Seite 46 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_02

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training und coaching
46
wirtschaft + weiterbildung
02_2013
verändern hier ein paar Angebote, was
Rollenspiele für Sie sein können:
• Rollenspiele sind nie die Realität. Sie
sind eine Vorbereitung darauf, die lus­
tig und locker sein darf und sein soll.
• Rollenspiele sind die beste Möglichkeit,
zu erleben, was neue Vorgehensweisen
bewirken.
• Rollenspiele sind Trainingseinheiten. In
ihnen darf alles passieren, auch grandi­
oses Scheitern!
• In Rollenspielen lässt sich alles tun,
was in der Praxis ungünstige Folgen
haben könnte. Hier kann ein Verkäufer
zum Beispiel einen Kunden auch be­
schimpfen.
• Rollenspiele sind eine spaßvolle Form
des Experimentierens mit neuen Ideen.
Mit dieser Haltung gelingt einem Trainer
auch eine gelassene Reaktion auf den
Teilnehmereinstieg vom Anfang des Ar­
tikels: „Sie möchten keine Rollenspiele
machen? Danke, dass Sie das gleich offen
sagen. Ich schlage vor, Sie erleben mal,
wie wir hier arbeiten und entscheiden in
jedem Moment für sich, was Sie mitma­
chen und was nicht.“
Diese Atmosphäre der Akzeptanz ist mei­
ner festen Überzeugung nach eine der
grundlegenden Voraussetzungen für er­
folgreiche Seminare. Und somit auch für
den erfolgreichen Einsatz der Methode
Rollenspiel. Wenn ich als Teilnehmer
spüre, dass ich angenommen werde, so
wie ich bin, dann bin ich bereit, mich
zu öffnen. Das heißt, dass unabhängig
davon, welche Meinung ich wozu habe,
die Akzeptanz und Wertschätzung mir
gegenüber erhalten bleibt. Gleichzei­
tig wird mir gezeigt, welche Wirkung
mein bisheriges Denken und Handeln
hat. Ohne, dass sich die Wertschätzung
meiner Person dadurch verringert, dass
ich bisher anders gehandelt und gedacht
habe. Dann lasse ich neue Ideen und An­
sätze an mich heran, bin bereit meinen
Anteil am Nicht-Erreichen von Zielen zu
sehen und diesen zu verändern. Aus der
Trainerperspektive heißt das: Dann stiftet
der Trainer erfolgreich dazu an, sich zu
verändern.
2 Loslegen ­erleichtern
„Na, wer fängt denn an ...?“. Auch das
ist eine mögliche Barriere, die Trainer un­
gewollt aufbauen können. Denn selbst
wenn die Gesamtatmosphäre stimmt und
die Methode als solches nicht angezwei­
felt wird: Der Schritt, „Ich fange an“ zu
rufen, ist für viele Teilnehmer ein großer.
Und er ist nicht erforderlich. Wenn Sie als
Trainer Klarheit schaffen, in welcher Rei­
henfolge agiert wird, und wenn diese Rei­
henfolge sich für die Teilnehmer logisch
erklärt, also keine Irritation erzeugt, geht
es ganz schnell ins Tun. Mögliche Klar­
heiten dieser Art sind: „Jeder nennt mir
jetzt bitte eine Zahl von eins bis zehn (bei
zehn Teilnehmern). Jede Zahl soll genau
einmal vorkommen.“ Oder Sie laden die
Teilnehmerin ein, die zuvor ihre Situa­
tion geschildert hat, diese durchzuspie­
len. Oder: „Wir gehen einfach von rechts
nach links durch.“
3 Mit methodischen Varian-
ten Schutzräume bauen
Damit der Schritt aus der Komfortzone
nicht direkt in den Panikbereich führt,
ist es wichtig, gleichzeitig einen Schutz­
„Also um das gleich zu sagen: Rollen­
spiele mache ich nicht mit!“ Fast jeder
Trainer hat diesen Satz schon einmal zu
Beginn eines Seminars gehört. Leider ge­
schieht es noch immer, dass Teilnehmer
Rollenspiele als unangenehme Situation
erleben. Das führt dann natürlich un­
weigerlich zu solchen Abwehrhaltungen
(und die Trainer, die diese Erfahrungen
geschaffen haben, wollten sicher nur das
Beste für ihre Teilnehmer). Die folgenden
sieben Punkte sollen Trainer dazu einla­
den, ihr eigenes Vorgehen bei Rollenspie­
len zu reflektieren und den einen oder
anderen Schritt aus ihrer eigenen Kom­
fortzone heraus zu treten.
1 Innere Barrieren gar nicht
erst aufbauen
Oft ist es sehr zielführend, die Dinge
bei ihrem Namen zu nennen. Mit einer
Einschränkung: Wenn Worte sehr wahr­
scheinlich negativ belegt sind, macht es
Sinn, sie zu vermeiden. So ist dies bei
Rollenspielen auch. Statt der Ankündi­
gung „Jetzt machen wir ein Rollenspiel“
hilft ein „Und jetzt probieren Sie aus,
welche dieser Ideen besonders gut zu
Ihnen passt“. Oder: „Als Nächstes testen
Sie mal, welche Wirkung diese Ideen in
einem Gespräch haben.“ Oder schlichter:
„So, jetzt wird trainiert.“ Wenn dieses
Vorgehen eine logische Folge des bisher
Geschehenen ist, ein völlig klarer näch­
ster Schritt, braucht es meist gar keine
Ankündigung. Sie, lieber Trainer, legen
einfach los. Sollten Sie bei sich selbst
ein Zögern bemerken, kann dies an Ihrer
Einstellung zu Rollenspielen liegen... Um
Ihre Glaubenssätze zu dieser Methode zu
Sieben Tipps
für bessere Rollenspiele
Train-the-Trainer.
Wofür werden Trainer bezahlt? Dafür, dass sie Menschen zu
wirksamen, zielführenden Veränderungen anstiften. Das klappt aber nur, wenn die
Betroffenen ihre Komfortzone verlassen. Die Methode des Rollenspiels kann dabei
sehr nützlich sein.