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wirtschaft + weiterbildung
04_2011
POSITIVE
PSYCHOLOGIE
setzt auf ...
WOZU „POSITIVE PSYCHOLOGIE“?
Zwar stecken hinter den
Ansätzen der „Positiven Psychologie“ und dem daraus
abgeleiteten „Positiven Führen“ durchaus sinnvolle Ansätze,
doch das Thema zieht auch fragwürdige Berater und Trainer an.
Unsere Autorin, die Diplom-Psychologin Bärbel Schwertfeger, hat
das aktuelle Buch „Smile or Die“ der Kritikerin Barbara Ehrenreich
zum Anlass genommen, die Szene der „Positiv-Führen-Bewegung“
unter die Lupe zu nehmen.
titelthema
R
Unnützes
Wunschdenken
Es steht nicht gut um Deutschland, zu-
mindest nach Meinung von Martin Selig-
man, dem Vater der „Positiven Psycholo-
gie“. In einer neuen Studie, an der 46.000
Personen in 23 Ländern teilnahmen, habe
sich gezeigt, dass in Deutschland nur elf
Prozent der Erwachsenen aufblühten.
In Dänemark seien es dagegen 33 Pro-
zent und selbst die Slowenen und Polen
schnitten besser ab. Aufblühen – oder
Flourish – heißt das neueste Modell des
US-Psychologen Seligman.
Statt wie bisher um das Wohlbefinden
(Wellbeing) geht es jetzt um ein Aufblü-
hen (Flourishing). Das umfasst die vier
Variablen positive Emotionen, Bedeutung
und Sinn, positive Beziehungen und Ziel-
erreichung. Ist das alles erfüllt, blüht der
Mensch regelrecht auf, so Seligman auf
einem Vortrag auf dem „Symposium Po-
sitive Psychologie“ im vergangenen Som-
mer in Berlin.
Für das schlechte Abschneiden der Deut-
schen hat der Spiritus-Rektor der „Posi-
tiven Psychologie“ gleich zwei Gründe auf
Lager: einen geschichtlichen und einen
intellektuellen. „Mehr als hundert Jahre
erlernte Hilflosigkeit“ mit zwei Weltkrie-
gen, Inflation und Währungsreform, da
könne man den Menschen nicht vorwer-