Seite 3 - personalmagazin_2014_12

Basic HTML-Version

3
EDITORIAL
12 / 14 personalmagazin
Liebe Leserinnen und Leser,
dieser Tage habe ich mich sehr über Personaler geärgert, die folgender
Aussage im Social Web ihr „Like“ gegeben haben: „Der Erfolg im
Job hängt zu fünf Prozent von Ausbildung, 15 Prozent von der Be-
rufserfahrung und 80 Prozent von den Kommunikationsfähigkeiten
ab.“ Wollen wir tatsächlich Unternehmen formen, die zu einem Hort
von Selbstdarstellern verkommen? Wo bleibt die Wertschätzung der
Ingenieurskunst oder Abrechnungskompetenz? Neulich erzählte mir
eine Abiturientin aus gutem
Hause, dass sie einen
Ferien­job im Krankenhaus
nur deshalb mache, weil das
im Lebenslauf gut aussehe.
Was ist das für eine innere
Haltung?
Zum Glück holt die Realität
die Scheinwelt immer wie-
der ein. Das zeigte beispiel-
haft der Fall des Ministers
zu Guttenberg, der seinen
Lebenslauf frisierte. Perso-
naler sollten auf so etwas
nicht hereinfallen – und umgekehrt auch selbst nicht den gleichen
Fehler begehen, zum Beispiel beim Employer Branding, Titelthema in
diesem Heft. Ein cooles Unternehmensimage hält nur bis zu dem Tag,
an dem den Mitarbeitern wegen einer Umstrukturierung schmerzliche
Nachrichten übermittelt werden. Dann zeigt sich, ob das Branding der
Realität standhält. Die meisten Menschen haben dafür ein Gespür,
wie eine aktuelle Umfrage zur Glaubwürdigkeit der Berufe zeigt. Das
Vertrauen in Marketingfachleute ist besonders gering, noch geringer
als das in uns Journalisten. An der Spitze der Glaubwürdigkeit stehen
übrigens Feuerwehrleute und Krankenschwestern, die in ihrem Beruf
hart anpacken müssen.
Ihr
„Spätestens
beim Per-
sonalabbau
zeigt sich,
ob der Em-
ployer Brand der Realität
standhält. Das Sein ist
stärker als der Schein.“
Reiner Straub, Herausgeber