Seite 10 - personalmagazin_2015_03

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SZENE
_BUCHVERÖFFENTLICHUNG
personalmagazin 03 / 15
D
ie Autobiografie ist in der Li-
teratur ein Genre, bei dem
gefährliche Klippen umschifft
werden müssen. Blickt man in
der Ich-Perspektive auf sein Leben zu-
rück, ist die Gefahr groß, dass das „Ich“
zu sehr in den Vordergrund tritt, die
sozialen und historischen Umstände zu
wenig beleuchtet werden und die aktu-
ellen Interessen die Rückschau bestim-
men. Sattelberger hat sich an das Genre
gewagt und sich dabei Mithilfe bei der
SZ-Journalistin Dagmar Deckstein ge-
holt. Natürlich kann Sattelberger eine
Von
Reiner Straub
(Red.)
Heldengeschichte erzählen: Er hat es
aus kleinen Verhältnissen und trotz sei-
ner wilden Jahre in der Außerparlamen-
tarischen Opposition (Apo) ganz nach
oben in der Deutschland AG geschafft. Er
ist längst nicht mehr nur der bekanntes-
te Personalmanager der Republik, auch
in Berliner Regierungskreisen geht er
ein und aus. Über seine Heldentaten hat
er in Interviews Auskunft gegeben, in
seinem Buch erläutert er auf 288 Seiten
viele Details dazu: Wie er bei Daimler
den Ruf als „Papst der Personalentwick-
lung“ erwarb, wie ihm die Gründung
der ersten Corporate University bei der
Lufthansa gelang, wie er die Tarifpolitik
der Telekom neu ausrichtete - was Timo-
theus Höttges, damals Finanzvorstand,
mit „Thomas, Du bist mein Held“ gou-
tierte – und wie er die Frauenquote erst-
mals bei einem Dax-Konzern einführte.
Das Muster seiner Ich-Erzählung - veni,
vidi, vici - wird nur bei Daimler unterbro-
chen, wo er das Unternehmen mit einer
blutigen Nase verlassen musste.
Die spannendste Passage seiner Bio-
grafie handelt von seiner Kindheit und
Jugend, die er unter das Motto „Ein
schwäbischer Rebell“ stellt. Der „kleine
Thomas“, wie er sich selbst nennt, wur-
de als „Pfingstbub“ in Munderkingen,
einem Dorf am Fuße der Schwäbischen
Thomas, du bist ein Held
REZENSION.
Mit seiner Autobiografie „Ich halte nicht die Klappe“ will sich Thomas
Sattelberger selbst ein Denkmal setzen. Eine kritische Würdigung.
In seiner Rückschau hat Thomas Sattelberger sein leidenschaftliches Engagement für die Personalszene ausgeblendet.
© SIGRID REINICHS