Seite 28 - personalmagazin_2014_02

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personalmagazin 02 / 14
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Management
_Executive Education
entsprechendes Onlineprogramm. Oder
ein Unternehmen schult seine Mitarbei-
ter in einemOnline-Kurs, aber besonders
ausgewählte Mitarbeiter werden zum
Präsenzkurs nach Harvard geschickt.
personalmagazin:
Viele Unternehmen wol­
len sich die Professoren aussuchen und
das Programm möglichst selbst gestalten.
Shea:
Wir sind sehr flexibel. Wir arbeiten
engmit denUnternehmenzusammen, um
die jeweils passende Lösung zu finden.
Derzeit haben wir 49 maßgeschneiderte
Programme für einzelne Unternehmen.
personalmagazin:
Immer mehr Unterneh­
men wollen nur noch mit bestimmten
Professoren, aber nicht mehr mit der Busi­
ness School zusammenarbeiten, vor allem
weil das billiger ist. Erlaubt Harvard das?
Und wenn ja, wie vermeidet man, dass
der Schule Geschäft verloren geht?
Shea:
Unsere Dozenten arbeiten zwar
auch direkt mit Organisationen zusam-
men, aber daraus ergeben sich oft neue
Fallstudien, die als neues Material in un-
sere Programme einfließen. So machen
wir das beispielsweise mit Bertelsmann,
Henkel und Thyssen-Krupp.
personalmagazin:
Welche Trends sehen Sie
im Bereich Executive Education?
Shea:
Das Verständnis über die Rolle der
Schwellenländer in der globalen Wirt-
schaft ist ein wichtiges Thema. Aber
auch der Bereich Energie und das Thema
Frauen in Führungspositionen werden
künftig eine größere Rolle spielen.
personalmagazin:
Warum sollen deutsche
Manager nach Harvard gehen, um dort
von amerikanischen Professoren zu ler­
nen, wie man ein Unternehmen führt?
William D. Shea:
Erstens sind viele unserer
Professoren keine Amerikaner. Zwei-
tens arbeiten sie an Beratungsprojekten
in der ganzen Welt, schreiben Fallstu-
dien über internationale Unternehmen
und lehren auch in China oder Indien.
Es geht doch vor allem darum, wie man
heute ein globales Unternehmen führt.
personalmagazin:
Welche Rolle spielt
Deutschland für Harvard?
Shea:
Unsere Professoren arbeiten gern
mit deutschen Firmen, um von ihnen zu
lernen, vor allem vom Mittelstand. Wir
arbeiten seit Jahren mit zahlreichen deut-
schen Firmen zusammen. Die schicken ih-
re Mitarbeiter sogar zum Teil zu unseren
Programmen in den USA, Indien oder Chi-
na. Deutschland hat noch viel Potenzial.
personalmagazin:
Das achtwöchige Ad­
vanced Management Program (AMP) in
Boston kostet 75.000 US-Dollar. Das kann
sich doch kein Mittelständler leisten.
Shea:
Der Preis ist nicht das Problem. Wir
haben viele Teilnehmer aus kleineren
Firmen. Für das AMP gibt es sogar eine
Warteliste.
personalmagazin:
Immer mehr Topschulen
setzen auf Onlineangebote. Sehen Sie da
eine Gefahr für Ihre teuren Präsenzkurse?
Shea:
Der Bereich Harvard Business
School Publishing bietet schon seit eini-
gen Jahren Onlinekurse mit Harvard-In-
halten an. Im Lauf der Zeit hat man dann
Moderatoren integriert und lädt auch
Professoren für Onlinediskussionen ein.
Inzwischen bieten sie auch Customized
Programme an, auch für deutsche Fir-
men. Die kaufen dann einen Onlinekurs
für eine größere Gruppe Mitarbeiter und
zudem fliegt vielleicht ein Professor für
zwei Tage ein, um vor hundert Mitarbei-
tern über seine Forschung zu berichten.
personalmagazin:
Wird die Publishing-
Abteilung damit nicht zum Konkurrenten
für den Bereich Executive Education?
Shea:
Mittlerweise arbeiten wir sogar zu-
sammen. Das ist ein fließender Prozess.
Ein Topmanager besucht das AMP und
möchte, dass die zweite Führungsebene
ein ähnliches Programm absolviert. Aber
das ist ihm zu teuer. Dann kauft er ein
William D. Shea
ist Director Corporate
Relations and Market Development an der
Harvard Business School.
Das Interview führte
Bärbel Schwertfeger.
„Der Preis ist kein Problem“
INTERVIEW.
William Shea von der Harvard Business School spricht über Trends in der
Managerweiterbildung und die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen.
© Harvard Business School