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Szene
_personalpolitik
personalmagazin 03 / 14
verständigt. Dies hatten wir im Zuge der
Überprüfung der Personalplanung Ende
2013 vereinbart.
personalmagazin:
Ist die Personalplanung
in einem so großen Unternehmen die
größte Herausforderung, die ein Perso-
nalvorstand zu bewältigen hat? Thomas
Sattelberger hat im Interview mit uns an-
lässlich seines Austritts aus der Telekom
von der „Königsdisziplin“ gesprochen.
Weber:
Die Personalplanung ist eines der
Kernthemen für einen Personalvorstand,
da stimme ich zu. Wenn die Personalpla-
nung nicht professionell betrieben wird,
können die unternehmerischen Ziele
eines Konzerns nicht erreicht werden. Als
Deutsche Bahn sind wir ein Dienstleister,
der eine große technische Infrastruktur
betreibt: Schienen, Signalanlagen, Stell-
werke, Energieversorgung, Bahnhöfe, IT.
Wir werden aber in aller ­erster Linie nur
durch unsere Beziehungen zum Kunden
wahrgenommen, ob die Züge pünktlich
und sauber sind und ob unsere Kolle-
gen draußen kundenorientiert handeln.
Wenn die Personalseite sowohl in Quan-
tität als auch Qualität nicht stimmt, dann
gerät das gesamte Unternehmen auf die
schiefe Ebene. Insofern ist die Personal-
planung ein Kernthema.
personalmagazin:
Als Sie 2009 zur Bahn
kamen, haben Sie einen Schwenk
eingeleitet. Nach einer langen Phase des
Personalabbaus haben Sie wieder Leute
eingestellt, 30.000 neue Mitarbeiter al-
lein in den letzten drei Jahren. Das wurde
bei den Diskussionen über Mainz völlig
übersehen. Was lernen Sie daraus?
„Eine Frage der Ehre“
INTERVIEW.
Über das Stellwerk-Chaos in Mainz und Personalpolitik im Rampenlicht
sprachen wir mit dem Personalvorstand der Deutschen Bahn, Ulrich Weber.
personalmagazin:
Sie sind schon drei
Jahrzehnte im Personalmanagement tätig
und hatten viele Krisen zu bewältigen:
Zechenstilllegungen, Streiks, Kanzler-
auftritte. Nach dem Stellwerk-Chaos in
Mainz hat die gesamte Republik über ih-
re Personalpolitik diskutiert. War das Ihr
schwerstes Jahr als Personalmanager?
Ulrich Weber:
Fest steht: Es hat uns alle,
mich eingeschlossen, sehr beschäftigt
und mächtig geärgert. Ich habe sehr früh
erklärt, dass Mainz nicht hätte passieren
dürfen. Das steht für mich außer Frage.
Wir haben daraus Konsequenzen gezo-
gen. Mainz hat einige Monate im zweiten
Halbjahr bestimmt, auch wenn meine
persönliche HR-Bilanz für 2013 ausge-
wogener aussieht. Das macht auch den
Unterschied zu früheren Tätigkeiten als
Arbeitsdirektor aus: Obwohl ich über 30
Jahre im Geschäft bin, ist es beim Kon-
zern Deutsche Bahn immer noch etwas
anderes, denn das Unternehmen DB wird
so öffentlich wahrgenommen wie kaum
ein anderes. Das macht den Reiz aus,
aber man muss sich daran gewöhnen.
personalmagazin:
In vielen Zeitungen war
von „verfehlter Personalpolitik der Bahn“
die Rede. Haben Sie eine dicke Haut oder
nimmt Sie das auch persönlich mit?
Weber:
Die öffentliche Kritik hat mich be-
wegt. Es ist auch eine Frage der Ehre und
des persönlichen Ehrgeizes. Dabei geht es
nicht nur ummich, sondern um die Arbeit
der vielen Kollegen in den HR-Bereichen
des Konzerns, die herabgewürdigt wurde.
personalmagazin:
In der Öffentlichkeit
wurde die Personalplanung kritisiert.
In Mainz war das Problem, dass von 15
Fahrdienstleitern vier krank und drei in
Urlaub waren. Andere Mitarbeiter konn-
ten wegen des fehlenden Spezial­wissens
nicht einspringen. Sind die Job­profile der
Fahrdienstleiter zu eng definiert?
Weber:
Für Spezialistenfunktionen, die
längere Qualifizierungszeiten benötigen,
ist die Personalplanung besonders an-
spruchsvoll. Fahrdienstleiter beispiels-
weise brauchen eine längere Einarbei-
tung vor Ort, um den Beruf ausüben zu
können. Für die Personalplanung heißt
das, dass wir mit einer Qualifizierungs-
zeit vor dem eigentlichen Einsatz planen
müssen. Darüber hinaus benötigen wir
für kurzfristige Lösungen eine Reserve
von Kollegen, die woanders arbeiten,
aber im Notfall einspringen können. Das
funktioniert im Regelfall. Wir tun alles,
um so etwas wie im letzten Sommer
künftig zu vermeiden. Auch haben sich
DB und Konzernbetriebsrat auf verbind-
liche Standards bei der Personalplanung
„Die öffentliche Kritik
an der Personalpolitik
der Deutschen Bahn
hat mich bewegt. Das
ist auch eine Frage der
Ehre und des persönli-
chen Ehrgeizes.“