Seite 64 - wirtschaft_und_weiterbildung_11_12_2011

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fachliteratur
64
wirtschaft + weiterbildung
11/12_2011
Was verbirgt sich eigentlich hinter dem schillernden
Begriff „Scrum“? Eine Methode der Software-Ent-
wicklung? In den Augen von Boris Gloger und André
Häusling jedenfalls nicht. Denn dies sei nur ein Miss-
verständnis, mit denen sich Scrum-Anhänger tagtäg-
lich auseinandersetzen müssen. Ihre These: Scrum
zieht wesentlich weitere Kreise. Es ist keine Entwick-
lungsmethode, sondern vielmehr ein Management-
Framework. Ebenso wenig ist Scrum mit klassischem
Projektmanagement gleichzusetzen. Denn dabei gehe
es nicht darum, ein im Voraus definiertes Endergeb-
nis zu erzeugen. Im Mittelpunkt steht vielmehr ein
Problem, das gelöst werden muss. Der Weg, sprich
wie, bleibt der Kreativität des Einzelnen überlassen.
Auch die Annahme, dass Scrum Mitarbeitern unein-
geschränkte Freiheiten lasse, sei grundlegend falsch.
„Agile Methoden, wie Scrum eine ist, basieren auf
dem sinnvollen Zusammenspiel von: Regeln, Diszi-
plin, Eigenverantwortlichkeit, mitdenken dürfen und
sollen, einander helfen und das eigene Wissen nicht
nur nutzen, um selbst zu glänzen.“ Das heißt, es
gibt sehr wohl ein Regelwerk, innerhalb dessen aber
der Einzelne frei entscheiden kann, vorausgesetzt die
Entscheidungen folgen immer der übergeordneten
Vision.
Ob Scrum in letzter Konsequenz wirklich funktio-
niert, hängt stark von der Organisationskultur ab, in
die es eingebettet wird. Einer der wesentlichen Wand-
lungsprozesse, der auf dem Weg zu einer agilen Or-
ganisation stattfinden muss, ist laut den Autoren die
Abkehr vom abteilungsbezogenen, hierarchischen,
status- und titelgetriebenen Denken. Ohne einen Be-
wusstseinswandel im Management und bei den Mit-
arbeitern, die Geburt eines neuen Führungsverständ-
nisses und einer neuen Unternehmenskultur hat ein
solches Vorhaben letztlich nur wenig Aussicht auf
Erfolg. Die Einführung von Scrum ist in seiner Ge-
samtheit also eine Frage des Change-Managements,
wobei die HR-Abteilung die Aufgabe eines „Katalysa-
tors“ einnimmt. Sie soll einerseits die Kommunika-
tion zwischen Management- und Teamebene in der
Transition unterstützen, gleichzeitig aber auch die
Instrumente des klassischen Personalmanagements
auf agile Erfordernisse adaptieren. Wie das gelingen
kann, möchten die beiden Autoren in „Erfolgreich
mit Scrum“ zeigen. Dabei versprechen sie aber kein
Patentrezept. Was sie dennoch bieten können, sind
ihre Erfahrungswerte und Best Practices.
Boris Gloger/André Häusling:
Erfolgreich mit Scrum – Einflussfaktor Personalmanagement.
Finden und Binden von Mitarbeitern in agilen Unternehmen.
Hanser Verlag, München 2011, 219 Seiten, 34,90 Euro
Was Personaler von Software-
Entwicklern lernen können
Scrum für Einsteiger
Boris Gloger war der erste zertifizierte Scrum-Trainer in
Europa und unterstützt Teams und Organisationen welt-
weit bei der Produktentwicklung mit Scrum.
André Häusling berät als Gründer und CEO der HR Com-
petence Group IT-Unternehmen im Personalmanage-
ment und hat sich mit der Personalberatung „Scrum-
jobs“ auf die Vermittlung von Scrum-Mastern und agilen
IT-Experten spezialisiert.
Boris Gloger
und André
Häusling
AUTOREN