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RECHT
_CHANGE MANAGEMENT
personalmagazin 03 / 15
P
ersonelleAnpassungengehören
mittlerweile für viele Unterneh-
men zum Tagesgeschäft. Jedoch
stellen massive Personalabbau-
maßnahmen sowohl Geschäftsführung
als auch Personal- und Rechtsabteilung
vor erhebliche Herausforderungen – ge-
rade aufgrund des meist engen Zeitplans
Von
Tobias Neufeld
und der rechtlichen Risiken. Zumal häu-
fig die Informationen und Fäden im Zu-
sammenhang mit HR-Change-Prozessen
nur lose zusammenlaufen. Unterneh-
men geben so eine starke Verhandlungs-
position leichtfertig aus der Hand.
Daher können sogenannte „White-
books“, also Weißbücher, zu einem
zentralen Dokument bei der Planung,
Steuerung und Risikoreduzierung kom-
plexer Personalmaßnahmen werden. Sie
dienen den verschiedenen Stakeholdern
einer Reorganisation als Leitlinie und
als eine Art Bedienungsanleitung oder
Regiehandbuch zur Umsetzung der dort
abgebildeten Projektziele. Zudem ist zu
unterscheiden: Das interne Whitebook
dokumentiert alle mit dem Personalab-
bau verbundenen Maßnahmen und de-
ren wirtschaftliche Notwendigkeit, ein
daraus abgeleitetes externes Whitebook
vereinfacht dagegen die Beratungen mit
den Mitarbeitervertretungen.
Auch Unternehmensberatungen ha-
ben das Whitebook mittlerweile als
Projekttool entdeckt. Entsprechend aus-
gestaltet ist es ein wichtiges Instrument,
um die rechtlichen Anforderungen etwa
bei Massenentlassungen und anderen
Betriebsänderungen gemäß § 111 Be-
triebsverfassungsgesetz (BetrVG) zu
erfüllen. Gerade die Informations- und
Beratungsphase mit dem Betriebsrat
können dadurch erfolgreich und effizi-
ent durchlaufen werden. In ihrer Funk-
tion als eine Art Regiehandbuch beugen
Whitebooks einerseits einer Kostenex-
plosion durch Fehleinschätzung arbeits-
rechtlicher und organisatorischer Fragen
und Abläufe vor. Andererseits stellen sie
ein kongruentes Vorgehen während den
Interessensausgleichs- und Sozialplan-
verhandlungen sicher. Sie können auch
Verzögerungen durch Gutachten der
Mitarbeitervertretung vermeiden.
Ausgangspunkt für ein Whitebook
Ausgangspunkt einer HR-Reorganisati-
on und damit auch eines Whitebook ist
eine unternehmerische Entscheidung
Wo die Fäden zusammenlaufen
ÜBERBLICK.
Rechtliche Risiken gibt es bei Reorganisationen genügend. Für stringente
Prozesse und Verhandlungen mit Mitarbeitervertretungen können Weißbücher helfen.
Ein Whitebook hilft, die
Change-Prozesse und -Pha-
sen zu verknüpfen.
© KOKOUU / ISTOCK