: Einer sagt, er müsse am Montag wie-
der zur Arbeit. Ein anderer dagegen meint: „Ich darf
am Montag wieder Ergebnisse produzieren.“ Men-
schen mit einer hohen Unternehmensidentifikation
gehen nicht einfach arbeiten. Nein! Sie gehen und
wirken. Sie machen einen Unterschied. Sie produ-
zieren Ergebnisse. Sie erleben einen Sinn durch
ihre Arbeit. Das Kernproblem: Mitarbeiter wissen
oft nicht, welchen Sinn ihr Unternehmen erfüllt, von
welchen ethischen Säulen es getragen wird und
welche Philosophie sein Handeln bestimmt.
Sinngebung Nr. 1: Der Unternehmenszweck
Mitarbeiter müssen wissen, wofür sie tun, was sie
tun – nicht nur für welche Inhaber sie arbeiten,
sondern welchen Zweck ihr Unternehmen hat.
Wer nur fürs Gehalt arbeitet, dem mangelt es an
tieferen Motiven. Wer den Sinn seines Tuns nicht
kennt, ersetzt Begeisterung durch pflichtgetriebene
Beflissenheit. Und das kostet wertvolle Leistung.
Aber dieser Sinn entsteht nicht durch gerahmte
Ausdrucke der Firmenwerte im Frühstücksraum,
sondern durch jede Führungskraft, die selbst einen
Sinn in ihrer Arbeit erfährt und authentisch vor-
lebt. Und diesen Sinn entscheiden Sie als Leader
selbst! Das ist der Königsweg der Selbstverant-
wortung. Das, was Sie tun, macht so viel Sinn, wie
sie ihm selbst geben können. Oder kurz: Führungs-
kräfte erschaffen „Sinn“, Mitarbeiter erleben ihn.
Sinngebung Nr. 2: Persönliche Entwicklung
Das klassische Jahresgespräch mit einem Mitar-
beiter steht an. Hinterfragen Sie sich kritisch: Wie
stark und gezielt habe ich diesen Menschen weiter-
entwickelt? Dann geben Sie Ihrem Gegenüber ein
durchdachtes, klares Feedback: Welches ist seine
nächste Entwicklungsstufe und wo genau befindet
er sich auf dem Weg dorthin? Wenn Sie das selbst
allerdings nicht klar definiert haben, fehlen Ihnen
alle Instrumente, Ihre Leute jenseits flüchtiger Ein-
drücke zu beurteilen.
Das führt dann oft dazu, dass die Blender die stil-
len Champions dominieren und dass vermeintlich
„gestandene Kräfte“ heimlich schon auf dem Gleis
der Stagnation stehen. Bis Sie bemerken, dass Sie
diese Lokomotive nicht mehr flott kriegen, haben
andere mit mehr Potenzial frustriert auf Bummel-
zug umgeschalten oder bei einer anderen Bahn-
gesellschaft angeheuert. Diese Signale machen
dann die Runde - und informelle Politik lähmt
Ihr Unternehmen schlimmer als das intensivste
Schlangengift.
Eine ethische Inventur hilft
Haben Sie übers Jahr Ihre Mitarbeiter genau beo-
bachtet, sich Gedanken über deren Entwicklung
gemacht und ihnen regelmäßiges Feedback gege-
ben? Weiß jeder im Team, welches seine
Entwicklungsetappe ist und wo er sich
auf ihr befindet? Haben Sie den Sinn und
Zweck Ihres Unternehmens selbst durch-
drungen und konsequent vorgelebt? Das
neue Jahr ist noch jung. Zeit, aus dem bewusst
Durchdachten ehrliche Schlüsse zu ziehen und Zeit
genug, im neuen Jahr vieles besser zu machen.
Aber Vorsicht! Es geht nicht darum, alles perfekt
zu machen, sondern darum, Entscheidendes noch
besser zu machen. Ein Riesenunterschied! Denn
Perfektionismus führt zu einer ungesunden Unzu-
friedenheit. Seien Sie klug und machen Sie dabei
konsequent nicht mit.
Paragraf 12
Produziere Ergebnisse!
Boris Grundl ist Managementtrainer, Unternehmer, Autor sowie Inhaber der Grundl Leadership Akademie, die Unternehmen befähigt,
ihrer Führungsverantwortung gerecht zu werden. Grundl gilt bei Managern und Medien als „der Menschenentwickler“ (Süddeutsche Zeitung).
Sein neues Buch heißt: „Die Zeit der Macher ist vorbei. Warum wir neue Vorbilder brauchen.“ (Econ Verlag, 2012, 304 Seiten, 19,99 Euro).
d
Boris Grundl
Führungspersönlichkeiten erschaffen
Sinn, Mitarbeiter erleben ihn.