seminarmarkt
04_2011
wirtschaft + weiterbildung
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Die Preisverleihung fand in Anwesenheit
des Staatssekretärs im Wirtschaftsminis-
terium Baden-Württemberg, Richard
Drautz, im Rahmen eines Festakts
beim 6. Freiburger Mittelstandskongress
statt. Ziel des in Deutschland einmaligen
Projekts ist es, die Aufmerksamkeit der
Unternehmen darauf zu lenken, wie sie
ihren Betrieb angesichts des demogra-
fischen Wandels fit für die Zukunft ma-
chen können. Initiator des Awards ist der
Regionalverband Baden-Württemberg
im Bundesverband Deutscher Unterneh-
mensberater (BDU).
„Die diesjährigen Preisträger sind Vor-
bild für viele andere Unternehmen. Sie
haben beispielhafte Projekte aufgelegt,
um den demografischen Wandel zu nut-
zen. Die Mehrzahl der Firmen in Baden-
Württemberg ist derzeit jedoch noch
nicht richtig vorbereitet, demografie-
orientierte Mitarbeiterpotenziale bleiben
ungenutzt“, sagten die beiden Initiatoren
Gerhard Wiesler und Günter Monjau vom
Regionalverband des BDU. Unter den
Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbei-
tern hat die Weleda AG aus Schwäbisch
Gmünd die Jury mit ihrem Projekt „Ge-
nerationen-Netzwerke“ am meisten über-
zeugt. Weleda fördert gezielt den Kontakt
zwischen älteren und jüngeren Mitarbei-
tern. Mit dem Projekt „Generations Work
– Lobby für Jung und Alt“ hat die Trans-
o-flex Schnell-Lieferdienst GmbH & Co.
KG aus Weinheim den Award in der Ka-
tegorie 50 bis 250 Mitarbeiter gewonnen.
In der Kategorie „Unternehmen mit bis
zu 50 Mitarbeitern“ konnte die Jury kein
Leuchtturmprojekt finden. „Das bestätigt
den generellen Befund, dass gerade kleine
Demografie Exzellenz Awards
für Weleda und Trans-o-flex
50PLUS-INITIATIVEN.
Weleda und Trans-o-flex hießen Ende 2010 die Gewinner der
„Demografie Exzellenz Awards 2010“. Mit diesem Preis wurden in diesem Jahr zum
ersten Mal Unternehmen aus Baden-Württemberg ausgezeichnet, die sich in ihren
Betrieben auf vorbildliche Weise der Herausforderung des demografischen Wandels
gestellt haben.
Unternehmen noch häufig Nachholbedarf
dabei haben, ihren Betrieb demografiefest
zu machen“, sagt Wiesler.
Seit Anfang des Jahres 2010 begleitet
die Demografieexpertin Petra Müller
us Schifferstadt
als Coach, Beraterin und Trainerin das
Trans-o-flex-Projekt „Generation Work‘
– Lobby für Jung und Alt“. Um für sich
eine optimale Ausbildung zu ermögli-
chen, befragten die Auszubildenden in
einem Interview Mitarbeiter aller Gene-
rationen. Sie erkundeten deren Werte
und Bedürfnisse für eine gute, produktive
Zusammenarbeit. Dies wurde in einem
Video festgehalten. Im Vorfeld haben die
Auszubildenden für sich ihre Werte und
gewinnbringende Möglichkeiten für die
Zusammenarbeit mit den anderen Gene-
rationen erarbeitet. Im Frühjahr 2011 rich-
teten dann die Auszubildenden in Eigen-
regie in den Firmenräumen einen „Kiosk“
ein als Ort der Begegnung zwischen Jung
und Alt. Der Nutzen des Projekts für das
Unternehmen, die Mitarbeiter und die
Auszubildenden lässt sich laut Müller so
zusammenfasssen: Es kam zu einer …
• … Verbesserung der Arbeitsatmosphäre
zwischen Alt und Jung und somit auch
zu einer Erhöhung der Produktivität
über Abteilungs- und Altersgrenzen hi-
naus
• … Förderung der betrieblichen Kom-
munikation und der sozialen Kompe-
tenzen
• … Förderung von unternehmerischem
Denken und Handeln bei Mitarbeitern
und Azubis
• … Steigerung der Attraktivität als Ar-
beitgeber
• … Sicherung des Wissenstransfers
• … Verstärkung der Außenwirkung in
Richtung Mutterkonzern, Kunden und
Öffentlichkeit.
Den sehr engagierten Auszubildenden
wurde bewusst, wie unterschiedlich die
Werte der Generationen sind und dass da-
durch Herausforderungen und Chancen
für eine gute Zusammenarbeit und den
daraus resultierenden qualitativ hohen
Wissenstransfer entstehen. Die Interview-
partner fühlten sich durch das Interesse
der Azubis an ihrer Meinung sehr wertge-
schätzt. Mitarbeiter erkannten durch das
Projekt die Notwendigkeit einer guten
„Generation Work“. Zudem wurde die
Bedeutung des Themas durch die mehr-
malige persönliche Anwesenheit der Ge-
schäftsführung verstärkt.
Bei den Auszubildenden ist durch das
Projekt ein Anstieg an Selbstbewusst-
sein, Selbstsicherheit und Teamfähigkeit
zu sehen. Mut und Toleranz den Älteren
gegenüber wurden entwickelt und mehr
Verantwortung übernommen für das Han-
deln und Erreichen von Zielen. Es besteht
jetzt mehr Klarheit in den Werten und
dem gegenseitigen Fördern.
Das Ergebnis der Interviews zeigt, dass
bei den älteren Generationen noch ein
starkes Autoritätsgefälle gegenüber den
Jungen vorhanden ist. Zudem wurde
ein Warten auf das Handeln des ande-
ren sichtbar. Es bestand die Gefahr eines
Lehrer-Schüler-Verhältnisses in der Zu-
sammenarbeit. Die Herausforderung für
alle besteht darin, wertschätzend, auf
Win-Win-Basis miteinander umzugehen
und ein gegenseitiges Lernen und Unter-
stützen zu leben.