Seite 50 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_11-12

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training und coaching
50
wirtschaft + weiterbildung
11/12_2013
Im Juni hatte das Wall Street Journal
MBA-Programme ein „neues heißes
Thema“ im MBA-Bereich ausgemacht:
MBA-Programme mit einer Vertiefung in
Logistik. Denn je komplexer globale Or-
ganisationen werden, desto stärker sind
Experten im Supply Chain Management
(SCM) gefragt. Traditionell ist die Logis-
tikbranche bisher eher eine Branche mit
wenigen Akademikern in Führungsposi-
tionen. Doch das ändert sich gerade und
auch die Zahl der MBA-Programme, die
sich auf Supply Chain Management fo-
kussieren, nimmt zu.
Vorreiter war die Eidgenössische Techni-
sche Hochschule (ETH) in Zürich. Bereits
seit zehn Jahren bietet die renommierte
Hochschule einen 18-monatigen berufs-
begleitenden Studiengang zum Executive
MBA in Supply Chain Management (MBA
ETH SCM) an. „Wir bilden keine Fach-
spezialisten aus, sondern Manager, die
wissen, wie das Unternehmen funktio-
niert“, erklärt Professor Stephan Wagner,
akademischer Direktor des Programms.
Das Programm sei daher keineswegs nur
für Logistik-Experten geeignet.
„Unsere Teilnehmer arbeiten im Bereich
Beschaffung, Logistik, Marketing oder
Herstellung und wollen ihr Wissen im
Supply Chain Management vertiefen“,
betont der Professor. Dazu gehörten
Kaufleute, Juristen oder Ingenieure, aber
auch Psychologen. Doch auch für Mit-
arbeiter im engeren Logistikbereich, die
eine Managementposition anstreben, sei
das Studium sinnvoll. „Mit ihrer erwor-
benen Managementkompetenz können
sie auch eine Geschäftseinheit oder Pro-
duktgruppe leiten“, so der Professor. Je
ein Drittel des Programms befasst sich
Logistikbranche setzt auf
MBA-Abschlüsse
MBA 2.
Mit der zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft gewinnt das Supply
Chain Management an Bedeutung. Daher werden auch MBA-Studiengänge mit
dem Schwerpunkt Logistik immer gefragter. Zielgruppe sind dabei keineswegs nur
Fachspezialisten.
mit General Management, SCM und der
globalen Wirtschaft. Dazu gibt es Studi-
entrips in die USA, nach Russland, Japan
und China. Vor Ort lernen die Teilnehmer
an einer Partneruni etwas über Land und
Leute sowie Infrastruktur und Invest-
mentfragen. Zudem gibt es Firmenbesu-
che im In- und Ausland.
In Seattle besuchen sie dabei den Flug-
zeugbauer Boeing. Das war auch für Felix
Treuner ein Highlight. „Man bekommt
direkte Kontakte zum Management, die
man später auch im Job nutzen kann,
um sich mal eine unabhängige Meinung
einzuholen“, schwärmt der Wirtschafts-
ingenieur, der als Manager Material Ma-
nagement Office bei Jet Aviation in Basel
verantwortlich für die termingerechte Ma-
terialplanung und -bereitstellung bei dem
Innenausstatter von Großraumflugzeugen
für Privatkunden ist. Kein einfacher Job,
zumal die Lieferzeiten der Materialien für
die Kundschaft der „fliegenden Paläste“
oftmals extrem lang sind.
Rasante Internationalisierung
Nach neun Jahren Berufstätigkeit wollte
Treuner sein Wissen wieder auffrischen
und seine Supply-Chain-Management-
Kenntnisse vertiefen. „Oft verliert man
sich ja schnell im Tagesgeschäft“, weiß
der Wirtschaftsingenieur. „Für das Pro-
gramm an der ETH sprach insbeson-
dere die Ausrichtung auf Supply Chain
Management, die hohe Internationalität
des Programms und die kleine Klassen-
größe“, erklärt der 36-Jährige. Für ihn
sei das MBA-Studium eine ideale Brücke
zwischen der operativen Seite und einer
strategischen Herangehensweise, das er
jedem Ingenieur ab einer bestimmten
Karrierestufe empfehlen würde. „Wer
eine Kostenstelle verantwortet, braucht
einfach auch ein fundiertes betriebswirt-
schaftliches Wissen“, so Treuner.
Dabei setzte die ETH von Anfang an auch
auf eine enge Verbindung zur Industrie.
So unterstützte das Forum SCM, eine
lockere Industrievereinigung, das Pro-
gramm und ihre Mitglieder wie ABB und
Hilti schickten ihre Mitarbeiter zum MBA-
Studium nach Zürich. Inzwischen kommt
die Mehrheit der maximal 25 Teilnehmer
aus anderen Firmen und aller Welt. 2011
waren unter den 24 Studenten 18 Natio-
nalitäten vertreten. Weniger als die Hälfte
stamme aus dem deutschsprachigen
Raum, erklärt Professor Wagner. Viele
seien aber Mitarbeiter bei einem Schwei-
zer oder einem deutschen Unternehmen.
Bei je einem Drittel der Teilnehmer werde
das Studium voll oder teilweise vom Ar-
beitgeber finanziert. Ein Drittel seien
Selbstzahler. „Manche zahlen das Stu-
dium auch bewusst selbst, weil sie keine
Bindeklauseln unterschreiben wollen“,
beobachtet der Professor.
Der starke Fokus auf die Industrie war
auch einer der Gründe, warum sich Lijun
Yu für das Studium entschied. Der ge-
bürtige Chinese hat in Nürnberg seinen
Diplom-Ingenieur gemacht und ist heute
Area Sales Manager for Centrifuge Tech-
nology bei dem Schweizer Maschinen-
bauunternehmen Ferrum in Schafis­heim.
Sehr hilfreich findet er auch die VIP-Talks
mit Topmanagern und die Live-Fallstu-
dien, die Studenten bearbeiten und ihre
Ergebnisse dann vor den Managern des
Unternehmens präsentieren müssen.
Auch dabei kommen der ETH ihre guten