Seite 56 - personalmagazin_2014_12

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personalmagazin 12 / 14
K
aum eine Woche vergeht, in
der nicht neue Zahlen zu psy-
chischen Belastungen und
Erkrankungen veröffentlicht
und diskutiert werden. Die Brisanz
des Themas für Unternehmen zeigen
Erhebungen wie der Stressreport der
Bundesregierung oder die Gesundheits-
berichte der Krankenkassen: Psychische
Erkrankungen entwickeln sich zu einer
der bedeutendsten Diagnosegruppen
hinsichtlich der Ursachen für Krank-
schreibungen. Die durchschnittliche
Krankheitsdauer und die damit verbun-
dene Arbeitsunfähigkeit des einzelnen
Mitarbeiters liegt im Vergleich zu ande-
ren Erkrankungen nahezu beim Drei-
Von
Fabian Arimond
fachen. Schon heute stellen psychische
Einschränkungen die häufigste Ursache
dauerhafter Erwerbsminderung oder
Erwerbsunfähigkeit dar; der Anteil der
vorzeitigen Verrentungen stieg in den
vergangenen 20 Jahren von 15 Prozent
(1993) auf 42 Prozent (2012). Hinzu
kommt, dass ein durch psychisches Lei-
den bedingtes vorzeitiges Ausscheiden
aus dem Arbeitsleben (durchschnittlich
mit 48 Jahren) so früh erfolgt, wie mit
Abstand bei keiner anderen Erkrankung.
Neben den Belastungen für jeden ein-
zelnen Betroffenen bedingt diese Ent-
wicklung massive volkswirtschaftliche
Gesamtschäden, die allein am Beispiel
der Depression im Rahmen einer Stu-
die der Allianz Deutschland AG und des
Rheinisch-Westfälischen Instituts für
Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2011
auf knapp 22 Milliarden Euro jährlich
beziffert werden.
Zunehmende Bedeutung ohne
tatsächliche Zunahme
Doch trotz der zunehmenden gesell-
schaftlichen, wie auch ökonomischen
und sozialpolitischen Bedeutung psy-
chischer Erkrankungen, konnte eine
tatsächliche reelle Zunahme der Erkran-
kungslast in der Bevölkerung bisher
nicht festgestellt werden. Das zeigen
Studien der Forschungsgruppe um Pro-
fessor Frank Jacobi an der Psychologi-
schen Hochschule Berlin. Wie erklärt
sich also dieser Befund?
Zumeist wird der statistische Anstieg
auf eine höhere Sensibilität und eine
Prävention statt Arbeitsausfall
EINBLICK.
Die Therapie psychisch belasteter Arbeitnehmer beginnt oft erst, wenn die
Krankheit zutage tritt. Doch solchen Fehlzeiten kann auch frühzeitig begegnet werden.
Ganz entspannt im Hier und Jetzt?
Im Arbeitsalltag gilt meist noch das
Gegenteil.
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