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MANAGEMENT
_E-PROCUREMENT
W
enn es um Weiterbil-
dung geht, hört man den
Begriff „E-Procurement“
nur selten. Der Einkauf
von materiellen Gütern über eine elek-
tronische Beschaffungsplattform mit
einigen Anbietern ist in vielen Unterneh-
men zwar bereits Realität, bei Weiterbil-
dungsdienstleistungen dagegen nicht.
Zwar gibt es im Internet bereits einige
Weiterbildungsportale wie zum Beispiel
Seminus, Seminarboerse.de oder auch
Kursnet von der Arbeitsagentur. Aller-
dings sind diese in der Regel nicht als E-
Procurement-Plattform nutzbar oder dies
wird nur selten genutzt.
Kleine Variante: geschlossene Gruppe
Weiterbildungsportale haben für Unter-
nehmen den Vorteil, dass sie dort viele
Anbieter zu verschiedenen Themen an
einem Platz vorfinden. So lassen sich
Preise und Inhalte leichter und schneller
vergleichen. Das Portal „Seminarbewer-
tung“ zum Beispiel bietet Unternehmen
dazu die Möglichkeit, sich entsprechende
Anbieter auszusuchen und diese in einer
geschlossenen Gruppe aufzuführen. Das
Angebot in dieser geschlossenen Gruppe
ist nur registrierten und freigegebenen
Mitgliedern möglich. Die Mitarbeiter
können sehen, welche Seminare ihr Un-
ternehmen empfiehlt. Das funktioniert
ähnlich einer geschlossenen Xing-Grup-
pe, zu der nur bestimmte Personen nach
vorheriger Anmeldung Zugang haben.
Der Mitarbeiter-Account wird dem Un-
ternehmen zugeordnet. Das Portal bleibt
Von
Gudrun Porath
Alles auf einen Klick
EINBLICK.
Produkte und Dienstleistungen online zu bestellen ist heute normal – außer
bei Weiterbildungsleistungen. Dabei könnten Einkauf und HR davon profitieren.
komplett extern und ist nicht in das Intra-
net zu integrieren.
„Eine E-Procurement-Lösung ist es
damit nicht“, sagt Dirk Wieczorek, Ge-
schäftsführer des Portal-Betreibers Ati-
no GmbH, Wuppertal. Aber immerhin
kann das Unternehmen entscheiden,
wer zu diesem Katalog Zugang hat und
wer nicht und welche Anbieter gelistet
werden. In der Regel sei für die Auswahl
immer noch die Personalentwicklung
zuständig; erst wenn sich einMitarbeiter
für ein Seminar entschieden habe und
es buchen möchte, käme der Einkauf ins
Spiel. „Der Einkäufer kontaktiert dann
direkt den Anbieter“, so Wieczorek.
Schnittstelle für den internen Katalog
Noch einfacher wird es, wenn die Mög-
lichkeit besteht, sich einen individuell
auf das eigene Unternehmen angepass-
ten Seminarkatalog zusammenzustel-
len. Über den können die Mitarbeiter
dann Seminare aussuchen und buchen,
die Rechnungsabwicklung erfolgt auto-
matisch und Daten über die gebuchten
Seminare fließen direkt in ein HR-Sys-
tem zurück. Wie eine solche Lösung aus-
sehen kann, zeigt das Konzept des „In-
terne-Seminar-Portal“ der Ishopinshop
GmbH aus Fuschl am See in Österreich.
Vor rund vier Jahren gaben große Kon-
zernkunden die Anregung dazu, doch
dann „fiel es leider der Krise zum Op-
fer“, so Geschäftsführer Volkmar Iro. Es
wurde bis heute nicht umgesetzt.
Herzstück des „Interne-Seminar-Por-
tal“ (ISP) sollte eine Datenschnittstel-
le sein, über die sich aus dem Katalog
der Seminar-Shop-Datenbank interne,
auf die Fachabteilungen abgestimmte
Seminarkataloge zusammenstellen las-
sen. Diese kann das Unternehmen den
Mitarbeitern zugänglich machen. Die
Kataloge lassen sich mit der Personal-
datenbank oder einem bereits vorhan-
denen internen Buchungssystem wie
zum Beispiel der SAP Learning Soluti-
on des Unternehmens verbinden. Gibt
es kein vorhandenes Buchungssystem,
könne das ISP über eine eigene Ober-
fläche in das Intranet oder über eine an
der Firewall freigegebene Internetseite
in das Intranet des Unternehmens ein-
gebunden werden, erklärt Iro.
Häufig Kompetenzgerangel
Dass E-Procurement für Weiterbildungs-
dienstleistungen über Seminarportale
bis heute eher die Ausnahme denn die
Regel ist, liegt sowohl an der teilweise
aufwendigen technischen Anbindung
als auch am Kompetenzgerangel der be-
teiligten Abteilungen HR und Einkauf.
Volkmar Iro hat hier jedoch die Erfah-
rung gemacht, dass es weniger HR und
Einkauf sind, die sich beim Einkauf
von Weiterbildungsdienstleistungen in
die Quere kommen. Es sind eher die
Fachabteilungen, die an beiden vorbei
Weiterbildung für ihre Mitarbeiter ein-
kaufen. „Die zentrale HR-Abteilung hat
häufig nur offiziell eine starke Position,
in der Realität sind die Führungskräfte
in den Fachabteilungen in der stärkeren
Position“, sagt Iro. Für HR sei das eine
schwierige Situation, weil die Daten und
damit der Überblick über den Weiterbil-
dungsstand der Mitarbeiter nicht in der
Personalabteilung ankämen.