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Learntec Messeguide
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wirtschaft + weiterbildung
01_2013
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Sektion und in Form der Keynote „Lern-
paradigmen für ältere Menschen“, die
von Professor Dr. Emrah Düzel, kogni­
tiver Neurologe am Universitätsklinikum
Magdeburg, gehalten wird. Die letzte
Keynote der Learntec dreht sich traditi-
onell um Motivation. Diesmal darf Dr.
Stefan Frädrich, der Erfinder von Gün-
ther, dem inneren Schweinehund, auf die
Bühne und über Spaß am Lernen reden.
„Die Learntec ist stolz auf ihre Vielfalt –
sowohl was die Themen als auch was die
Referenten betrifft“, betont Sünne Eichler,
Mitglied des Learntec-Kongresskomitees.
Besonders gelungen findet Eichler aber
diesmal die „starke inhaltliche Verzah-
nung“ von Kongress und Messe.
Martin Pichler
Learntec widerspricht Manfred Spitzers „digitaler Demenz“
Wie wichtig eine weiterführende Diskussion zu Spitzers
Thesen ist, machte Professor Dr. Peter Henning, Mitglied
des Kongresskomitees der Learntec, auf einer Pressekon-
ferenz klar. Wer verstehen will, warum es so wichtig sei,
schon als Kind digital kompetent zu sein, der sollte sich
laut Henning folgende Sachverhalte vor Augen führen:
· Die Menge an Wissen nimmt weltweit laufend dramatisch
zu.
· Wir müssen deshalb sehr viel schneller lernen und bereit
sein, mehr in kleinen Wissenshäppchen zu lernen.
· Der einzige Wissensspeicher ist das Internet. Hier kann
man jederzeit und von überall her auf Wissen in Form
von Datenbanken und in Form von sozialen Netzwerken
zugreifen.
· Zur maßgeblichen Kulturfähigkeit der Zukunft wird des-
halb die Bedienung digitaler Endgeräte gehören, mit
denen man ins Internet kommt.
· Wir brauchen von Jugend an Medienkompetenz, um Infor-
mationen suchen, finden und bewerten zu können.
Heißt das, Computer sollte es in jedem Klassenzimmer, in
jedem Seminarraum und in jedem Hörsaal geben? „Das
wird es schon mittelfristig heißen, da führt kein Weg dran
vorbei“, betonte Henning. Das habe direkt etwas mit dem
Public Keynote.
Mit einer Diskussionsrunde am 29. Januar zum Thema „Digitale Relevanz“ will
die Learntec die Furcht vor einer „digitalen Demenz“ der jungen Generation vertreiben. Die
Professoren Dr. Gerhard de Haan, FU Berlin, und Dr. Peter Vorderer, Uni Mannheim, klären auf.
Professor Dr. Peter
Henning,
Mitglied
des Kongresskomi-
tees der Learntec.
weltweiten Anstieg der Wissensmenge zu tun. Dabei sollte
natürlich das „Wie“ dieser Entwicklung diskutiert werden –
und diese Arbeit würde auf der Learntec geleistet.
Gefragt nach seiner Haltung zu Professor Dr. Manfred Spit-
zer, Autor des Bestsellers „Digitale Demenz“, der vor einer
Verdummung von Kindern warnt, die zu früh Computer
benutzen, erklärte Henning: „Ich halte von Spitzers Aus-
sagen nichts, weil es nur persönliche Meinungen sind.“
Spitzer ignoriere alle Experten und Studien, die seiner Mei-
nung widersprächen und arbeite methodisch unsauber. So
gebe es zum Beispiel im Umgang mit Computern für Kinder
kein „zu früh“. „Wir können gar nicht früh genug anfangen,
Kinder im Umgang mit digitalen Medien zu schulen, damit
sie die nötigen Kompetenzen entwickeln, sich gegen mög-
liche Gefahren zu wehren.“ Henning glaubt, dass sich digi-
tale Endgeräte bald verbilligen könnten, sodass ein kleiner
Tablet-PC oder ein E-Book-Reader nicht mehr kosten werde
als ein guter Schulfüller. „Der Wandel ist nicht aufzuhal-
ten“, so der Professor. „Wir haben ein Umsetzungspro-
blem, kein prinzipielles Problem.“ Die Learntec sei dazu
da, dieses Umsetzungsproblem zu diskutieren. Dabei sei
es „völlig klar“, dass jede neue Kulturtechnologie den
Menschen auch verändere.
Für Henning lautet eine wichtige Frage: „Wie lernen wir
in Zukunft mit diesen digitalen Endgeräten?“ Solch eine
Veränderung der Lernmethoden und der Arbeitsmethoden
müsse rechtzeitig gelehrt werden und das gehe nicht mit
veralteten Lernmethoden. „Dazu werden Experimente
nötig sein, um einen Weg zu finden, mit der digitalen Wis-
senswelt umzugehen.“ Das gute alte Schulbuch hat nach
Hennings Meinung jedenfalls vollständig ausgedient. Es
sollte so bald wie möglich durch E-Book-Reader ersetzt
werden. Die großen Schulbuchverlage stünden dieser Dis-
kussion aufgeschlossen gegenüber. Das jedenfalls habe
sich schon vor einem Jahr auf den einschlägigen Diskussi-
onsrunden auf der Learntec gezeigt.
Martin Pichler
Foto: Pichler