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SPEZIAL
_AUSLANDSENTSENDUNG
personalmagazin 02 / 15
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Expat auf dem Laufenden zu halten und
sich gegebenenfalls für ihn einzusetzen.
personalmagazin:
Wie lange sollte man die
eigentliche Rückkehr planen?
Hild:
Die Rückkehr sollte mit einer Vor-
laufzeit von mehreren Monaten und ge-
meinsam mit allen Beteiligten aus der
Fachabteilung und dem Personalbereich
geplant werden. Wichtig ist ein ordentli-
ches De-Briefing: Der im Ausland erwor-
bene Wissenszuwachs und die berufli-
chen Erwartungen des Expats werden
abgefragt, um so die optimale Einsatz-
möglichkeit für ihn zu finden. Wird sein
Erfahrungszuwachs nicht abgerufen,
stellt sich schnell Frust ein.
personalmagazin:
Was kann man aber tun,
wenn die Re-Integration trotz aller Unter-
stützung zu scheitern droht?
Hild:
Mit der Auslandserfahrung kann
sich der gesamte Lebensstil und die
Wertebasis des Expats in dem Maße ver-
ändert haben, dass er bei seiner Rück-
kehr einen Kulturschock erlebt. Der
Personalverantwortliche kann dann ein
interkulturelles Beratungsunternehmen
für ein Rückkehrer-Training einschal-
ten. Diese Trainings geben dem ehema-
ligen Expat Raum für die Aufarbeitung
der gemachten Erfahrungen und zeigen
ihm, wie sich das im Ausland Erlebte
nun in den Alltag integrieren lässt. Dem
Rückkehrer wird bewusst, dass er sich
verändert hat, die Zeit in der Heimat
allerdings während seiner Abwesenheit
auch nicht stehengeblieben ist.
„Kulturschock im eigenen Land“
INTERVIEW.
Nicht nur der Aufenthalt in einem fremden Land kann einen Kulturschock
auslösen. Das Phänomen des Rückkehrschocks erklärt eine Expat-Beraterin.
personalmagazin:
Gut jeder fünfte Expat
verlässt sein Unternehmen im ersten Jahr
nach der Rückkehr wieder. Wie ist das zu
erklären?
Brigitte Hild:
Die meisten denken bei der
Rückkehr von Expats lediglich an orga-
nisatorische Dinge wie etwa die Woh-
nungssuche oder die Anmeldung der
Kinder in Kindergarten oder Schule. Es
geht aber auch um schwerwiegendere
Themen. So passiert es, dass zurückge-
kehrte Mitarbeiter feststellen, dass ihre
alten sozialen Kontakte und beruflichen
Netzwerke kaum noch existieren, sie
eine Anstellung bekommen, die nicht
ihren Erwartungen entspricht oder ih-
nen die Verhaltensmuster des Heimat-
landes fremd erscheinen.
personalmagazin:
Was kann HR hier tun?
Hild:
Unbedingt sollten mit dem zu Ent-
sendenden seine persönlichen Beweg-
gründe für die Entsendung und die be-
ruflichen Erwartungen für die Rückkehr
besprochen werden. Manche Mitarbei-
ter möchten sich mit einer Entsendung
auf persönlicher Ebene weiterentwi-
ckeln, andere sehen im Auslandsein-
satz die Chance auf eine Beförderung.
Personalbereich und Vorgesetzte sind
hier gefordert, nach realistischen Um-
setzungsmöglichkeiten zu suchen, aber
auch falschen Erwartungen rechtzeitig
zu begegnen.
personalmagazin:
Und was kann während
der Entsendung getan werden?
Hild:
Die Betreuung des Expats darf nach
der Abreise nicht auf Eis gelegt werden.
Personal- und Fachabteilung sollten in
kontinuierlichem Kontakt mit dem ent-
sendeten Mitarbeiter stehen und ihn
dazu ermutigen, seine Kontakte und
Netzwerke während seiner Abwesenheit
auch von sich aus zu pflegen. Auch ein
regelmäßiger Besuch in der Heimat ist
hilfreich und kann für einen Zwischen-
bericht genutzt werden. Zusätzlich kann
man darauf achten, solche Besuche in
Zeiträume zu legen, in denen wichtige
Meetings stattfinden. Damit hat der Ex-
pat die Möglichkeit, daran teilzunehmen
und im Team sichtbar zu bleiben. Für die
Berichterstattung von wichtigen Entwick-
lungen in der Firmenzentrale eignet sich
die Benennung eines Mentors im Hei-
matland. Dieser hat die Aufgabe, seinen
Das Interview führte
Katharina Schmitt.
BRIGITTE HILD
ist Expertin des interkultu-
rellen Beratungsunternehmens Crossculture
Academy und Geschäftsführerin des Expat-
Online-Portals Going Global.