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personalmagazin 07 / 14
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
management
_Teilzeitmodelle
die Führungskraft beispielsweise teilzeit-
bedingt an einem Management-Board-
Meeting nicht teilnehmen kann, schickt
sie ihren Vertreter, der dort auch als sol-
cher akzeptiert ist. So ist sichergestellt,
dass die Führungskraft aktuelle Informa-
tionen trotz Teilzeit pünktlich bekommt
und auch pünktlich weitergeben kann.
Wir haben während der Pilotierung die
Erfahrung gemacht, dass das Modell eine
Win-win-Situation für beide Seiten ist:
Für den Vertreter ist es eine hohe Wert-
schätzung, ins Vertrauen gezogen zu wer-
den. Und es ist für ihn eine Möglichkeit,
auf eine andere Ebene zu schnuppern.
Das hat also etwas mit Personalentwick-
lung und mit Motivation zu tun. Und die
Führungskraft kann sicherstellen, dass
sie alle wichtigen Informationen erhält,
ohne immer selbst präsent sein zu müs-
sen.
personalmagazin:
Die Telekom hat bei-
spielsweise jetzt für Teilzeitkräfte ein
Rückkehrrecht auf Vollzeit eingeführt.
Planen Sie Ähnliches?
Warkus:
Wir haben jetzt im Rahmen der
Teilzeitkampagne ein neues Modell
eingeführt, das sich Schnupperteilzeit
nennt. Das geht in eine ähnliche Rich-
tung. Schnupperteilzeit bedeutet, dass
Mitarbeiter für eine bestimmte Lebens-
phase befristet – in der Regel sechs bis
zwölf Monate – Teilzeit „ausprobieren“
können. Wenn die Befristung ausläuft,
kehrt der Mitarbeiter wieder in Vollzeit
zurück. Darüber hinaus sprechen wir für
Mütter, die sehr schnell wieder aus der
Elternzeit zurückkehren – das heißt bei
uns nach sechs Monaten –, eine Rück-
„Teilzeit ist kein Karrierekiller“
INTERVIEW.
Die Commerzbank will mit einer Kampagne ihre Teilzeitangebote bewer-
ben und den Kulturwandel vorantreiben. Alexandra Warkus erläutert Inhalte und Ziele.
personalmagazin:
Wie hoch ist die Teilzeit-
quote bei der Commerzbank?
Alexandra Warkus:
Unsere Teilzeitquote hat
sich in den vergangenen Jahren konti-
nuierlich verbessert. Ende 2011 lagen
wir bei rund 21 Prozent, Ende 2013 bei
23 Prozent. Und die Zahlen nach dem
ersten Quartal 2014 zeigen eine weitere
Tendenz nach oben, wir liegen aktuell
bei 24,5 Prozent. Das freut uns und zeigt,
dass wir auf dem richtigen Weg sind. Auf
Führungspositionen sind Teilzeitmitar-
beiter nach wie vor die Ausnahme, die
Tendenz ist aber auch hier steigend.
personalmagazin:
Trotz dieser guten Ent-
wicklung haben Sie kürzlich extra eine
Teilzeitkampagne gestartet. Warum? Und
was ist das Ziel?
Warkus:
Natürlich haben wir schon seit
vielen Jahren Teilzeitangebote. Aber ins-
besondere mit Blick auf unsere lebens-
phasenorientierte Personalarbeit haben
wir das Thema vor einem Jahr nochmal
auf die Agenda gesetzt und geschaut, wie
wir unsere Modelle weiterentwickeln
können, um den Zukunftsherausforde-
rungen noch besser gerecht zu werden.
Wir wollen transparent machen, welche
Modelle wir überhaupt anbieten, und
wir wollen über die Kampagne auch die
Akzeptanz für Teilzeit in der Bank weiter
erhöhen.
personalmagazin:
Welche Maßnahmen
beinhaltet die Kampagne?
Warkus:
Wir haben unsere bestehenden
Teilzeitangebote weiterentwickelt und
darüber hinaus neue, innovative Modelle
aufgesetzt. Einer der Schwerpunkte war
das Thema Führen in Teilzeit. Beim „Top-
Sharing“ teilen sich zwei Führungskräfte
die fachliche und disziplinarische Füh-
rung. Als neues Modell haben wir hier
beispielsweise das sogenannte Vertreter-
modell für Führungskräfte eingeführt.
personalmagazin:
Wie sieht dieses Vertreter-
modell konkret aus?
Warkus:
Es funktioniert so, dass die
Teilzeitführungskraft einen ständigen
fachlichen Vertreter – auch außerhalb
urlaubsbedingter Abwesenheiten – etab­
liert. Die disziplinarische Führung bleibt
bei der Führungskraft. Diese ist aber
bei fachlichen Themen entlastet. Im Ar-
beitsalltag kann das so aussehen: Wenn
Alexandra Warkus
ist HR-Bereichs-
leiterin Principles & Guidelines bei der
Commerzbank in Frankfurt am Main und
arbeitet selbst als Führungskraft in Teilzeit.
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