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personalmagazin 02 / 15
SZENE
_FRAUENFÖRDERUNG
Männer-Manager-Welt Karriere machen
wollen?
Stachelhaus:
Verbiegen würde ich das
nicht nennen. Aber eine gewisse Anpas-
sung ist hilfreich. Ich spreche schließ-
lich auch Englisch, wenn ich mein
Gegenüber damit besser erreiche. Ent-
scheidend ist, dass sich Frauen – wie
junge aufstiegswillige Männer übrigens
auch – über ihre Wirkung im Klaren
sind. Dann kann eine junge Führungs-
kraft entscheiden, ob und was sie ver-
ändern möchte. Ich selbst habe viele
Trainings gemacht in meiner Zeit bei
Hewlett Packard. Dabei habe ich mich
von außen sehen gelernt. Ich komme
privat gerne in Jeans, aber wenn ich den
Einkaufschef eines traditionellen deut-
schen Unternehmens treffe, dann ist
das nicht hilfreich. Ich möchte verstan-
den werden, habe ein Gesprächsziel,
um das es geht. Man muss aufeinander
achten.
personalmagazin:
Das klingt sehr offen und
kommunikativ. Doch was Frauen sogar
in Spitzenpositionen begegnet, das ist
oft eine in scheinsachliche Argumente
verpackte Geringschätzung.
Stachelhaus:
Natürlich sind mir solche
Dinge auch begegnet, aber ich bin ein
Kämpfer. Ich habe mich auseinanderge-
setzt. Wozu ich den Frauen auch rate.
Nicht jede will das, denn man braucht
ein gutes Selbstbewusstsein, wenn man
sich sehr direkt auseinandersetzt. Doch
es bringt nichts zu warten, bis man
wachgeküsst wird. Offensives Verhal-
ten setzt Selbstvertrauen voraus. Wenn
ich jetzt mit jungen Frauen spreche, die
„Klarheit hilft“
INTERVIEW.
Eon-Beraterin Regine Stachelhaus rät jungen Managerinnen, sich einen
Mentor oder Coach zu suchen und kluges Selbstvertrauen zu entwickeln.
personalmagazin:
Nach jahrelangem Rin-
gen ist die Frauenquote für Aufsichtsräte
politisch durch. Sie waren nie ein Fan der
Quote. Bleiben Sie bei Ihrer ablehnenden
Haltung?
Regine Stachelhaus:
Ich halte die Quote
nicht für ein gutes Instrument, aber sie
schafft Transparenz und Aufmerksam-
keit.
personalmagazin:
Manchmal scheint es, als
erhielten Frauen in Führungspositionen
ein Zuviel an Aufmerksamkeit. Ihre Weib-
lichkeit ist Dauerthema in den Medien.
Und das oft mit negativem Beigeschmack
wie bei Mutti Merkel.
Stachelhaus:
Es ist ärgerlich, wenn eine
erfolgreiche Politikerin und promovier-
te Physikerin von Journalisten ein solch
falsches Bild angeheftet bekommt. Auch
in der Wirtschaft wird teils hämisch
kommentiert, wenn Managerinnen
an die Spitze wollen. Frau sein ist ein
Synonym für anders sein. Und anders
sein, das führt häufig zu Ablehnung.
Bei Managerinnen spielt die Stimme
eine Rolle, die häufig höher ist. Auch
Kleidung und Körpersprache werden
genau registriert. Und leise Zähigkeit
wird nicht so geschätzt wie ein Jetzt-
komme-ich-Auftritt. Wenn ich mit Men-
tees arbeite, dann sage ich den jungen
Frauen immer, dass sie Körpersprache
und Stimme bewusst einsetzen sollen,
weil sie sonst missverstanden werden.
Und sie müssen Machtspielen unter Ma-
nagern gewachsen sein. Das kann man
alles lernen.
personalmagazin:
Ist „Lernen“ ein freundli-
ches Wort für „Anpassen“? Müssen sich
die Frauen verbiegen, wenn sie in der
REGINE STACHELHAUS
ist Juristin,­
stieg bei Hewlett Packard zur Ge-
schäftsführerin auf, wechselte in
gleicher Funktion zur deutschen Unicef
und anschließend zum Energiever-
sorger Eon, wo sie bis Sommer 2013
Personalvorstand blieb. Danach stieg
sie auf eine Beraterfunktion für den
Vorstandsvorsitzenden Johannes
Teyssen um, um mehr Zeit mit ihrem
schwer erkrankten Mann zu verbrin-
gen. Stachelhaus sitzt im Aufsichtsrat
mehrerer internationaler Technikunter-
nehmen.